Sturm der Verfuehrung
verging, als sein letzter Rest von Willenskraft geschwunden war und er sich ihres aus freien Stücken seiner Willkür unterworfenen Körpers bedient hatte, um seinerseits Erfüllung zu finden - und ebenso wenig wie die tief empfundene Freude darüber, diese undefinierbaren, nicht greifbaren Momente danach mit ihr zu teilen. Sie war anders als alle anderen Frauen, würde es immer sein, und er war wider besseres Wissen nicht bereit, auf sie zu verzichten. Auf das, was sie ihm gab.
Sie war seine Gefährtin. Er hatte sie erobert, sie hatte sich ihm bereitwillig ergeben, sie würde die Mutter seiner Erben sein.
Und was seinen Besitzanspruch anging, so hatte sie diesen Teil seines Selbst erweckt, von dessen Existenz er nichts gewusst hatte, und damit musste er nun leben.
Hier in diesem Zimmer mit ihr allein konnte er nicht verbergen, was er für sie empfand, wie viel sie ihm bedeutete. Hier in diesem Zimmer mit ihr allein war das Verlangen, sie zu besitzen, einfach zu stark, der Wunsch, ihr Genuss zu bereiten, ein unerwarteter Antrieb. Es war nicht mehr einfach nur sein Ziel, sie zu nehmen - falls es das je gewesen war. Er verspürte den unwiderstehlichen Drang zu geben, ihr nicht nur sinnliche Freuden zu bereiten, sondern sie auch auf jede erdenkliche Art zu beschützen und zu umsorgen.
Das sah er als seine Pflicht an.
Doch seine Pflicht betraf nicht nur sie. Ursprünglich hatte eine noch bedeutendere Pflicht ihn zu dieser Heirat bewogen. Und diese bedeutendere Pflicht war noch immer aktuell, verlangte seine Loyalität, seine Umsicht und sein Engagement. Seine Fürsorge.
Er war der Verteidiger und Bewahrer seines Titels, seiner Ländereien, seiner Leute, und ihm oblag es, über all das zu wachen, sowohl für die Sicherheit als auch das Fortbestehen seines Earldoms zu sorgen. In diese Pflicht war er hineingeboren worden, und er würde sich ihr weder entziehen noch sie vernachlässigen. Nicht einmal um Sarahs willen.
Und schon gar nicht um seiner selbst und seines Genusses willen.
Zwei Pflichten, beide zwingend. Für einen anderen Mann wäre es kein Problem gewesen, beiden gerecht zu werden, doch für ihn könnte sich ein großes Problem daraus ergeben. Aber er würde beidem gerecht werden müssen - der Liebe, die sich zwischen Sarah und ihm entwickelt hatte, und der Verpflichtung, seine Entscheidungen ohne Rücksicht auf diese Liebe zu treffen. Er durfte nicht zulassen, dass seine Liebe zu einer Besessenheit wurde, die sein Tun und Denken beherrschte.
Den Blick in die Unendlichkeit gerichtet, durchlebte er noch einmal den vergangenen Tag und die Nacht, die sich daran angeschlossen hatte.
Dann dachte er über seinen neuen Plan nach, betrachtete ihn kritisch von allen Seiten.
Es würde schwierig werden, aber unmöglich war es nicht.
Und er hatte keine Wahl.
Sarah begann den zweiten Tag ihrer Ehe wesentlich zuversichtlicher und ruhiger als den ersten. Charlie wahrte zwar beim Frühstück und Mittagessen wieder Distanz zu ihr, doch nach der letzten Nacht hegte sie nicht länger Zweifel an der Natur seiner Gefühle für sie.
Seine Familie war noch da und sehr präsent, und ihre Anwesenheit schien ihn zu irritieren. Außerdem erschien es Sarah einleuchtend, dass er Zeit brauchte, um sich an sie zu gewöhnen und zu lernen, mit ihr umzugehen. Sicher, er hatte die Ehen seiner Schwestern als Beispiel und natürlich auch die von Alathea und Gabriel und von seinen Eltern, doch als Mann, der er nun einmal war, hatte er sicher nicht darauf geachtet, wie diese Gentlemen mit ihren Ehefrauen umgingen.
Aber er besaß einen wachen Verstand und würde es schnell lernen, und außerdem hatten sie alle Zeit der Welt - ihr restliches Leben.
Und so lag den ganzen Tag ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Keine Sorgenwolken verdunkelten ihren Ehehimmel, und Vorfreude auf den Abend beflügelte sie.
Nach dem Mittagessen ritten Charlie, Alec und Jeremy aus. Serena und ihre Töchter setzten sich zum Plaudern in den Salon, den Serena vor vielen Jahren zu ihrem Reich erkoren hatte, und Sarah begab sich, um ihre Sachen auszupacken, in den Raum, den sie sich als ihr Wohnzimmer ausgesucht hatte.
Offenbar hatte jede Countess ihr eigenes Wohnzimmer. Am Morgen hatte Serena ihr die Empfangsräume des riesigen Hauses gezeigt, von denen viele nicht regelmäßig benutzt wurden.
»Es gibt reichlich Auswahl hier«, sagte Serena, »du musst dich nicht verpflichtet fühlen, das Zimmer zu nehmen, das ich mir damals aussuchte.«
Als sie in das am Ende des
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