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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Kapriolen verletzen«, meinte Treganne mit beleidigter Miene, »muss sie sich von jemand anders medizinischen Beistand holen, ich verarzte sie jedenfalls nicht. Soll sie doch ihren eigenen Bauch benutzen, um Seide für ihre Bandagen zu spinnen …«
    »Ich denke, Ezris Bauch ist anderweitig beschäftigt, Magister. Und jetzt geh und sag dem Zimmermann, er soll dafür sorgen, dass Zek wieder eine sichere Unterkunft bekommt. Du wirst ihm wohl nicht lange zureden müssen, um ihm die Dringlichkeit deines Anliegens klarzumachen.«
    Als Treganne verärgert davonstapfte, in den Händen ihre sensible und furchtsame Last, die protestierend mit den Beinen wackelte, wandte sich Locke mit hochgezogenen Augenbrauen an Zamira. »Wo haben Sie …«
    »Wer sich der Nicoranischen königlichen Familie widersetzt, wird zur Strafe in einen Eisenkäfig gesteckt und aufgehängt, bis er verhungert. Wir waren in Nicora und beteiligten uns dort ein bisschen an den Schmuggelgeschäften. Treganne hing in einem Eisenkäfig und war kaum noch am Leben. Es kommt nur sehr selten vor, dass ich bereue, sie da rausgeholt zu haben.«
    »Ich verstehe. Nun – sind Sie schon zu einem Entschluss gekommen bezüglich meines …«
    »Verrückten Vorschlags?«
    »Zamira, es ist gar nicht nötig, dass Sie in den Hafen von Tal Verrar einlaufen. Verschaffen Sie mir nur die Chance, mir noch für ein paar Monate Stragos’ Geduld zu erkaufen. Plündern Sie in der Nähe von Tal Verrar ein Schiff. Ganz auf die Schnelle. Sie wissen, dass Jerome und ich die Ersten sein werden, die an Bord klettern. Uns kommt es nur darauf an, dass das Schiff sich in die Stadt zurückflüchtet und dort Panik verbreitet. Lassen Sie uns in einer Nacht mit einem Boot nach Tal Verrar fahren, wo wir unsere Angelegenheiten erledigen und nach der Rückkehr vielleicht einen konkreten Plan haben, wie wir die Situation …«
    »Ich soll Schiffe aufbringen, die unter der Verrari-Flagge fahren, und danach so nahe an die Stadt heransegeln, dass ihr sie in einem Boot erreichen könnt? Vor Anker liegen und auf eure Rückkehr warten, während ein Kopfgeld von fünftausend Solari auf mich ausgesetzt ist …«
    »Jetzt sind Sie ungerecht, Zamira. Dieses Misstrauen habe ich nicht verdient, auch wenn ich vorher gelogen habe. Wenn Jerome und ich nur darauf aus wären, nach Tal Verrar zurückzukommen, hätten wir dann heute früh beim Enterkampf Kopf und Kragen riskiert? Und wenn ich Sie weiterhin täuschen oder ausspionieren wollte, wäre es da nicht das Einfachste gewesen, ich hätte Sie im Glauben gelassen, wir seien Agenten der Priori?
    Jerome und ich haben uns heute Morgen gestritten. Wenn Sie sich mit Jabril über mich unterhalten haben, dann müssen Sie wissen, dass ich ein eingesegneter Priester des Dreizehnten Gottes bin, des Korrupten Wärters. Sie und Ihre Crew sind in gewisser Weise wie wir, wie Jerome und ich. Es ist eine Frage des Anstands und des Zusammenhalts unter Dieben, dass ich Sie nicht leime. Jerome bestand darauf, Ihnen die Wahrheit zu sagen und Ihnen zu eröffnen, dass wir Sie als Partner brauchen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich anfangs nicht seiner Meinung war. Ich war zu wütend, um ihm zuzustimmen. Aber Jerome hat recht. Mit Sentimentalität hat das nichts zu tun, es ist einfach die nackte Wahrheit. Ich bin davon überzeugt, dass Jerome und ich dem Archonten nur dann ein Schnippchen schlagen können, wenn Sie uns unterstützen und dabei in alles eingeweiht sind, was wir planen. Aber auch Sie und Ihr Schiff profitieren davon, wenn wir uns zusammentun – wenn Sie nicht auf meinen Vorschlag eingehen, wird der Archont Ihnen mit seiner Kriegsmarine die Hölle heiß machen. Und zwar schon sehr bald.« Drakasha legte ihre rechte Hand auf den Knauf eines ihrer Säbel und schloss die Augen; sie wirkte müde und verärgert.
    »Zuallererst«, sagte sie schließlich, »unabhängig von sämtlichen anderen Überlegungen, müssen wir Port Prodigal anlaufen. Ich muss Fracht verkaufen, Vorräte bunkern, eine Prise loswerden und meine Mannschaft zufriedenstellen. Bis wir dort ankommen, dauert es noch ein paar Tage, und dann werden wir ein paar Tage lang dort bleiben. Ich werde über das, was du mir gesagt hast, nachdenken. Egal wie meine Antwort ausfällt, du kriegst sie, wenn wir unsere Geschäfte in Prodigal erledigt haben.« »Danke.«
    »Dann lautet dein richtiger Name also Leocanto?«
    »Sprechen Sie mich ruhig weiterhin mit Ravelle an«, meinte Locke. »Das ist einfacher für

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