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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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klar. Ich zweifle nicht daran, dass es Ihnen gelingen würde, jeden beliebigen Hafen der Welt anzulaufen. Aber könnten Sie woanders als hier leben? Ihre Waren und die gekaperten Schiffe so mühelos verkaufen? Ihre Besatzung so regelmäßig bezahlen? Die Gewässer und die anderen Geächteten so gut kennen? In der Nähe von Handelsrouten lauern, ohne die Marine irgendeiner größeren Macht fürchten zu müssen?«
    »Das ist das seltsamste Gespräch, das ich seit Jahren geführt habe«, meinte Zamira und setzte sich ihren Hut wieder auf. »Und mit einer derart ungewöhnlichen Bitte hat sich noch nie jemand an mich gewandt. Ich habe keine Möglichkeit festzustellen, ob du mir die Wahrheit sagst. Aber ich kenne dieses Schiff und weiß, wie schnell es segeln kann, wenn alles andere versagt. Sogar wenn Port Prodigal versagt.«
    »Natürlich ist das eine Option. Sie können ignorieren, was ich Ihnen anvertraut habe.
    Und warten, bis Stragos irgendeinen anderen Weg findet, Sie in seinen Krieg – oder die Farce eines Krieges – zu verwickeln. Dann können Sie fliehen. In ein anderes Meer, ein härteres Leben. Sie sagen selbst, dass Sie die Marine des Archonten nicht schlagen können; mit Waffengewalt können Sie Stragos nicht bezwingen. Deshalb sollten Sie Folgendes bedenken: was auch immer Sie unternehmen, am Ende bleiben Ihnen nur der Rückzug und die Flucht. Jerome und ich stellen für Sie die einzige Möglichkeit dar, den Archonten anzugreifen. Und mit Ihrer Hilfe könnten wir das Archonat für immer zerschlagen.«
    »Wie stellt ihr euch das vor?«
    »Daran … arbeiten wir noch.«
    »Das klingt ja nicht sehr ermutigend …«
    »Auf jeden Fall wissen wir«, unterbrach Locke sie, »dass es in Tal Verrar mächtige Persönlichkeiten gibt, die dem Archonten nicht wohlgesinnt sind. Jerome und ich könnten Kontakt mit ihnen aufnehmen und uns mit ihnen verbünden. Wenn das Archonat abgeschafft würde, hätten die Priori in Tal Verrar das Finanzmonopol. Das Letzte, was sie wollen, ist ein sinnloser Krieg, der einen anderen populären Militärhelden hervorbringt.«
    »Du stehst hier im Heck meines Schiffs, Wochen von Tal Verrar entfernt … wie kannst du da überhaupt versuchen, die Reaktionen der Händler und Politiker der Stadt einzuschätzen? Was macht dich so sicher, sie auf deine Seite ziehen zu können?«
    »Sie selbst sagten, ich hätte ein Talent zum Lügen. Manchmal glaube ich, es ist das Einzige, in dem ich es wirklich zu etwas gebracht habe.«
    »Aber …«
    »Drakasha, das ist grauenvoll!«
    Locke und Zamira drehten sich um und sahen Magister Treganne oben am Niedergang stehen. Die Ärztin kam auf sie zu – hinkend ohne ihren Gehstock – und in ihren ausgestreckten Armen zappelte ein Albtraum mit schwarzem Chitinpanzer, der zu viele Beine hatte und im Laternenschein glänzte. Eine Spinne, groß wie eine Katze.
    Sie hielt die Kreatur so, dass deren Bauch nach außen wies, und die blitzenden Fangzähne zuckten böse.
    »Große Götter, allerdings!«, entfuhr es Locke.
    »Treganne, warum zur Hölle steckt Zekassis nicht in ihrem Käfig?«
    »Ihr Leutnant hat die Trennwand zwischen unseren Quartieren attackiert«, zischte Treganne. »Sie veranstaltet einen unerträglichen Radau! Zum Glück hat sie mit ihrem Herumgestrampel nur einen einzigen Käfig kaputtgemacht, und den Göttern sei Dank war ich zur Stelle, um diese entzückende Dame am Weglaufen zu hindern …«
    »Moment … Sie halten dieses Monstrum in Ihrem Quartier?« Locke war zwar erleichtert, als er erfuhr, dass das Ungeheuer nicht frei im Schiff umherkrabbelte, allerdings nicht sehr.
    »Was glaubst du, woher die Wundseide kommt, Ravelle? Stell dich also nicht so an.
    Zekassis ist ein sensibles und furchtsames Wesen.«
    »Treganne«, warf Drakasha ein, »du als Ärztin musst doch vertraut sein mit den Paarungsritualen einer erwachsenen Frau.«
    »In der Tat, aber wenn die Kopulation nur sechs Fuß von meinem Kopf entfernt stattfindet, ist das eine verdammte Störung …«
    »Treganne, ich denke, es wäre eine verdammte Störung, Ezri jetzt in ihren Aktivitäten zu unterbrechen. Die Kajüte des Quartiermeisters auf der anderen Seite des Gangs steht leer. Such den Zimmermann, damit er Zeks Käfig repariert, und verzieh dich mit deiner Hängematte in Gwillems Quartier.«
    »Diese herabwürdigende Behandlung werde ich nicht vergessen, Drakasha …«
    »Sicher, bis du dich in circa zehn Minuten über irgendwas anderes ärgerst.«
    »Sollte Delmastro sich bei ihren

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