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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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schuld. „Was suchen Sie denn hier, Vesey?"
    Lord Vesey strich sich seinen Frack glatt und wandte sich mit einem dünnen Lächeln dem Hausherrn zu. „Ah, da sind Sie ja, Cleybourne.
    Dachte schon von ferne, dass es Ihr Schloss sein müsste. Haben uns nämlich etwas verfahren, aber es macht Ihnen sicherlich nichts aus, uns für eine Nacht Obdach zu gewähren."
    Während der Duke ihn noch sprachlos anstarrte, sagte Leona in einem warmen, vertraulichen Ton: „Hallo, Richard."
    Nun blickte der Duke zu Jessica hinüber, die starr und bleich am Fuße der Treppe stand und aussah, als seien ihr Gespenster erschienen. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Offensichtlich hatte diese Begegnung ihr die Sprache verschlagen. „Wenn es denn sein muss", entgegnete der Duke mürrisch, „dann treten Sie doch näher. Ich saß gerade beim Abendessen."
    „Das kommt ja wie gerufen!" Vesey setzte sich sofort in Bewegung. „Ich bin halb verhungert."
    Als Cleybourne merkte, dass er wohl oder übel dazu verdammt war, den Rest der Mahlzeit mit den Veseys einzunehmen, trat er zu seiner eigenen Überraschung auf die Gouvernante zu.
    „Warum leisten Sie uns nicht Gesellschaft, Miss Maitland?" fragte er liebenswürdig, während sein Lächeln andeutete, dass er wusste, wie wenig ihr daran gelegen war. Jessica runzelte die Stirn. „Oh, das ist wohl nicht gut möglich."
    „Die Gouvernante?" mischte sich Lady Vesey mit spöttischer Betonung ein. „Ich bitte Sie, Richard, wie absurd! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein."
    Gleichmütig musterte Richard die Sprecherin. „Doch, das ist mein Ernst."
    Leonas geringschätzige Worte hatten jedoch Jessica bereits dazu veranlasst, entgegen ihrem soeben gemachten Einwand rasch näher zu kommen. „Ich danke Ihnen, Euer Gnaden. Ich werde Ihrer Aufforderung sehr gern Folge leisten", erwiderte sie höflich.
    Lady Vesey warf ihr einen missbilligenden Blick zu und betrachtete verächtlich Jessicas einfaches blaues Kleid. „Ziehen Sie sich etwa zum Dinner nicht um?" erkundigte sie sich hochmütig.
    „Hier auf dem Lande hängen wir nicht so sehr an Förmlichkeiten", antwortete Cleybourne an Jessicas Stelle.
    „Zum Glück, nicht wahr, Lady Vesey", fügte Jessica mit heiterer Miene hinzu. „Sie sind ja sicher sehr staubig von der langen Reise."
    „Allerdings", erwiderte Leona etwas geistesabwesend, während sie mit ihrem strahlendsten Lächeln auf den Duke zuging und ihn damit zwang, ihr den Arm zu reichen und sie ins Speisezimmer zu führen. „Richard ... ich habe Sie ja eine Ewigkeit nicht mehr getroffen. Sie sehen sehr gut aus."
    Cleybourne machte einen flüchtigen Versuch, ebenfalls zu lächeln. „Sie auch, Lady Vesey. Aber das versteht sich ja von selbst."
    „Ich höre es aber so gerne aus Ihrem Munde", erklärte Leona mit einem schmachtenden Augenaufschlag.
    „Es überrascht mich, dass Sie nicht in London sind", sagte der Duke, während sich die kleine Gruppe auf' den Weg zum Speisezimmer machte, wo Baxter bereits drei weitere Gedecke aufgelegt hatte. „Sie auf dem Lande zu wissen ist nur schwer vorstellbar."
    „Was Sie betrifft, so ist das nicht anders", entgegnete Lady Vesey. „Jedermann weiß doch, dass Sie die Stadt kaum mehr verlassen haben." Mit kundigem Blick hatte sie sich einen Platz am Tisch ausgesucht, der dem Hausherrn den besten Einblick in ihr Dekollete ermöglichte, während Jessica sich zum wiederholten Male fragte, wie es diese Frau fertig brachte, ihren Busen irgendwie in diesem riesigen Ausschnitt zu verstauen.
    „Und was führt Sie des Weges?" fragte Cleybourne an Lord Vesey gewandt, der den Platz an seiner anderen Seite eingenommen hatte.
    Während Jessica noch überlegte, welcher Nachbar unangenehmer wäre - Lord oder Lady Vesey - entdeckte sie, dass der Lakai diese Frage bereits für sie entschieden hatte, indem er das dritte Gedeck neben dem von Lord Vesey aufgelegt hatte.
    „Ich bin sicher, die Gouvernante hat Sie schon über die Einzelheiten informiert", erwiderte Vesey beiläufig. „Waren bei der Beerdigung von General Streathern. Mein Großonkel, wie Sie wissen."
    Die ständige Bezeichnung von Miss Maitland als „die Gouvernante" ärgerte Richard, denn es war nur zu ersichtlich, dass damit zum Ausdruck gebracht werden sollte, sie sei zu unwichtig, um ihren Namen zu kennen. Er selbst hatte sich immer die Namen aller seiner Pächter und auch der Dienstboten gemerkt, denn er hasste diese Art von Snobismus.
    „Miss Maitland", erklärte er deshalb mit unüberhörbarer

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