Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Oder der Ausdruck für eine Strafe der Götter, die einzelne Menschen verblendet haben, damit sie eine Selbstvernichtungsapparatur bauen?«
    Dirk schüttelte ärgerlich den Kopf. Das alles brachte ihn nicht weiter, zumindest nicht im Augenblick. »Was ist mit dem zweiten Kind? Hast du mit jemand anderem ein Kind, von dem ich nichts weiß? War das vor meiner Zeit oder erst in den letzten drei Jahren?«
    »Weder noch«, antwortete sie. Die Lisunov sackte in ein Luftloch. Kinah wurde in ihrem Gurt ruckartig nach oben gerissen und stieß ein erschrockenes Keuchen aus. »Es ist alles ganz anders, als du denkst«, fuhr sie fast gehetzt fort.
    Dirk starrte sie ungläubig an. »Das verstehe ich nicht. Du kannst mir doch nicht eine Schwangerschaft verheimlicht haben, während wir zusammen waren!«
    »Wer sagt denn, dass ich sie dir verheimlicht habe?«
    Dirk kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Was soll das? Willst du mich zum Narren halten?«
    »Keineswegs.« Kinah zitterte sichtbar, und Dirk wurde sich bewusst, dass sie dem eiskalten Flugwind viel stärker ausgesetzt war als er selbst. »Ich begreife nicht, wieso du nicht von selbst darauf kommst Du hast die Schwangerschaft zusammen mit mir erlebt.«
    Dirk öffnete den Mund – und schloss ihn wieder. »Nein!«, entfuhr es ihm. »Das glaube ich nicht!«
    »Es ist aber so«, sagte Kinah. »Anfangs habe ich es selbst nicht gewusst. Erinnerst du dich, dass wir während der Schwangerschaft nicht erfahren wollten, welches Geschlecht unser Kind hat?«
    »Hauptsache gesund«, flüsterte Dirk, was Kinah im Dröhnen der Motoren nicht hören, sondern höchstens von seinen Lippen ablesen konnte. Trotzdem nickte sie.
    »Ja. Hauptsache gesund. So habe ich auch gedacht. Aber natürlich wurde eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt.«
    »Ich entsinne mich.« Als die Lisunov abermals durchsackte, warf Dirk einen irritierten Seitenblick auf Jurij, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Seine Gedanken kreisten einzig und allein um das, was Kinah gerade gesagt hatte. »Damals konnte ich dich nicht begleiten – ein wichtiger Termin bei einem Kunden in Frankfurt. Was war mit der Untersuchung?«
    Kinah blinzelte. »Es hat nicht nur eine Ultraschalluntersuchung gegeben, sondern mehrere. Ich habe dir die anderen Termine verschwiegen.«
    Dirk hatte auf einmal einen Kloß im Hals. Er ahnte, was nun kommen würde.
    »Du hast mir die Aufnahme gezeigt«, sagte er fast trotzig. »Darauf war Akuyi eindeutig zu erkennen.«
    »Ein Ultraschallbild ist schwierig zu interpretieren.« Kinah warf den Kopf in den Nacken. »Herrgott noch mal, Dirk! Du weißt doch genau, was ich dir damit sagen will, oder?«
    »Und ich habe damals noch gescherzt …« Dirks rechtes Augenlid begann zu zucken. »›So wie du zugelegt hast, sieht das nach mehr als einem Kind aus‹, habe ich gesagt.«
    »Und du hattest recht«, bestätigte Kinah. »Ich dachte schon, ich wäre aufgeflogen. Aber dann hast du nur gelacht.«
    Und dich in den Arm genommen und geküsst, dachte Dirk.
    »Es waren zwei Kinder«, fuhr Kinah unbarmherzig fort. »Deswegen musste ich dir auch die anderen Untersuchungen verheimlichen.«
    »Und ich Narr habe das Ultraschallbild jahrelang in der Brieftasche mit mir herumgetragen.« Dirk tippte sich an die Stirn. »Deshalb hat Mario so blöd geguckt, als ich es ihm gezeigt habe, und mich gefragt, was ich mit solch einer großen Familie wollte! Ich dachte, er reißt nur einen blöden Witz. Dann bist du ins Zimmer gekommen …«
    Kinah winkte ab. »Mario ist ein Idiot. Der hat immer alles falsch verstanden.«
    »Nun, zumindest in diesem Punkt lag er offenbar richtig.«
    »Der Idiot hat sich eingebildet, dass ich an ihm interessiert sein könnte, und mich angebaggert«, sagte Kinah hart.
    »Was?«
    »Ja, du hast dich nicht verhört. Dein bester Freund ist hinter allem her, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und noch nicht einmal vor mir hat er Halt gemacht.«
    Dirk starrte sie fassungslos an. »Damit willst du doch nur davon ablenken, dass du mir eine Zwillingsgeburt verschwiegen hast!«
    »Nein, das habe ich gewiss nicht nötig.«
    Dirk merkte, wie sich ein giftiger Stachel in sein Fleisch bohrte. Er wusste, wie Mario war. Kinah hatte nicht übertrieben – er war tatsächlich hinter allem her, was nicht bei drei auf den Bäumen war, zumindest, wenn es um eine Frau mit knackigem Hintern, üppigem Busen oder hübschem Gesicht ging. Aber Dirk war immer davon ausgegangen, dass Mario Kinah in Ruhe ließ. Er

Weitere Kostenlose Bücher