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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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sich mit den Fingern durch das Haar. Die Gouvernante! Er konnte kaum glauben, dass er wirklich von ihr geträumt hatte -und noch dazu einen so ungehörigen, sinnlichen Traum. Sein Puls raste. Schmerz brannte in seinen Lenden. Und das alles wegen einer Frau, deren bloßer Anblick ihn in Zorn versetzte.
    Er kannte sie nicht näher, wusste nicht einmal ihren Vornamen, alles an ihrer Art war ihm zuwider. Sie war anmaßend, starrsinnig, unweiblich - nicht äußerlich, aber in ihrem Auftreten. Sie hatte eine wunderbare Figur, die selbst in den einfachen dunklen Kleidern, die sie zu tragen pflegte, zur Geltung kam. Der Erscheinung nach war sie ... einfach schön.
    Seufzend ließ sich der Duke wieder in die Kissen sinken und starrte vor sich hin. Für eine Weile gab er sich der Erinnerung an das Aussehen von Miss Maitland hin - an die feuerroten Locken, die lebhaften blauen Augen und die wie Seide schimmernde Haut. Er sah sie vor sich, wie sie ihm im Traum erschienen war, und spürte wieder die brennende Erregung, die ihre Berührung ausgelöst hatte ...
    Fluchend fuhr er empor. Wie, zum Teufel, war es möglich, dass er in dieser Weise an eine Frau dachte, die dazu eine Gouvernante war! Seit undenklichen Zeiten hatte er das nicht mehr getan.
    Von dem Augenblick an, da er Caroline begegnet war, hatte er ihr immer die Treue gehalten, und das ohne Zwang, denn er begehrte keine andere Frau außer ihr. Nach ihrem Tode dann war ihm alles gleichgültig geworden. Frauen interessierten ihn nicht länger, und wenn ihn doch einmal das Verlangen überkam, dann war es rein körperlicher Natur gewesen. Geträumt hatte er immer nur von Caroline und war danach mit Tränen in den Augen erwacht.
    Nach wie vor galt seine Liebe allein der Verstorbenen, und es entsetzte ihn, dass sich ein derart sinnlicher Traum auf eine andere Frau bezogen hatte - noch dazu auf diese schreckliche Gouvernante! Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass ihm solche Gedanken in Bezug auf Miss Maitland auch im hellwachen Zustand gekommen waren. Natürlich würden alle seine Freunde sagen, dass es nur zu verständlich wäre, wenn er vier Jahre nach dem Tode von Caroline nun eine andere Frau anziehend finden würde. Sein Schwager Devin hatte ihn erst kürzlich darauf hingewiesen, dass niemand von ihm ein ewiges Alleinsein erwarte. Aber er hatte das Gefühl, als sei er selbst in jener schrecklichen Nacht auch gestorben. Das Leben ohne seine Frau und ohne seine kleine Tochter war wertlos geworden - leer und nur angefüllt mit sinnlosen Aktivitäten, sodass ihm am Abend nichts anderes geblieben war als das Bewusstsein, wieder einen Tag hinter sich gebracht zu haben.
    Wie aber konnte er dann plötzlich Verlangen nach einer anderen Frau empfinden, wo er doch nur Caroline geliebt hatte?
    Der Traum war eine Verirrung, sagte er sich. Er war das genaue Gegenteil von dem, was er wirklich fühlte, denn trotz allem war ihm diese Person doch rechtschaffen verhasst. Wahrscheinlich hatte der handfeste Ärger über die Gouvernante diese merkwürdige Traumreaktion hervorgerufen - so wie man bei manchen Gelegenheiten plötzlich lachte, obwohl man lieber geweint oder geschrien hätte. So musste es gewesen sein. Alles andere war einfach undenkbar.
    Seufzend legte er sich wieder in das Kissen, drehte sich auf die Seite und bemühte sich, an irgendetwas anderes als an Miss Maitland zu denken. Dennoch dauerte es noch geraume Zeit, bis er endlich einschlief.
    Am nächsten Abend saß Richard, Duke of Cleybourne, in vornehmer Einsamkeit an der langen glänzenden Mahagonitafel und dachte nicht zum ersten Mal darüber nach, wie albern es doch war, allein an einem Tisch und in einem Raum zu speisen, der einer ganzen Armee Platz geboten hätte. Ein riesiger silberner Tafelaufsatz, angefüllt mit Früchten, prangte in der Mitte der Tafel, und ebenso üppig verzierte Leuchter aus schwerem Silber waren über die ganze Länge aufgereiht. Die Flämmchen der zahllosen Kerzen zitterten unmerklich in der bewegungslosen Luft. Zwei Lakaien standen an der Anrichte bereit, falls der Hausherr irgendetwas benötigte, das sich nicht auf dem Tisch befand.
    Es wäre ohne Zweifel vernünftiger, einen Tisch in einem der kleineren Zimmer aufzustellen und dort zu essen. Aber Baxter wäre bei dem Gedanken entsetzt gewesen, dass sein Herr nicht stilvoll speisen würde. Schließlich mussten bestimmte Mindestanforderungen gewahrt bleiben, wenn man für einen Duke arbeitete. Achtlos löffelte

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