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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Seite beschwichtigt und die Wahrheit zurechtgebogen und das Ganze dann auch noch vor laufender Kamera als Krisenmanagement verkauft.«
    »Und weil das so ist, laufen Sie mit einer Flinte herum und schießen auf eine harmlose Frau, die Ihnen nichts getan hat?« Dirk erinnerte sich nur zu deutlich daran, wie Olowski wutentbrannt die Kellertreppe heruntergestürmt war und eine Kugel abgefeuert hatte, die über Janette an die Felswand geprallt und als Querschläger davongezischt war.
    »Nein, natürlich nicht.« Olowski blickte finster. »Ich wusste nicht, mit wem ich es zu tun hatte.«
    »Auch ein Grund, auf Menschen zu schießen. Und moralisch betrachtet bestimmt viel besser als das, was Politiker tun, nicht wahr?«
    »Reden Sie keinen Blödsinn.« Olowski deutete auf das Notebook. »Ich hatte eine E-Mail bekommen, kurz bevor Sie vier bei mir auftauchten. In der stand, dass man uns entdeckt hatte und jemanden schicken würde, mit dem nicht gut Kirschen essen ist. Was, meinen Sie, habe ich also gedacht, als Sie plötzlich vor mir standen?«
    »Dass wir von der Heilsarmee sind?« Dirk musste sich räuspern, um die Trockenheit in seinem Hals zu bezwingen. »Ich verstehe das nicht. Sie hätten die Polizei rufen können.«
    »Ich sagte doch schon, dass mein Verhältnis zu den marokkanischen Behörden nicht das beste ist.« Olowski winkte ab. »Aber das spielt jetzt keine Rolle. Es gibt wichtige Gründe dafür, dass Leute wie Ihre Frau und ich zu diesem lächerlichen Versteckspiel gezwungen sind. Ich würde jetzt gewiss lieber an einem Tisch mit hochrangigen Wissenschaftlern und Politikern sitzen, um richtiges Krisenmanagement zu betreiben.«
    Die Geräusche, die davon kündeten, dass Lubaya irgendetwas rührte und zusammenmischte, verstummten. Dann donnerte ihre Stimme: »Du hast die Schamanen vergessen, die in einem solchen Fall mit am Tisch sitzen müssen. Die Männer und Frauen, die über altes Wissen verfügen und deshalb unentbehrlich sind, wenn es um die wahren Zusammenhänge geht.«
    Olowski zuckte zusammen. Obwohl er und Lubaya offenbar Verbündete waren, schien ihm das Wort Schamane überhaupt nicht zu gefallen. »Lass sie uns Menschen nennen«, begann er, »die einen besonderen Bezug zu ihrer Vergangenheit und ihren Ahnen haben, und damit auch zu dem, was die Grundlage menschlichen Lebens ist …«
    »Gequirlte Scheiße«, unterbrach ihn Lubaya verärgert. Dirk hörte, wie sie etwas auf den Boden knallte, und dann stampfte sie auch schon heran, ein Koloss aus purer Energie, mit funkelnden Augen und einem entschlossenen Gesichtsausdruck. »Mit den Ahnen hast du verdammt recht. Mit der ganzen Ahnenkette von den Anfängen bis jetzt.«
    Sie blieb neben Olowski stehen, stemmte die Hände in die Hüften und sah auf ihn hinab wie auf einen Schuljungen. Er erwiderte ihren Blick ruhig, aber mit deutlichem Unbehagen. »Ein Schamane bleibt ein Schamane, egal, wie du ihn nennen willst, und egal, ob Mann oder Frau. Und das uralte Wissen bleibt uraltes Wissen, auch wenn so genannte Wissen-Schaftler es zu zerreden versuchen, um ihre eigene Machtposition zu stärken. Ist das klar?«
    »Das ist klar.« Olowski lächelte flüchtig. »Das ist sogar mehr als klar. Wir müssen das Wissen der Schamanen berücksichtigen und integrieren, wenn wir die nächsten Jahrzehnte überleben wollen. Und genau das versuche ich – mit Kinahs Hilfe.«
    »Integrieren ist auch so ein Unwort …« Lubaya warf Dirk einen finsteren Blick zu. »Aber was rede ich hier. Ich muss ein Mittel gegen die Angst dieses Mannes finden, die sich immer tiefer in ihn frisst und ihn töten will.«
    Damit drehte sie sich um, nicht schwerfällig, wie es ihrem Leibesumfang entsprochen hätte, sondern geschmeidig und elegant, gemäß der Bedeutung ihres Namens: wie eine junge Löwin. Dirk sah ihr irritiert nach. Er wurde einfach nicht schlau aus dieser Frau.
    Olowski hatte sich wieder dem Notebook zugewandt und ließ seine Finger über die Tastatur huschen. »Ich würde Ihnen ja etwas anbieten, aber außer Zigaretten habe ich leider nichts.«
    »Ich rauche nicht«, erwiderte Dirk knapp. »Was soll überhaupt der ganze Zauber? Was treiben Sie da am Computer?«
    Olowski blickte auf. »Ich habe versucht, eine Verbindung nach draußen zu bekommen.«
    »Durch all die Gesteinsschichten hindurch?« Dirk hob ungläubig die Augenbrauen. »Wie soll das möglich sein?«
    »Das ist möglich, weil wir oben Antennen und Kameras haben«, erklärte Olowski. »Genauso wie an einigen Stellen

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