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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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sich blickend, setzten sie ihren Weg fort. Das kleine Mädchen, das den Soldmagiern als Sprachrohr gedient hatte, hockte nun neben einem älteren Mann und sortierte unter seiner Aufsicht getrocknete Feigen, die in Weidenkörbchen lagen.
    Als Locke und Jean an ihr vorbeigingen, lächelte sie ihnen schüchtern zu.
    »Ich hasse diese Soldmagier«, flüsterte Locke. »Ich finde das Ganze unerträglich.
    Glaubst du, dass sie uns wirklich an den Kragen wollen, oder war das nur Theater?«
    »Vermutlich beides«, seufzte Jean. »Sie haben uns tatsächlich auf dem Kieker, und das eben war der gelungene Versuch, uns einzuschüchtern. Bei den Göttern. Strat peti.
    Sollen wir kneifen und aussteigen oder die Wette annehmen und mitziehen? Unser Guthaben im Sündenturm beläuft sich auf ein paar Tausend Solari. Wir könnten uns auszahlen lassen, ein Schiff besteigen und wären morgen noch vor zwölf Uhr mittags weg.«
    »Und wohin sollen wir gehen?«
    »Ist doch egal. Irgendwohin!«
    »Vor diesen Arschlöchern kann man nicht weglaufen, nicht, wenn sie es ernst meinen.«
    »Sicher, aber …«
    »Scheiß auf Karthain!« Locke ballte die Fäuste. »Weißt du, ich glaube, ich fange an zu verstehen. Langsam dämmert mir, wie der Graue König sich gefühlt haben muss. Ich war noch nie da, aber wenn ich Karthain vernichten könnte, den ganzen beschissenen Ort abbrennen oder vom Meer verschlingen lassen könnte … ich würd’s tun! Mögen die Götter mir verzeihen, aber ich brächte es fertig.«
    Ruckartig blieb Jean stehen. »Da … gibt es noch ein anderes Problem, Locke. Oh Götter, steht mir bei!« »Was ist los?«
    »Selbst wenn du beschließt, hier auszuharren … ich kann nicht bei dir bleiben. Ich muss dich verlassen, und zwar so schnell wie möglich!«
    »Was redest du da für einen Scheiß?«
    »Sie kennen meinen Namen!« Jean packte Locke bei den Schultern, und Locke krümmte sich vor Schmerzen; diese eisenharte Umklammerung tat seiner alten Wunde unter dem linken Schlüsselbein nicht gut. Jean merkte sofort, was er falsch gemacht hatte, und lockerte seinen Griff, doch seine Stimme klang weiterhin drängend:
    »Meinen richtigen Namen, und diesen Umstand werden sie ausnutzen. Sie können aus mir eine Marionette machen, genauso wie sie sich dieser armen Leute vom Nachtmarkt bedient haben. Wenn ich in deiner Nähe bleibe, bin ich eine akute Gefahr für dich.«
    »Ich scheiß drauf, dass sie deinen Namen kennen! Bist du bescheuert, oder was?«
    »Nein, aber du bist immer noch betrunken und kannst nicht klar denken.«
    »Das weiß ich selbst! Willst du denn abhauen?«
    »Nein! Bei den Göttern, ich will dich doch nicht im Stich lassen! Aber ich bin …«
    »Du hältst augenblicklich deine Klappe, oder du kriegst eins aufs Maul!«
    »Du musst endlich begreifen, dass du in großer Gefahr schwebst!«
    »Natürlich bin ich gefährdet. Ich weiß, dass ich sterben kann. Jean, um der Liebe der Götter willen, ich schicke dich nicht weg, und ich will nicht, dass du die Kurve kratzt, nur weil du dir einbildest, ich wäre dadurch auch nur eine Spur sicherer! Wir haben Calo, Galdo und Bug verloren. Wenn ich mich von dir trennen würde, hätte ich auf der ganzen Welt  keinen einzigen Freund mehr. Was wäre dadurch gewonnen, Jean? Wer würde mich beschützen, wenn du nicht mehr da bist?«
    Jean ließ die Schultern hängen, und plötzlich spürte Locke, wie die Wirkung des Alkohols nachließ und stechenden Kopfschmerzen Platz machte. Er stöhnte gequält.
    »Jean, ich werde mir immer Vorwürfe machen, weil du in Vel Virazzo meinetwegen so viele Probleme hattest. Und niemals werde ich vergessen, dass du treu zu mir gehalten hast, selbst dann noch, als du Grund genug gehabt hättest, mir Gewichte an die Füße zu binden und mich in der Bucht zu versenken. Götter, steht mir bei, aber ich weiß hundertprozentig, dass ich ohne dich verloren wäre. Ich gebe einen feuchten Dreck darum, ob die Soldmagier deinen verdammten Namen kennen oder nicht.«
    »Leider bin ich mir nicht sicher, ob du recht hast.«
    »Das hier ist unser Leben!«, ereiferte sich Locke. »Das ist unser Spiel, in das wir zwei volle Jahre investiert haben. So lange arbeiten wir schon darauf hin, Jean, das musst du dir mal durch den Kopf gehen lassen! Im Sündenturm wartet ein riesiges Vermögen darauf, von uns gestohlen zu werden. Darauf basieren alle unsere Hoffnungen für die Zukunft. Scheiß auf Karthain! Wenn die Idioten uns unbedingt kaltmachen wollen, dann können wir sie

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