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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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der Türhüter begleiteten ihn bis zur Straße, bedankten sich bei ihm, wünschten ihm mit vielen Verbeugungen alles Gute und daß er bald wiederkommen möge.
    Ächzend stapfte er dahin, denn er hatte mehr gegessen, als ihm guttat. Da kam ihm ein neuer Gedanke, und er wünschte sofort, daß keine der Frauen, mit denen er sich vergnügt hatte, schwanger geworden war. Und auch, daß sie es nicht würde, die er heute im Bett finden würde. Er lächelte fast zärtlich und ging heim.
    Sie hieß Mignureal und war Mondblumes Tochter. Sie hatte ihn einmal gesehen, wie niemand einen Mann sehen sollte, schon gar keinen, der so selbstsicher tat wie Nachtschatten und so viele Bedürfnisse hatte: Sie hatte ihn vor Angst – eine durch Zauberei herbeigeführte! – eines Nachts wimmern und winseln und sich krümmen sehen. Sie hatte ihn mit nach Hause genommen und gepflegt, während ihre Mutter nervös in der Nähe blieb, denn ihr war der anbetende Blick in Mignues sanften Augen nicht entgangen. (7) Und ein andermal, als er eine gefährliche Aufgabe vor sich hatte, von der sie gar nichts wissen konnte, hatte sie ihn fast angefleht: »O Hanse, Hanse – nimm das braune Gefäß mit den Kreuzen mit!«
    Beklommen hatte er es getan. Das war in jener Nacht gewesen, als er einen grauenvoll verstümmelten Tempus aus den bluttriefenden Händen eines Mannes befreit hatte, dessen Beruf mit dem bestimmt schrecklichsten Wort in jeder Sprache bezeichnet wurde: Vivisezierer. Kurd zerstückelte die Lebenden – und keineswegs als Arzt. Wie sich herausstellte, rettete der Inhalt des braunen Kruges ihm in dieser Nacht tatsächlich das Leben, (8) und er hatte erkannt, daß Mignureal, die S’danzo, etwas von der Gabe des Hellsehens ihrer Mutter mit in die Wiege bekommen hatte. Und dann – dann war es Mignureals Gestalt, die Eshi, die Göttin der Liebe, angenommen hatte, als sie ihn zu diesem schrecklichen Zweikampf mit Vashanka geholt hatte.
    Und Eshi liebt mich offenbar – oder begehrt mich zumindest, grübelte er, während er mit vollem Magen und weinrotem Umhang heimging. Aber liebt mich Mignureal?
    Und nach ein paar weiteren Schritten: Wie alt ist sie eigentlich? Er schüttelte den Kopf.
    O ihr Götter Ilsigs – was spielt das für eine Rolle? Ich weiß ja nicht einmal, wie alt ich bin!
    Doch er wußte, was er wußte – wer und was er war: der Sohn einer Frau aus Abwind und – des Gottes Shalpa. Halbsterblicher hatte Vashanka ihn genannt. Das war eine Bezeichnung, die auf die andere Hälfte hinwies: Halbgott. Hanse war ein Halbgott.
    Wie bei den Zehn Höllen kann ich damit leben?
    Wie bei den Elf Höllen kann ich mit dieser Wünscherei leben?! Alles, was ich möchte – es wird mir jetzt schon fast langweilig!
    Er kam zu Hause an und fand sie in seiner Kammer vor. Sie war zierlich und liebreizend und wirkte so verwundbar in ihrer Blöße, als sie sich in seinem Bett aufsetzte und ihm die wohlgeformten Arme entgegenstreckte. Mignureal, kleine Mignureal, Tochter der Frau, die Hanse liebte, obwohl er nicht einmal selbst wußte, daß er sich wünschte, sie wäre seine Mutter.
    »Liebling! Ich dachte schon, du kämst gar nicht heim zu mir!«
    Er drehte sich um, um die Tür zu schließen, und tat als hätte er Schwierigkeiten mit dem Riegel, damit er ihr den Rücken zudrehen konnte, während er mit seinen Gedanken und Gefühlen rang.
    Da schwebte sie schier aus dem Bett und kam zu ihm. Sie war anmutig und noch lieblicher, so nackt im weichen Licht des Mondes, dessen sanfter Schein durch das Fenster fiel.
    Hanse konnte der Verlockung ihrer Nähe, ihrer erhobenen Arme nicht widerstehen, und während sie sich küßten, wanderten seine Hände ihren Rücken auf und ab. Beide zitterten sie, in beiden war das Verlangen groß.
    »Mignue, Mignue … Was machst du hier?«
    Sie lächelte, schmiegte sich an ihn, und ihre Lippen liebkosten seinen Hals. »Du weißt, was ich hier tue, Hanse.«
    »Bitte … Warum bist du gekommen, Mignue? Warum heute nacht? Was veranlaßte dich dazu, ausgerechnet heute nacht zu mir zu kommen?«
    »Ich wollte bei dir sein, mein Liebling – will dein sein!«
    Er preßte die Lider zusammen. O verdammt, verdammt! Sechs weitere Fragen brachten ähnliche erfreuliche, aber unbefriedigende Antworten. Es war ein Teufelskreis. Sie hat keine Ahnung und will das gar nicht wirklich aus sich heraus tun, dachte er in wachsender Seelenqual. Sie ist hier, weil ich es wünschte und Ils sie deshalb schickte, nur darum … Und ich fühle mich elend

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