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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Bett baut. Wenn ich sie schon aus dem Schlaf reißen und verstecken muss, dann sollen sie es wenigstens bequem haben.«
    »Alles klar«, nickte Delmastro.
    »Aus welcher Richtung kommt der Wind ein?«
    »Nordost.«
    »Bring das Schiff auf genau Süd, damit er raum-achterlich von backbord einkommt.
    Gereffte Marssegel, langsam und stetig Fahrt machen. Sag Oscarl, er soll die Boote ausbringen, hinter dem Rumpf, damit sie nicht gesehen werden.«
    »Aye, Käpt’n.« Delmastro schüttelte ihren Umhang ab, legte ihn auf Drakashas Tisch und rannte aus der Kajüte. Sekunden später hörte Locke, wie oben an Deck Lärm ausbrach. Oscarl brüllte, gerade eben hätten sie das Boot hochgehievt, und Delmastro beschimpfte die Matrosen als lahmarschige Bande.
    »Ihr zwei seht aus wie Gespenster«, bemerkte Zamira. »Für die blutbefleckte Kleidung brauche ich eine neue Seekiste, damit sie die sauberen Sachen nicht verdreckt. Das nächste Mal beschränkt ihr euch auf braune und rote Farben.«
    »Wissen Sie was, Käpt’n«, erwiderte Locke, den blutdurchtränkten Ärmel seines Rocks anstarrend, »das bringt mich auf einen Gedanken. Ich habe da eine wirklich witzige Idee …«

4
     
     
    Kurz nach der zweiten Morgenstunde, als Tal Verrar endlich in einen trunkenen, nachtwandlerischen Zustand verfiel und die Feuer der Festa erloschen waren, kroch die als Chimäre verkleidete Giftorchidee an dem Schiff namens Glückliche Sardine vorbei.
    Sie passierte die ramponierte, schläfrige kleine Ketch in einer Entfernung von rund hundert Yards, mit nur einem Minimum an Navigationslaternen und ohne das Schiff anzupreien. Das war durchaus nicht ungewöhnlich in Gewässern, aus denen seit über sieben Jahren kein Piratenüberfall mehr gemeldet worden war.
    Im Dunkeln konnte man nicht sehen, dass auf dem Deck der Orchidee keine Boote aufgepallt waren.
    Diese Boote tauchten nun langsam aus dem Schatten der Backbordseite auf, und auf ein stummes Signal hin fingen ihre Rudergasten mit aller Kraft an zu pullen. Die wirbelnden Riemen peitschten das Wasser zu weißem Schaum auf. Drei matte Linien aus Gischt zogen sich von der Orchidee zur Sardine, und als der einsame Wächter im Heck der Ketch endlich etwas bemerkte, war es bereits zu spät.
    »Ravelle!«, schrie Jean, der sich als Erster über die Seite der Ketch schwang. »Ravelle!«
    Er trug immer noch sein blutiges vornehmes Zeug, um seinen Kopf war ein Fetzen aus rotem Leinen gewickelt, und aus einem der Waffenschapps der Orchidee hatte er sich einen eisenbeschlagenen Fechtstock geborgt. Hinter ihm kletterten seine Kameraden an Bord – Jabril und Malakasti, Streva und Rask. Sie waren mit Keulen und Splinthölzern bewaffnet, doch ihre Klingen ließen sie in den Scheiden stecken.
    Drei Bootsladungen von Piraten enterten das Schiff aus drei verschiedenen Richtungen; die spärliche Mannschaft der Ketch wurde von brüllenden, Keulen schwingenden Verrückten in die Kühl getrieben, wobei die Angreifer immer wieder einen Namen brüllten, der ihnen nichts bedeutete. Als die verschreckte Besatzung der Sardine sich in der Kühl zusammendrängte, kam endlich der Anführer ihrer Peiniger an Bord, um seinen Sieg auszukosten.
    »Mein Name ist Ravelle!«
    Gewichtig schritt Locke vor den dreizehn eingeschüchterten Matrosen und ihrem seltsamen, in ein blaues Gewand gehüllten Passagier auf und ab. Wie Jean, so hatte auch Locke seine blutige Kleidung anbehalten und sich des theatralischen Effekts wegen mit einer roten Schärpe um die Taille, einem roten Tuch über den Haaren und einigen von Zamiras Juwelen geschmückt. »Orrin Ravelle! Und ich bin zurückgekommen, um Tal Verrar meine Aufwartung zu machen!«
    »Bringen Sie uns nicht um«, flehte der Skipper des kleinen Kahns, ein magerer, ungefähr dreißig Jahre alter Mann, dessen sonnenverbrannter, ledriger Teint verriet, dass er fast sein ganzes Leben auf See verbracht haben musste. »Wir kommen nicht einmal aus Tal Verrar, wir legen bloß einen Zwischenstopp ein, damit unser Passagier …«
    »Sie unterbrechen heikle hydrographische Experimente!«, keifte der in Blau gekleidete Mann und versuchte, sich aufzurappeln. Ein Trupp höhnisch grinsender Piraten schubste ihn auf das Deck zurück. »Die gewonnenen Erkenntnisse sind für sämtliche Seefahrer von ungeheurer Bedeutung! Sie schaden sich nur selbst, wenn Sie …«
    »Was zur Hölle ist ein heikles hydrographisches Experiment, Alter?«

»Wenn man die Zusammensetzung des Meeresbodens untersucht …«
    »Die

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