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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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die Gelegenheit, einen Tag und eine Nacht lang an Land zu gehen.« »Ich …«
    »Ich habe nicht vergessen, was dir Sorgen bereitet«, fuhr Drakasha fort. »Morgen trage ich diese Angelegenheit dem Rat vor. Was danach kommt, werden wir sehen.«
    »Angelegenheit?« Delmastro sah verwirrt aus. Locke hatte eigentlich erwartet, dass Jean ihr von dem Gift erzählt hätte, doch offensichtlich hatten sie ihre Freizeit auf eine angenehmere Art und Weise genutzt, als über ihr ganz persönliches Problem zu sprechen.
    »Morgen erfährst du, was es damit auf sich hat, Del. Schließlich wirst du mich zur Ratsversammlung begleiten. Und jetzt kein Wort mehr über dieses Thema, Ravelle.«
    »Gut.« Locke trank einen Schluck Bier und hielt einen Finger hoch. »Lassen Sie uns über etwas anderes diskutieren. Ehe dieser Schiffsmakler auftaucht, hätte ich gern ein paar Informationen von Ihnen. Vielleicht kann ich Ihnen helfen, aus diesem Burschen ein paar Solari mehr rauszuholen.«
    »Das ist kein Bursche«, widersprach Drakasha. »Der Typ ist so glatt wie ein Scheißhaufen, der in Schleim getaucht ist, und genauso abstoßend.«
    »Umso besser. Erinnern Sie sich an Meister Nera; lassen Sie es mich wenigstens versuchen.«
    »Ich verspreche gar nichts«, erwiderte Drakasha. »Aber zumindest werde ich mir anhören, was dir vorschwebt.«
    »Orchidee!«, dröhnte plötzlich eine Bassstimme, und auf der obersten Treppenstufe erschien ein Mann. »Kapitän Drakasha! Weißt du, dass man unten immer noch Rances Zähne aus den Wänden zieht?«
    »Rance erkrankte an einem plötzlichen Anfall von Größenwahn«, gab Zamira ungerührt zurück. »Sie kippte einfach um. Hallo, Kapitän Rodanov.«
    Rodanov war einer der imposantesten Männer, die Locke je gesehen hatte; er musste an die sieben Fuß groß sein. Er war ungefähr in Zamiras Alter und ein bisschen rund um die Mitte. Aber seine langen, muskelbepackten Arme sahen aus, als könnten sie einen Bären zerquetschen, und der Umstand, dass er es nicht für nötig hielt, eine Waffe zu tragen, sagte eine Menge über ihn aus. Er hatte ein langes Gesicht mit einem kantigen Unterkiefer, das helle Haar lichtete sich an der Stirn, und in den Augen glänzte der zufriedene Blick eines Menschen, der sich der Welt gewachsen fühlt. Locke kannte diesen Typ, er war ihnen unter den besseren garristas von Camorr begegnet, aber keiner war ein solcher Goliath gewesen; selbst Konar der Riese konnte ihn höchstens in puncto Leibesumfang übertreffen.
    Unpassenderweise trug er in jeder seiner gewaltigen Pranken eine zierliche Weinflasche aus saphirfarbenem Glas mit einer silbernen Schleife unter dem Korken.
    »Vor ein paar Monaten habe ich hundert Flaschen mit Blauem Lashani vom letzten Jahr aus einer Galeone geholt. Ein paar habe ich aufgespart, weil ich weiß, wie gern du ihn magst. Willkommen in Port Prodigal.«
    »Willkommen an unserem Tisch, Kapitän.« Auf einen Wink Drakashas hin rückten Ezri, Jean, Locke und Konar jeweils einen Stuhl weiter, damit der Platz neben Zamira frei wurde. Jaffrim ließ sich an ihrer Seite nieder und gab ihr die Weinflaschen. Als sie ihm die Hand hinhielt, küsste er sie und streckte dann die Zunge heraus.
    »Mmmm«, brummte er. »Ich habe mich immer gefragt, wie Chavon wohl schmeckt.«
    Zamira lachte, und er nahm sich einen der auf dem Tisch stehenden Becher. »Wer sitzt dem Bierfass am nächsten?«
    »Gestatten Sie«, meldete sich Locke. »Die meisten von euch kenne ich schon«, erklärte Rodanov. »Rask, ich bin entsetzt, dass du überhaupt noch lebst. Dantierre, Konar, schön, euch zu sehen. Malakasti, Liebling, was hat Zamira, das ich nicht habe? Halt, nein – ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Und du …« Er legte einen Arm um Leutnant Delmastro und drückte sie. »Ich wusste gar nicht, dass Zamira immer noch Kinder frei an Deck herumlaufen lässt. Wann wirst du endlich ausgewachsen sein?«
    »Ich bin voll ausgewachsen – und zwar in alle Richtungen.« Sie grinste und tat so, als wolle sie ihn in den Magen boxen. »Weißt du, was der einzige Grund ist, weshalb dein Schiff als Dreimaster durchgeht? Weil du die ganze Zeit über auf dem Achterdeck stehst.«
    »Und wenn ich dann noch die Hosen runterlasse«, setzte Rodanov eins drauf, »sieht es plötzlich aus, als wäre es ein Viermaster.«
    »Wir könnten das glauben, wenn wir nicht genug nackte Vadraner gesehen hätten, um es besser zu wissen«, versetzte Drakasha trocken.
    »Nun, ich mache meiner alten Heimat keine

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