Sturm ueber den Highlands
und konnten sich hier verkriechen wie eine Schildkröte in ihrem Panzer.
Als sie die Stufen wieder hinabstieg, lächelte Elspeth bei dem Gedanken an die Familien, die eng zusammengerückt in den Mauergelassen schliefen, sich zu den gemeinsamen Mahlzeiten in der Halle versammelten und ihre Kinder beschäftigten, so gut es
ging.
Ihr Lächeln wurde breiter, als sie sich Lucais Sutherland in der Rolle des Belagerers vorstellte. O ja, es würde ihr großes Vergnügen bereiten, ihn fluchen und betteln zu hören, dass sie von ihrem uneinnehmbaren Steinturm herabsteigen sollte.
Niemals!
Auf einmal war sie nicht mehr müde oder hungrig oder verspürte Angst. Ruhe durchströmte sie, ein willkommener Friede mit sich selbst. Ihr Schritt wurde leicht, und sie eilte die Treppe hinab. Ihre Gedanken kreisten um all die Dinge, die sie noch tun musste, bevor sie sich zur Ruhe begab. Ein Feuer wäre schön, doch im Inneren des Turms war es warm genug, um es eingehüllt in ihre Chamarre und die Decke angenehm zu haben.
Ein Knirschen und ein Lufthauch waren die einzige Warnung, bevor plötzlich eine riesige Gestalt aus der Finsternis vor ihr auftauchte.
Zwei starke Hände ergriffen sie an den Oberarmen, und sie ließ die Fackel fallen. Sie wurde vom Boden in die Luft gehoben und mit aller Wucht gegen die Steinmauer gedrückt, dass ihr der Atem aus den Lungen wich.
„Ich wusste, dass ich dich hier finden würde“, sagte eine tiefe, heisere Männerstimme.
15. KAPITEL
Gespenster! war Elspeths erster Gedanke. Doch die stahlharten Muskeln, die sie festhielten, gehörten keinem Phantom.
Munros! Dieser Gedanke war noch erschreckender. Unwillkürlich wehrte sie sich. Ihr Stiefel traf ein Schienbein, befriedigt vernahm sie ein schmerzliches Stöhnen, doch der Griff ließ nicht nach.
„Hör auf damit, du Hexe“, sagte eine Stimme, und starke Arme schüttelten sie. Der Klang dieser Stimme erfüllte sie mit Entsetzen.
Sie hielt inne. „L...Lucais?“
„Ja. Nicht gerade der Mann, den du erwartet hast, möchte ich wetten.“
„Was meinst du?“ Die Fackel, die ihr aus der Hand gefallen war, als er sie ergriffen hatte, lag nun züngelnd auf der nächsten Stufe. Im flackernden Schein wirkte Lucais’ zornerfülltes Gesicht wie eine schwarzrote Maske. Nie zuvor hatte sie ihn so gesehen. „Ich habe niemanden erwart...“
„Ha!“ schnaufte Lucais verächtlich. Er entließ sie aus seinem Griff, hielt aber ihr Handgelenk weiter fest. Ihr Puls klopfte aufgeregt. „Wo sind deine Freunde?“ verlangte er zu wissen.
Kummervoll blitzten ihre Augen. „Es gibt hier keine.“
„Ich meinte die Munros“, fuhr Lucais sie an. „Wo sind sie? Und wo sind die Dinge, die du aus meinem Kontor entwendet hast?“
„Das Dokument von Broch Tower gehört mir. “
„Das meine ich nicht. Du hast das Kästchen geöffnet, das Daibidh mir anvertraut hat, und hast den Inhalt gestohlen. Wo sind diese Pläne? Oder hast du sie bereits deinen Freunden, den Munros, gegeben?“
Sie erstarrte, als hätte er sie geschlagen. „Die Munros sind nicht meine Freunde, und es war dein teurer Daibidh selbst, der mir gezeigt hat, wie man das Tor zu dem geheimen Gang öffnet.“
„Warum hätte er dich diesen geheiligten Ort betreten lassen sollen?“
„Das hat er nicht gesagt, bloß, dass es vom Schicksal so bestimmt sei. Wie kommt es, dass du so schnell hinter mir her kamst?“
„Als ich bemerkte, dass du das Dokument fandest ..." Seine Stimme versagte tief bewegt. Bedauern oder Misstrauen? Sie konnte es nicht sagen. „Ich wusste, ich würde dich hier finden.“
„Ja, um das zu beanspruchen, was mir gehört.“
„Um es meinen Feinden zu übereignen“, sagte er.
„Niemals. Dieser Ort ist zu schön, um von solchen Menschen entweiht zu werden.“
„Ich glaube dir.“ Er hatte ihren Kopf an seiner Brust geborgen, und sie sog den Duft ein, der unverkennbar zu Lucais gehörte. Sein Kettenhemd drückte sich in ihre zarte Haut, selbst durch die dicke Wolle, die sie voneinander trennte, doch der Schmerz war nichts gegen die Qualen ihres Herzens. „Warum hast du das Dokument genommen?“ fragte sie gepresst.
Lucais seufzte. „Ich hatte Angst, es könnte in die falschen Hände gelangen. Die Munros hatten kein Recht, dir das Land zu geben, denn es gehörte ihnen nicht. Doch es war das Siegel des Königs auf diesem verdammten Pergament, das mich beunruhigte, denn es schien, als würde dadurch dein Anspruch legitimiert. Ich entschloss mich, so lange an dem
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