Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
Vom Netzwerk:
unser Freund Banjital Vo sich sein Silber verdient hat.«
    Prächtig weckte Locke am nächsten Tag gerade rechtzeitig zur Ablösung der Mittagswache. Locke hob das Kätzchen von seinem Kopf herunter, starrte in seine kleinen grünen Augen und sagte: »Tut mir leid, wenn ich dich schon wieder enttäuschen muss, aber in mein Herz schmuggelst du dich nicht, du ruhestörendes Monster.«

9
     
     
    Locke gähnte, reckte sich und trat nach draußen in einen sanften, warmen Regen, der vom wolkenverhangenen Himmel fiel. »Ahhh«, stöhnte er genüsslich, zog sich bis auf die Hosen aus und ließ den Regen ein wenig von dem Gestank abwaschen, der nach dem Besuch der Taverne Zum Roten Fetzen noch auf seiner Haut klebte. Es war schon merkwürdig, dachte er, wie die zahllosen üblen Gerüche der Orchidee ihm mittlerweile vertraut geworden waren, und die Ausdünstungen der Sorte, die er von früher her kannte, ihm plötzlich unangenehm auffielen.
    Drakasha hatte die Orchidee in die Nähe eines der langen Steinanleger im Hospital gebracht, und Locke sah, dass ein Dutzend kleine Boote an die Backbordseite gekommen waren. Während fünf oder sechs bewaffnete Mitglieder der Blauen Wache an der Fallreepspforte Position bezogen hatten, verhandelten Utgar und Zamira lebhaft mit einem Mann in einem Boot, dessen Fracht aus Bergen von Ananas bestand.
    Den ganzen frühen Nachmittag lang flitzten Boote zwischen dem Anleger und der Orchidee hin und her; Einheimische kamen und boten alles Mögliche zum Verkauf an, von frischen Lebensmitteln bis hin zu alchemischen Drogen, während die Vertreter der unabhängigen Kauffahrer in Erscheinung traten, um sich nach den in der Last befindlichen Waren zu erkundigen und unter Drakashas wachsamen Augen Proben zu begutachten. Eine Zeit lang verwandelte sich die Orchidee in einen schwimmenden Marktplatz.
    Um die zweite Nachmittagsstunde, gerade als der Regen nachließ und die Sonne sich durch die Wolkendecke stahl, glitt die Roter Kurier aus dem Tor der Händler und ließ neben der Orchidee den Anker fallen. Nasreen, Gwillem und die Prisencrew kamen wieder an Bord, zusammen mit ein paar Männern der ehemaligen Kwner-Besatzung, die sich so weit erholt hatten, dass sie wieder laufen konnten.
    »Was zur Hölle macht der hier?«, brüllte jemand, als er Locke sah.
    »Komm mit«, sagte Jabril und legte dem Mann den Arm um die Schultern. »Ich werde es dir erklären. Und wenn ich schon mal dabei bin, erzähle ich dir, was es mit der sogenannten Schrubberwache auf sich hat …«
    Magister Treganne ordnete an, dass ein Boot zu Wasser gelassen wurde, damit sie an Bord der Kurier gehen und die Verletzten untersuchen konnte, die sich noch dort befanden. Locke half, das kleinste Boot herunterzufieren, und während er dabei war, traf Treganne an der Fallreepspforte mit Gwillem zusammen.
    »Wir beide haben die Kajüten getauscht«, sprach sie den Ahnungslosen ruppig an. »Ich bin in deine gezogen, und du kannst jetzt in meiner wohnen.«
    »Was? Was? Warum?«
    »Das wirst du schnell genug merken.«
    Ehe der Vadraner ihr weitere Fragen stellen konnte, kletterte Treganne über die Seite, und Zamira packte ihn beim Arm.
    »Was wird der Schiffsmakler für die Kurier rausrücken?«
    »Zwei Silberne und einen Korb voller Kuhfladen«, antwortete Gwillem.
    »Sicher, aber wie hoch kann ich deiner Meinung nach den Preis treiben?«
    »Bis elfhundert oder zwölfhundert Solari wird er mitziehen. Sie braucht zwei neue Bramstengen, denn die vom Fockmast ist auch zersplittert, sie ist nur nicht runtergefallen. Neue Rahen, ein paar neue Segel.
    Das Schiff war erst kürzlich überholt worden, was uns jetzt zugutekommt, aber ein Blick auf die Planken genügt, und man merkt, wie alt es ist. Die Kurier fährt höchstens noch zehn Jahre.«
    »Käpt’n Drakasha«, sagte Locke und stellte sich neben Gwillem. »Wenn ich kurz stören dürfte …«
    »Geht es um diesen Plan, den du dir ausgedacht hast, Ravelle?«
    »Ich bin mir sicher, dass ich mindestens ein paar hundert Solari mehr aus ihm herausquetschen kann.«
    »Ravelle?« Gwillem musterte ihn erstaunt. »Ravelle, der frühere Kapitän der Roter Kurier?«
    »Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, erwiderte Locke. »Und alles, was ich zur Durchführung meines Plans brauche, Käpt’n, sind eine bessere Garderobe, ein paar Ledertaschen und ein Haufen Münzen.«
    »Was?«
    »Keine Bange, ich werde sie nicht ausgeben. Ich benötige sie nur, um Eindruck zu schinden. Und Sie sollten mir

Weitere Kostenlose Bücher