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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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schüttelte die Erinnerungen an dieses unerhörte Ereignis ab und stieg die Treppe empor. Es war nutzlos, über die Vergangenheit nachzudenken, denn ihr würde nie das Eheglück zuteil werden, von dem sie als Mädchen geträumt hatte. Aber dank der Großzügigkeit von General Streathern würde sie dennoch nicht auf die Gnade anderer Menschen angewiesen sein. Sie war jetzt finanziell unabhängig, hatte Gabriela, und das Leben versprach durchaus Freude für sie.
    Seufzend drehte sich Jessica im Bett von einer Seite zur anderen. Schon vor mehr als einer Stunde hatte sie Gabriela Gute Nacht gesagt. Sie selbst aber fand keinen Schlaf.
    Dabei war sie eigentlich rechtschaffen müde, denn Baxter hatte sich bereit erklärt, den neuen Mitbewohnerinnen das Haus zu zeigen, und so waren sie ihm den größten Teil des Tages treppauf und treppab, durch Flure und Gänge, Zimmerfluchten und Säle gefolgt. Unermüdlich hatte der alte Mann sie durch das ganze Schloss und selbst in die unbenutzten Seitenflügel geführt. Ja, er stieg sogar mit ihnen in die höhlenartigen Kellerräume, die in früheren Zeiten als Lagerräume und Kerkerzellen gedient hatten. Begeistert, wenn auch mit einem leichten Schaudern, hatte Gabriela seinen grausigen Erzählungen über die Vorkommnisse in diesen düsteren Gewölben gelauscht. Später dann hatte Calhoun, der Gärtner, die weitere Führung übernommen und den beiden einen ebenso eingehenden Eindruck von den Gärten und der weiteren Umgebung vermittelt. Am Abend war Gabriela völlig erschöpft gewesen. Jessica indes hatte die ausgiebige Bewegung nach zwei Tagen in der engen Kutsche genossen und war sicher gewesen, dass sie wunderbar schlafen würde.
    Stattdessen aber hatte sie, kaum dass ihr Kopf müde in das Kissen gesunken war, begonnen, über all die Probleme und Schwierigkeiten nachzudenken, die vor ihr lagen, und keine Ruhe gefunden. Nach einer Stunde sah sie schließlich ein, dass es unter diesen Umständen mit einem erquickenden Nachtschlaf wohl nichts mehr werden würde. Sie stand wieder auf, zog sich einen warmen Morgenmantel über und beschloss, sich die Zeit mit Lesen zu vertreiben. Den Weg zur Bibliothek hatte sie sich bei ihrem Rundgang gemerkt.
    Rasch vergewisserte sie sich im Vorübergehen, dass Gabriela fest schlief, bevor sie dann leise die Treppe hinabstieg. Als sie sich der Bibliothek näherte, bemerkte sie einen Lichtschein, der durch einen Türspalt aus dem Arbeitszimmer des Duke drang. Zögernd blieb sie stehen. Sie legte keinen Wert darauf, mit dem Hausherrn zusammenzutreffen. Schon wollte sie ohne ein Buch wieder umkehren, als sie sich sagte, der Duke werde sie doch wohl kaum wahrnehmen, wenn sie auf Zehenspitzen an der Tür vorüberschlich.
    Doch als sie das Arbeitszimmer erreicht hatte, konnte sie es sich nicht verkneifen, einen kurzen Blick hineinzuwerfen. Was sie dabei zu sehen bekam, ließ sie mitten in einem Schritt entsetzt innehalten.
    Cleybourne saß an seinem Schreibtisch, hatte die Ellenbogen auf die Platte gestützt und den Kopf in den Händen vergraben. Vor ihm lagen in einem mit Samt ausgeschlagenen Kasten zwei kostbare Duellpistolen, und neben ihm standen ein zur Hälfte geleertes Weinglas und eine Karaffe. Während Jessica ihn noch ängstlich anstarrte, hob er den Kopf und ergriff eine der Pistolen.
    Ein eisiger Schauer rann der jungen Frau über den Rücken. Die Haushälterin hatte Recht gehabt! Der Duke wollte sich umbringen!

4. KAPITEL
    Einen Moment lang war Jessica so erschrocken, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte. Aus einer ersten Regung heraus wollte sie schreiend ins Zimmer stürzen und dem Duke in den Arm fallen. Doch irgendetwas hielt sie davor zurück. Sie sagte sich, dass dieses Verhalten wohl kaum dazu geeignet wäre, Cleybourne aus seiner düsteren Stimmung zu reißen. Deshalb blieb sie stehen, rief sich noch einmal die beiden Unterhaltungen mit ihm ins Gedächtnis und stieß dann tief atmend die Tür weit auf.
    „Das ist also der Grund", stellte sie kühl fest, während sie das Zimmer betrat, „warum Sie Gabriela nicht im Haus behalten wollen. Ihre Gegenwart hindert Sie daran, Hand an sich zu legen."
    Überrascht fuhr der Duke hoch. Bei Jessicas Anblick runzelte er verärgert die Stirn. „Ich habe gar nicht... Ach, hol's doch der Teufel!" rief er.
    Den ganzen Abend hatte er in seinem Arbeitszimmer verbracht und dabei mehr getrunken, als ihm gut tat. Durch das Auftauchen dieser lästigen jungen Frau waren all seine Pläne vereitelt

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