Sturm der Verfuehrung
meinen eigenen Haushalt habe, finde ich sicher allerhand Brauchbares darin.«
»Sicher.«
Sie wunderte sich über Sinclairs seltsam ausdruckslosen Ton, aber dann wurde sie abgelenkt, denn auf dem Korridor näherten sich Schritte. Sarah und Sinclair drehten sich gerade rechtzeitig um, um Charlie den Raum betreten zu sehen.
Sie lächelte ihn an, doch sein Blick ruhte auf dem unerwarteten Besucher. Und dieser Blick war merkwürdig hart... herausfordernd? »Mr Sinclair hat dir Zeitungen gebracht«, erklärte sie ihm.
Sinclair ging lächelnd auf ihn zu und streckte ihm die Blätter entgegen. »Die Investment-Reports, die ich erwähnte.«
Charlies Anspannung ließ nach. »Ah - ich danke Ihnen.« Jetzt lächelte auch er. »Gehen wir in die Bibliothek - dann können Sie mich damit vertraut machen.« Er schaute an Sinclair vorbei zu Sarah. »Entschuldigst du uns, meine Liebe?«
Eine rethorische Frage. Sie zwang sich zu einem liebenswürdigen Lächeln und beantwortete Sinclairs Verbeugung und Charlies kurzes Nicken mit einem kleinen Knicks. Die Herren entfernten sich, und Sarah ging zu dem Sekretär, öffnete ihn und stellte das Tagebuch in das Fach darin.
Dann schloss sie die Klappe wieder und starrte nachdenklich darauf hinunter.
Nach einer Weile drehte sie sich um und betrachtete den Raum mit seiner Eleganz und unaufdringlichen Pracht, dem sie ihr Siegel aufgedrückt hatte.
Es war ein hübsches Zimmer, und jetzt gehörte es ihr.
Verdammter Sinclair - sie hatte es sich ganz anders vorgestellt, Charlie ihr neues Reich vorzuführen.
Nun, sie könnte sich ihm ja heute Abend widmen, wenn sie allein waren. Vielleicht fiele ihr noch eine andere Variante ein, ihm ihre Wertschätzung zu beweisen.
Im Gedanken daran durchquerte sie den Raum und schloss die Fenstertür.
Charlies Familie - Serena, Augusta, Jeremy, die Schwestern und ihre Ehemänner - reiste am nächsten Tag ab, und alle versammelten sich am Vormittag auf dem Vorplatz, um sie zu verabschieden.
Lachend und lächelnd, einander und den Lakaien und Dienstmädchen, die mit Schachteln und Taschen angelaufen kamen, Ermahnungen zurufend, verteilte sich die Gesellschaft auf die drei wartenden Kutschen.
Sarah, die oben auf der Freitreppe stand, um ihren neuen Verwandten nachzuwinken, bedauerte, sie gehen zu sehen, war jedoch auch erleichtert. Serena hatte recht gehabt damit, dass ein junges Paar ein paar Wochen allein sein musste, um sich in seinem gemeinsamen Leben einzurichten.
Serena verließ das Haus als Letzte. Sie hüllte Sarah in eine herzliche, duftende Umarmung und flüsterte ihr zu: »Hab Geduld, meine Liebe - dann wird alles gut.«
Sarah erwiderte die Umarmung, trat zurück und begegnete den klugen Augen ihrer Schwiegermutter lächelnd und zuversichtlich. »Ich werde es beherzigen.« Gleichgültig, ob Serena sich mit ihrer Bemerkung auf Charlie, den Haushalt oder beides bezogen hatte -Sarah war ziemlich sicher, dass wirklich alles gut werden würde.
Serena wandte sich Charlie zu, reichte ihm die Hand und ließ sich von ihm die Stufen hinunter und zu ihrer Kutsche führen.
Kurz davor blieb sie stehen und schaute zu ihm auf.
Wie erwartet entdeckte er Besorgnis in ihrem Blick. Sie studierte einen Moment lang sein Gesicht und legte dann eine behandschuhte Hand an seine Wange. »Du hast mit Sarah eine gute Wahl getroffen -pass auf sie auf.« Plötzlich zuckte ein Lächeln um ihre Mundwinkel. »Und auf dich selbst natürlich auch.«
Er erwiderte ihr Lächeln. »Pass auf dich auf« waren schon seit seiner Kindheit Serenas Abschiedsworte an ihn.
Sie tätschelte seine Wange und drehte sich dann der offenen Kutschentür zu. Charlie half seiner Mutter das Treppchen hinauf und trat dann zurück, damit der Lakai die Tür schließen konnte.
Nach einer grüßenden Geste für Serena und Augusta und einem Nicken für Jeremy, der sich entschieden hatte, die Reise auf dem Kutschbock anzutreten, kehrte Charlie zu Sarah zurück, um den Scheidenden mit ihr gemeinsam nachzuwinken. Als die letzte Kutsche die Auffahrt hinunterrumpelte, wurde er sich der Wärme bewusst, die der Körper seiner Frau ausstrahlte. Eingedenk seiner ersten Pflicht trat er einen Schritt zur Seite.
Sarah wandte sich ihm zu. Glück leuchtete aus ihren Augen. »Ich dachte, da du heute noch nicht ausgeritten bist, könnten wir das vielleicht miteinander tun. Ich war seit Tagen nicht mit Blacktail unterwegs. «
Die Versuchung, ihren Einfall aufzugreifen, die Chance zu nutzen, mit ihr zu entspannen
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