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Sturm der Verfuehrung

Titel: Sturm der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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unter Harris’ kundiger Führung die weitläufige Gartenanlage zu besichtigen, seinen Erläuterungen der Eigenheiten von Sträuchern und Bäumen zu lauschen, Ansichten über die schönsten Farben für die Blumenbeete entlang der Rasenflächen auszutauschen und sich dann bei der Suche nach einem geeigneten Platz für Mr Quilley helfen zu lassen, hatte eine beruhigende Wirkung. Sie fand ihr inneres Gleichgewicht so weit wieder, dass ihre Gedanken nicht mehr ihren Zorn befeuerten, sondern ihre Entschlossenheit.
    Charlie war schwierig, aber sie wusste, was sie wollte, und war entschlossen, es zu erreichen, auch die Tage ihrer Ehe mit Liebe zu füllen - um ihrer beider willen.
    Während des schweigsam eingenommenen Abendessens und der anschließenden Stunde im Salon, wo er las und sie stickte - ein Bild ehelicher Häuslichkeit -, beobachtete sie ihn verstohlen, konnte in seiner Miene jedoch keine Erklärung für sein seltsames Verhalten entdecken.
    Sie hatte keine Ahnung, warum er sich scheute, außerhalb ihres gemeinsamen Schlafzimmers auch nur eine Spur seiner Zuneigung für sie erkennen zu lassen, doch die Vernunft sagte ihr, dass sie dies mit Beharrlichkeit ändern könnte.
    Und so machte sie, nach einer weiteren Winternacht voller sinnlicher Freuden, in der sie ihm keinen Mangel an Gefühl vorzuwerfen gehabt hatte, den nächsten Versuch. Als sie im Reitkostüm nach unten kam, stieß sie buchstäblich mit Charlie zusammen, der das Frühstückszimmer gerade verlassen wollte.
    Sie fuhr zurück. »Oh!«
    Er umfasste ihre Ellbogen, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, und ließ sie dann los.
    Sarah lächelte zu ihm auf. »Gott sei Dank bist du noch nicht weg. Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, mich zum Waisenhaus zu begleiten. Die Jungen haben nach dir gefragt ...«
    »Tut mir leid.« Er trat einen Schritt zurück, und sein Gesicht versteinerte. »Ich werde zu Sinclair reiten. Er hat Papiere, die ich mir ansehen muss.«
    »Oh.« Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Züge entgleisten, spürte regelrecht, wie ihr Glücksgefühl zusammen mit ihrem Lächeln erstarb. Doch im nächsten Moment fasste sie sich, unterdrückte ihren aufsteigenden Zorn und ermahnte sich: Bleib beharrlich. »Nun«, meinte sie äußerlich gelassen, »da Mr Sinclair sich am Ortsrand von Crowcombe eingemietet hat - in Finley House, das sagte er doch, oder? -, können wir ja wenigstens bis dorthin zusammen reiten.«
    Sein Blick begegnete dem ihren, irrte jedoch gleich wieder ab. »Ich muss noch ein paar Briefe schreiben, und ich weiß nicht, wie lange ich dafür brauchen werde. Du musst doch um zehn Uhr im Waisenhaus sein, nicht wahr?«
    Er schaute über die Schulter zur Kaminuhr. Sarah folgte seinem Blick - es war kurz vor neun.
    »Du musst dich beeilen.« Charlies Stimme war ausdruckslos. Nach einem kurzen Blick deutete er eine Verbeugung an. »Wenn du mich entschuldigst, überlasse ich dich jetzt deinem Frühstück.«
    Sie blieb in der Tür stehen und starrte auf die Kaminuhr, während sie Charlies Schritte in dem langen Korridor verklingen hörte.
    Charlie hatte zwar nicht wirklich vorgehabt, Malcolm Sinclair zu besuchen, doch die Ausrede war naheliegend gewesen. Da er jedes Mal bei ihren Gesprächen über die Eisenbahngesellschaften und ihre Finanzierung tiefer in das Thema eindrang, war ihm jeder Anlass für ein weiteres Treffen willkommen, denn er musste jeweils vermeiden, durch allzu große Neugier Verdacht zu erregen.
    Als er nach Crowcombe hineinritt, war es elf Uhr, eine annehmbare Zeit für den Besuch bei einem Gentleman. Finley House, ein klassischer, georgianischer herrschaftlicher Bau, stand gleich außerhalb des Ortes ein paar Schritte abseits der Straße nach Watchet.
    Charlie saß vor dem Tor ab, führte Storm über den Grasstreifen zwischen Haus und Grundstücksmauer, band ihn an einen Baum mit tief hängenden Ästen und ging den Plattenweg zur Freitreppe hinauf.
    Vor dem von jeweils mehreren Fenstern flankierten Eingang lauschte er, wartete ab, ob Sinclair ihn vielleicht hatte kommen sehen. Als sich nichts rührte, klopfte er.
    Auf dem Weg hatte er überlegt, Sinclair einzuweihen. Immerhin war er nicht nur als Investor der Eisenbahn bekannt, sondern auch einer der langjährigen, vorrangigen Investoren, denen der Spekulant finanziellen Schaden zugefügt hatte. Auch wenn Sinclair sich nicht als Geschädigter bei den Behörden gemeldet hatte, konnte Charlie sich nicht vorstellen, dass der Mann mit dem Schurken

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