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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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gehört hatte, oder nur aufgewacht war, weil Dubro sie behutsam zur Seite geschoben hatte und bereits in den Sturm und auf die aufgeweichte Straße hinausstapfte. Bis sie eine Kerze mit einer Kohle aus dem Herdfeuer anzündete, hatte Dubro den Burschen, mit dessen Besuch ihr Unglück begonnen hatte, bereits am Schlafittchen.
    »Dachtest wohl, du könntest stehlen, eh?« knurrte Dubro und hob die Kanalratte am Kragen hoch.
    Zip nahm seinen Mut zusammen und drehte das Bein zu einem Stoß, wo es dem Schmied am meisten schmerzen würde, doch Dubro warf ihn für seinen mißglückten Versuch mit dem Gesicht voraus auf den rauhen Holzboden.
    »Was wolltest du?« fragte Illyra. »Deine Goldmünze?« Sie griff nach ihrem Schultertuch und schlang es sich um, ehe sie in ihrem Kästchen kramte. »Ich habe sie für dich aufbewahrt.« Sie fand die Münze und warf sie auf den Boden neben ihn. »Sei dankbar und verschwinde!« warnte sie ihn.
    Zip griff nach der Münze und krabbelte auf die Füße. »Ihr habt mir IHN gestohlen! Ihr habt mich verflucht und IHN für Euch selbst behalten. Seine Augen waren Feuer, als ich ihn rief. Er braucht mich nicht mehr!« Das Gesicht des Burschen war aufgeschürft und blutete leicht, aber die Hysterie in seiner Stimme kam von etwas Tieferem als körperlichem Schmerz. »Das genügt nicht! Ich muß IHN zurückhaben!« Er warf die Münze von sich und zog ein Messer aus seinem Gürtel.
    Rasende Wut war Illyra nicht fremd, sie war schon mehr als einmal auf sie gerichtet gewesen, wenn sie einem verzweifelten Kunden etwas gesagt hatte, das ihm nicht gefiel. Doch bisher war immer ein fester Holztisch zwischen ihnen gewesen, und sie hatte ein Messer zu ihrem Schutz gehabt. Aber Zip stach nach ihr, noch ehe sie oder Dubro sich der Gefahr bewußt waren. Die Klinge drang tief in ihre Schulter, bevor Dubro reagieren konnte.
    »Damit wird er mich zurücknehmen!« rief Zip triumphierend am Eingang und verschwand, das blutige Messer schwenkend, im Sturm.
    Die Klinge hatte eine kleine, tiefe Wunde verursacht, die nach Dubros Meinung nicht stark genug blutete. Sie würden Kräuter brauchen und Umschläge machen müssen, damit es nicht zur Blutvergiftung kam. Mondblume hätte sofort helfen können, aber sie lebte nicht mehr. Ohne sie konnten sie sich bis zum Morgen nur nach ihrem Instinkt richten. Sich Illyras anzunehmen war dringender, als Zip zu verfolgen. Der verstörte Lehrling wurde zum Brunnen um frisches Wasser geschickt, und Dubro trug seine Illyra in ihr gemeinsames Bett.
    Der Lehrling hatte das Wasser gerade auf den Rost gestellt, als die Wortführerin der S’danzo den Eingang verdunkelte. Sie war groß, dürr und verbittert und durchaus nicht die Älteste der Amoushem, der Wahrsagerinnen, und schon gar nicht war sie die Beste im Hellsehen, wohl aber die Gefürchtetste. Ihr Wort hatte verhindert, daß Mondblume die verwaiste Illyra zu sich nahm. Sowohl S’danzo wie Suvesh nannten sie aus gutem Grund Megäre, und selbst Dubro zuckte vor ihr zurück, als sie das Handzeichen gegen das Böse machte und den Raum betrat.
    Illyra stützte sich auf dem Kissen auf. »Geht, ich will Eure Hilfe nicht!«
    Die Vettel rümpfte abfällig die Nase, wandte sich von Illyra ab und zog an den Decken in Artons Bettchen. »Du hast uns an den Rand des Abgrundes gebracht, und nur du kannst uns zurückholen – nur du! Du siehst die Götter, aber hast du schon jemals die Augen geschlossen und um dich herum gesehen? Nein. Selbst Rezel – und das Gesicht deiner Mutter war besser als deines als Halbblut je sein kann – war vernünftiger. Suvesh beten und lassen sich mit Magie ein, doch sie sind sichtlose Kreaturen, auf die niemand achtet. Aber wenn eine S’danzo die Augen öffnet … Nicht einmal den mächtigen Göttern ist das Gesicht gegeben, Illyra, denk daran!«
    Die alte Vettel wandte den Blick ab und biß sich auf die Lippen. Illyra ließ sich wieder ins Kissen fallen. Zweifel dämpfte ihre Wut und Angst. Rezel hatte sich nie die Mühe gemacht, ihrer kleinen Tochter etwas über das Wesen der S’danzo zu erzählen. Mondblume hatte es versucht, doch mit der drohenden und fluchenden Megäre in der Nähe tappte Illyra gefährlich im dunkeln, was die Rasse betraf, deren Gabe sie sich bediente.
    »Ich habe weder Götter noch Gyskourem gesucht«, flüsterte sie zu ihrer Verteidigung. »Sie fanden mich!«
    »Im Hafen segeln Dämonenschiffe; im Labyrinth treiben schwarze Bestien ihr Unwesen; dazu tobt der unnatürliche Sturm. Die

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