Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
Vom Netzwerk:
ausgestopft, damit sie besser saßen. Man konnte eben nicht alles haben.
    Von seinem Gürtel hing ein geborgtes Rapier, und an seinen Fingern glitzerten Zamiras Ringe. Hinter ihm stapfte Jerome die Niedergangstreppe hoch, ausstaffiert wie ein pflichtbewusster Kammerdiener, und schleppte drei schwere Ledertaschen auf seinen Schultern. Die Geschwindigkeit, mit der die beiden sich in ihre Rollen eingelebt hatten, ließ Zamira ahnen, dass sie sie nicht zum ersten Mal spielten.
    »Haben Sie Ihre Inspektion beendet, mein Herr?«, erkundigte sich Drakasha höflich.
    »In der Tat, das habe ich. Und wie ich bereits sagte, ist es ein gutes Schiff. Nicht in allerbestem Zustand, aber beileibe kein Seelenverkäufer. Ich schätze, mit ein bisschen Glück wird es noch fünfzehn Jahre seetüchtig sein.«
    »Wer zur Hölle sind Sie überhaupt?« Der Schiffsmakler fixierte Kosta mit dem Blick eines Vogels, der sieht, wie ein Rivale sich über einen fetten Wurm hermacht.
    »Tavrin Callas«, erwiderte Kosta. »Aus Lashain.«
    »Ein Pair?«, erkundigte sich der Schiffsmakler.
    »Dritten Ranges. Sie müssen mich nicht mit meinem Titel ansprechen.«
    »Das hatte ich auch nicht vor. Wieso schnüffeln Sie auf diesem Schiff herum?«
    »Ihr Schädel muss noch weicher sein als Ihr Bauch. Ich gedenke es Kapitän Drakasha abzukaufen.«
    »In der Bucht von Prodigal bin ich derjenige, der Schiffe kauft.«
    »Wo steht geschrieben, dass Sie das alleinige Recht auf den Erwerb von Schiffen haben? Ist das der Wille der Götter? Ich verfüge über Mittel, und das ist das Einzige, was zählt.«
    »Ihre Mittel werden Sie auch nicht über Wasser halten, wenn meine Leute Ihnen das Schwimmen beibringen, Bursche …«
    »Genug!«, schnauzte Drakasha. »Solange keiner gezahlt hat, ist das immer noch mein Schiff, auf dem ihr steht.«
    »Sie sind ziemlich weit weg von zu Hause, mein Junge, und Sie wollen mir in die Quere kommen mit Ihrer …«
    »Wenn du dieses Schiff haben willst, dann musst du ordentlich dafür berappen!«, blaffte Drakasha, und ihre Wut war nicht gemimt. Der Schiffsmakler verfügte über Macht und war ihr von Nutzen, doch wenn es hart auf hart kam, konnte jeder Kapitän des Messing-Meers ihn unter dem Stiefelabsatz zertreten. Der Mangel an Konkurrenz hatte ihn dazu verführt, sich allzu sehr auf die Geduld anderer zu verlassen. Doch mittlerweile schien er jedes Maß verloren zu haben. »Sollte Lord Callas dich überbieten, kriegt er es. Können wir jetzt mit diesem Theater aufhören?«
    »Ich bin bereit, einen angemessenen Preis zu bezahlen«, verkündete Kosta.
    »Moment mal, Käpt’n«, warf Delmastro auf ihr Stichwort hinein. »Dass der Schiffsmakler liquide ist, wissen wir. Aber das Geld Seiner Lordschaft haben wir noch nicht gesehen.«
    »Del hat recht«, räumte Drakasha ein. »Hier unten benutzen wir Kreditbriefe, um uns damit den Arsch abzuwischen, Lord Callas. Hoffentlich haben Sie in diesen Taschen etwas Schwereres als Pergamentseiten mitgebracht.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Kosta mit unnachahmlicher Hochnäsigkeit und schnippte mit den Fingern. Jerome trat vor und ließ eine Tasche vor Drakashas Füße fallen. Mit einem lauten Scheppern landete sie auf den Planken.
    »Gwillem!« Drakasha gab dem Quartiermeister einen Wink. Gwillem eilte herbei, kniete sich vor die Tasche, öffnete die Verschlüsse und enthüllte einen Haufen Goldmünzen – der Inhalt von Zamiras Schiffskasse, aufgestockt mit dem Geld, das Leocanto und Jerome mit auf See genommen hatten.
    Gwillem holte ein Goldstück heraus, hielt es gegen die Sonne, kratzte an der Oberfläche und biss zum Schluss hinein. Er nickte zufrieden.
    »Die sind echt, Käpt’n. Tal Verrar-Solari.«
    »Siebenhundert in dieser Tasche«, erklärte Kosta, das Zeichen für Jerome, die zweite daneben abzusetzen. »Und hier noch einmal siebenhundert.«
    Gwillem öffnete auch diese Tasche und richtete es so ein, dass der Schiffsmakler sehen konnte, dass sie offenbar gleichfalls mit Goldmünzen gefüllt war. Zumindest bestanden die fünf, sechs obersten Schichten aus Solari, drunter lag ein Seidenbeutel voller Silber und Kupfer. Die dritte Tasche war nur eine Attrappe, aber Zamira hoffte, dass Kosta den Trick nicht ein drittes Mal anwenden musste.
    »Ich biete eintausend Goldsolari«, schnarrte Leocanto. »Für den Anfang.«
    »Die Ränder dieser Münzen könnten abgefeilt sein«, nörgelte der Schiffsmakler. »Das ist unerträglich, Drakasha. Man soll eine Waage von deinem Schiff

Weitere Kostenlose Bücher