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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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beiden verbleibenden Wachen hatten alte Metallringe gefunden, in die sie ihre Fackeln steckten. Alle Hoffnungen, die Treppe hinabzuschleichen und sie zu überraschen, schwanden, denn die Wächter hatten einen ungehinderten Blick auf den Ausgang, den er benutzen musste.
    Die Zeit wurde lang, unterbrochen nur durch die gelegentlichen dumpfen Schläge, die den Fortschritt der Munros bei ihrem heimtückischen Diebstahl anzeigten. Für Lucais klang es, als würden sie alles niederreißen. Ein schauriger Wind blies um den Turm, fuhr durch alle Eitzen im brüchigen Gestein und ließ die Flammen unruhig flackern.
    „Man sagt, der Ort sei verflucht“, sagte der jüngere Wächter.
    „Ja.“ Der ältere Mann trat näher an die Schwelle zum Außentor, wo die eisernen Klammern, mit der die Strickleiter befestigt war, steckten. Plötzlich durchbrach der nächtliche Wind die Stille, und es klang wie ein tiefer anschwellender Seufzer, der durch Mark und Bein fuhr. Schrill und heftig, wie das Klagen der Todesfee, hallte es durch den alten Turm.
    „Heilige Mutter!“ Der Ältere der beiden zog sein Schwert, stolperte rückwärts, verlor den Halt und torkelte durch die Öffnung. Sein Entsetzensschrei erfüllte die Luft und erstarb in einem unheimlichen Schlag.
    „Mein Gott, er ist tot!“ rief jemand draußen.
    Ein Feind weniger, dachte Lucais, doch die Feststellung, dass Seamus auch unten Posten aufgestellt hatte, beunruhigte ihn weit mehr. Ein Keuchen und Nach-Luft-Ringen hinter ihm ließ ihn herumfahren, und er entdeckte Elspeth, die eine Stufe über ihm herumkroch, das Gesicht aschfahl, die Augen weit aufgerissen vor Entsetzen. „Was ist?“
    „Ich ... ich wollte ihn nicht töten“, flüsterte sie. „Ich ... ich wollte ihm bloß Angst einjagen, damit sie davonlaufen und wir ... “
    Lucais wandte sich ihr zu und umarmte sie. Eine Welle der Fürsorge ergriff ihn, als sie zitternd an seine Brust sank. Wäre sie mit den Munros im Bunde, hätte ein einziger Ruf von ihr genügt, die ganze Horde zusammenzurufen, um ihn gefangen zu nehmen.
    Die Schreie des jungen Wächters nach Seamus rissen Lucais aus seinen Träumereien. Er hielt die zitternde Elspeth fest an seiner Seite und kroch gerade rechtzeitig zur Öffnung, um zu sehen, wie der Mann davonstürzte, seinen Laird zu suchen. Das war ihre Chance. „Beth, wir müssen gehen“, sagte er sanft, aber drängend.
    Sie bewegte sich in seinen Armen, erschauerte nochmals, dann hob sie den Kopf. Das Mondlicht fiel auf die Spuren, welche die Tränen auf ihrem aschfahlen Gesicht hinterlassen hatten. „Ich weiß.“
    Das Schwert in der einen Hand, den anderen Arm um Elspeth gelegt, um sie zu beruhigen, brachte Lucais sie rasch und unbemerkt hinab.
    Er hielt gerade so lange inne, um sicher zu sein, dass die Munros nicht auf dem Weg waren, in die Halle zurückzukehren. Er eilte mit Elspeth an dem verlassenen Gemach vorbei hin zum Korridor, der zu dem unterirdischen Gang führte, währenddessen verfluchte er die Fackeln. Wäre es völlig dunkel gewesen, hätte er sich auf die Lauer gelegt und einige von ihnen ergriffen. Kaum hatte er Elspeth in der Dunkelheit des Tunnels in Sicherheit gebracht, stürmte Seamus durch eine andere Tür herbei.
    „Dieser verdammte Fluch“, brüllte er und starrte den Burschen an, der neben ihm einhertrottete. „Wenn Sim gestürzt ist, dann war es seine eigene Dummheit. Das Einzige, was hier verflucht ist, ist unser Glück. All dieses Planen und Warten, und wir haben nichts anderes vorzuweisen als ein paar Münzen mehr.“
    Sie hatten also den Turm beraubt. Lucais verbarg sich im Schatten, um zuzuhören.
    „Ich behaupte immer noch, dass dies bloß ein Vorraum ist“, sagte Alain. „Wenn wir die Wand niederreißen, werden wir wahrscheinlich auf die Grabkammer stoßen.“
    Grabräuber! Empörung trieb Lucais aus dem Versteck. Elspeth griff nach seinem Arm und hielt ihn zurück.
    „O ja, und du bist ein Kenner auf diesem Gebiet“, höhnte Seamus. „Nein, ich gebe nicht auf. Hat Lucais erst einmal entdeckt, was wir mit seinen Wachen getan haben, dann kommen wir nicht wieder so leicht herein.“
    „Was ist mit dem Wagenzug?“ fragte Alain.
    „Darum kannst du dich kümmern. Sie werden nur langsam vorwärts kommen, daher wirst du sie leicht am Orkel-Pass eingeholt haben, wie wir es planten.“
    „Ich?“ Alain stand nun ganz dicht vor seinem Bruder. Sie waren von der gleichen Größe, doch Seamus war um viele Pfunde schwerer. „Du erwartest von mir, dass

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