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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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beunruhigt?«
    »Ich bin nicht besorgt. Nur neugierig. Wie es scheint, sind die meisten von uns nach Hause gekommen – höchst ungewöhnlich. Siehst du die Reihe von Schiffen am Ostkai?
    Das ist der, der uns am nächsten liegt. Vier der Kapitäne aus dem Rat sind in der Stadt.
    Sogar fünf, mich eingerechnet.« Sie senkte das Glas und warf Locke einen vielsagenden Seitenblick zu. »Außerdem zwei oder drei unabhängige Kauffahrer, soweit ich sehen kann.«
    »Ich hoffe inständig, dass es nicht dazu kommt«, erwiderte er ruhig.
    In diesem Augenblick kehrte Delmastro aufs Achterdeck zurück, bewaffnet und gepanzert, und mit vier Matrosen im Schlepp.
    Malakasti, eine magere Frau mit mehr Tätowierungen als Vokabeln in ihrem Wortschatz, hatte den Ruf, eine gewiefte Messerkämpferin zu sein. Dantierre war ein bärtiger, glatzköpfiger Verrari, der sich gern in die zerschlissenen Seidenklamotten eines Edelmanns kleidete; nach einer langen Karriere als Berufsduellant war er zu den Geächteten gestoßen. Konar der Riese, der seinem Namen alle Ehre machte, war der massigste Koloss an Bord der Orchidee. Und Rask – nun, Rask war ein Typ, den Locke auf Anhieb erkannte – der Mörder eines Mörders. Drakasha machte es wie viele garristas in seiner alten Heimat Camorr – sie hielt ihn an der kurzen Leine und ließ ihn nur los, wenn sie Blut sehen wollte. Viel Blut.
    Eine brutale Crew, alle schon älter und seit längerem unter Drakashas Kommando.
    Locke grübelte darüber nach, während die gesamte Besatzung für eine kurze Ansprache in der Kühl antreten musste.
    »Utgar hat das Schiff«, verkündete Drakasha. »Heute Nacht laufen wir nicht in den Hafen ein. Ich gehe mit Del und einem Landungstrupp in die Stadt, um das Terrain zu sondieren. Wenn alles gut läuft, haben wir ein paar sehr arbeitsreiche Tage vor uns … und morgen Abend beginnen wir, die Anteile unter uns aufzuteilen. Versucht, nicht das ganze Geld mit euren Wachmaaten zu verspielen, noch ehe ihr es in den Händen habt.
    Rote Wache, ihr kümmert euch um das Schiff. Die Klingennetze an Backbord bleiben aufgeriggt, bis wir zurückkommen. Postiert Ausgucke in allen Masten, und behaltet den Strand im Auge. Blaue Wache, ein paar von euch sollten neben den Waffenschapps schlafen. Und die Übrigen halten Dolche und Knüppel griffbereit.«
    Dann wandte sie sich leise an Utgar: »Doppelte Wache an meiner Kajütentür – die ganze Nacht.«
    »Aye, Käpt’n.«
    Drakasha verschwand für wenige Minuten in ihrer Kajüte. Als sie wieder auftauchte, trug sie immer noch ihre Weste aus Elderglasmosaik, doch ihre Säbel steckten nun in prächtigen, juwelenbesetzten Scheiden; an ihren Ohrläppchen funkelten Smaragde, und über ihre Handschuhe aus schwarzem Leder hatte sie goldene Ringe gestreift. So unauffällig wie möglich schlenderten Locke und Jean auf sie zu.
    »Ravelle, ich habe jetzt wirklich keine Zeit …«
    »Käpt’n«, unterbrach Locke sie, »Sie haben eine Begleitmannschaft aus Schlägern zusammengestellt, weil Sie in der Stadt jeden beeindrucken wollen, der Ihnen vielleicht krumm kommt, habe ich recht? Und wenn diese Leute zu blöd sind, um den Hinweis zu verstehen, wollen Sie eine Crew um sich haben, die mit ihnen kurzen Prozess macht. Ich möchte Ihnen dringend, dringend empfehlen, Jerome und mich mitzunehmen. Wir könnten eine große Hilfe sein.«
    »Ich … hmmm.« Sie musterte Jean, als bemerke sie zum ersten Mal, wie muskulös seine Schultern und Arme waren. »Ich denke schon, dass du mir ganz nützlich sein könntest, Valora. Hast du Lust auf einen kurzen Landgang?«
    »Na klar«, antwortete Jean. »Aber ich arbeite am besten im Team. Orrin ist der ideale Mann, um …«
    »Ihr zwei haltet euch wohl für sehr raffiniert«, meinte Drakasha spöttisch. »Aber …«
    »Ich weiß, wovon ich spreche«, warf Jean hastig ein. »Entschuldigung, aber Sie haben doch selbst erlebt, wozu er fähig ist. Sie nehmen genug Leute mit, die Ihnen Rückendeckung geben, falls jemand auf einen handfesten Streit aus ist. Orrin sollten Sie dabeihaben für … unvorhergesehene Zwischenfälle.«
    »Wir müssen auf alles gefasst sein«, warnte Drakasha. »Wenn man nach Mitternacht in Port Prodigal auch nur einen falschen Schritt macht, ist das, als würde man auf eine gereizte Schlange pissen. Ich brauche …«
    »Ähem«, räusperte sich Locke. »Ursprünglich stammen wir aus Camorr.«
    »Oh. Seid in fünf Minuten im Boot.«

7
     
     
    Drakasha nahm den Platz im Bug ein, Delmastro

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