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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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der Sache des Archonten anschloss.«
    »Aber nicht als Freund.«
    »Nein. Ich ließ ihn mitkommen, weil er ein ausgezeichneter Agent ist.«
    »Natürlich, was denn sonst, mein hartgesottener Spion«, spottete Drakasha. Sie stand auf, stellte sich unter das Scheilicht und hob die Stimme. »An Deck!«
    »Aye, Käpt’n?«, antwortete Ezri von draußen.
    »Del, bring Valora hier runter.«
    Wenige Augenblicke später ging die Kajütentür auf, und Jean trat ein, gefolgt von Leutnant Delmastro. Plötzlich zog Käpt’n Drakasha ihren zweiten Säbel aus der Scheide. Die leeren Scheiden fielen klirrend auf die Planken, und mit einer Klinge zeigte sie auf Locke.
    »In dem Moment, in dem du deinen Hintern von diesem Stuhl hebst, stirbst du«, drohte sie. »Was ist …«
    »Halt den Mund. Ezri, ich will, dass du Valora ein bisschen aufmischst.«
    »Zu Befehl, Käpt’n.«
    Ehe Jean sich versah, trat Ezri ihn heftig in die rechte Kniekehle; es ging so schnell, und der Tritt war so gut gezielt, dass Locke zusammenzuckte. Gleich darauf verpasste sie Jean einen Stoß ins Kreuz, und der schwere Mann fiel auf Hände und Knie.
    »Für dich habe ich vielleicht noch Verwendung, Ravelle. Aber deinen Agenten darfst du nicht behalten.« Drakasha ging einen Schritt auf Jean zu und hob den Säbel, den sie in der rechten Hand hielt.
    Ehe Locke wusste, was er tat, schnellte er von seinem Stuhl hoch, stürzte sich auf Drakasha und versuchte, ihre Arme in der Kette zu verwickeln, die seine Handfesseln miteinander verband.
    »NEIN!«, schrie er. Die Kajüte drehte sich wüst um ihn herum, dann lag er auf dem Boden und spürte nur noch einen dumpfen Schmerz in seinem Kiefer. Sein Verstand, der den tatsächlichen Ereignissen um ein paar Sekunden hinterherhinkte, sagte ihm, dass Drakasha ihm mit dem Griff eines ihrer Säbel einen Kinnhaken verpasst haben musste. Nun lag er auf dem Rücken, und dieser Säbel schwebte dicht über seinem Hals. Drakasha schien plötzlich zehn Fuß groß zu sein.
    »Bitte«, ächzte Locke. »Tun Sie Jerome nichts. Das ist nicht nötig.«
    »Ich weiß«, nickte Drakasha. »Ezri?«
    »Schätze, ich schulde Ihnen zehn Solari, Käpt’n.«
    »Du hättest es besser wissen müssen«, meinte Drakasha grinsend. »Schließlich hast du gehört, was Jabril über die beiden sagte.«
    »Ja, sicher.« Ezri kniete über Jean, sie wirkte aufrichtig besorgt. »Ich hab Ravelle nur nicht zugetraut, dass er tatsächlich so reagieren würde.«
    »Solche Freundschaften sind nur selten einseitig.«
    »Hätte ich ebenfalls wissen müssen.«
    Locke hob die Hände und drückte Drakashas Klinge zur Seite. Sie ließ es geschehen. Er wälzte sich auf den Bauch, kam taumelnd auf die Knie und berührte ohne sich weiter um den pochenden Schmerz in seinem Kiefer zu kümmern Jeans Arm. Wenigstens wusste er nun, dass der Knochen nicht gebrochen war.
    »Bist du verletzt, Jerome?«
    »Es geht mir gut«, stöhnte Jean. »Hab mir höchstens ein bisschen die Hände aufgeschrammt.« »Tut mir leid«, äußerte sich Ezri.
    »Halb so schlimm«, erwiderte Jean. »Der Angriff war gut. So ziemlich die einzige Möglichkeit, um jemanden von meiner Statur flachzulegen.« Mit Lockes und Ezris Hilfe rappelte er sich auf. »Höchstens ein Hieb in die Nieren wäre noch wirksamer gewesen.«
    Ezri zeigte ihm den eisernen Schlagring, den sie über die Finger ihrer rechten Hand gestülpt hatte. »Das wäre der nächste Schritt gewesen.«
    »Verdammt, bin ich froh, dass Sie mich verschont haben. Aber es wäre vielleicht noch besser gewesen, wenn Sie … ich meine, ich hätte auch nach hinten kippen können, wenn Sie mich nicht fest genug geschubst hätten. Es hätte genügt, wenn Sie einen Fuß um mein Schienbein …«
    »Ich hatte daran gedacht. Auch ein kräftiger Schlag in die Achselhöhle …«
    »Und dann den Arm auskugeln, ja. Ich wäre …«
    »Aber dafür warst du mir dann doch ein bisschen zu groß; die Hebelwirkung wäre nicht optimal gewesen, und ich hätte riskiert …«
    Drakasha räusperte sich geräuschvoll, Jean und Ezri verstummten und blickten beinahe beschämt drein.
    »Du hast mich bezüglich Jerome belogen, Ravelle.« Sie hob ihren Schwertgürtel auf und schob die Säbel mit einem metallischen Sirren wieder in die Scheiden zurück. »Er ist kein angeheuerter Agent. Er ist ein Freund. Ihr seid so gute Freunde, dass er freiwillig mit dir ging, als man dich in einem Boot ohne Proviant und ohne Riemen auf dem offenen Meer aussetzte. Und du hast versucht, ihn

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