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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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hängt viel zu viel davon ab, und wenn du mir eine treue Dienerin bist, dann weißt du es selbst. Bist du hingegen nicht loyal, dürftest du sogar noch besser im Bilde sein. Ich lasse dich ins Arbeitszimmer einsperren, wo du es bequem hast. Und für all das werde ich dich reichlich, reichlich entschädigen, das verspreche ich dir.«
    Jean ließ sie los, sie setzte sich in eine Ecke und verschränkte schmollend die Arme über der Brust. Lyonis, der aussah, als traue er seinem Verstand nicht mehr, entließ hastig den Trupp hartgesottener Schläger, die bald darauf in die Bibliothek polterten, dann steckte er sein Rapier in die Scheide zurück und schloss die Tür zum Schlafgemach. Mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt stand er da, und seine Miene war genauso finster wie die von Alacyn.
    »Nun«, hob Locke an, »wie ich schon sagte, werden noch in dieser Nacht, komme, was da wolle – von mir aus sogar die Eidren – mein Begleiter und ich in Maxilan Stragos’ unmittelbare Nähe gelangen. Was auch immer geschieht, eines ist gewiss – wir entfernen ihn aus seiner Machtposition. Möglicherweise bringen wir ihn sogar um, wenn uns keine andere Wahl bleibt. Aber um das zu schaffen, benötigen wir Ihre Hilfe. Und ehe Sie irgendeine Zusage machen, müssen Sie begreifen, dass wir es ernst meinen. Das ist kein Spiel. Falls Sie Pläne haben, wie man Stragos die Stadt abnimmt, sorgen Sie dafür, dass sie unverzüglich in die Tat umgesetzt werden. Wenn Ihnen Mittel zur Verfügung stehen, mit denen Sie seine Armee und Marine unter Kontrolle halten können, bis Sie sie daran erinnern, wer ihren Sold bezahlt, setzen Sie sie ein.«
    »Sie wollen Stragos stürzen?« Lyonis sah ihn halb ehrfürchtig, halb erschrocken an.
    »Vater, die beiden sind von Sinnen …«
    »Ruhig, Lyo.« Der ältere Cordo hob eine Hand. »Diese Männer behaupten, sie befänden sich in der einzigartigen Lage, den von uns so sehr gewünschten Machtwechsel herbeizuführen. Und sie haben … darauf verzichtet, an mir Rache zu nehmen, obwohl ich mehrfach versucht habe, ihnen zu schaden. Lass sie ausreden.«
    »Gut«, sagte Locke. »Sie müssen Folgendes wissen: In ein paar Stunden werden Meister de Ferra und ich beim Verlassen des Sündenturms von den Allsehenden Augen des Archonten verhaftet werden …«
    »Verhaftet?«, wunderte sich Lyonis. »Woher wollen Sie …«
    »Weil ich dafür sorgen werde, dass es dazu kommt«, unterbrach Locke ihn. »Ich verlange von Stragos, dass er uns festnehmen lässt.«

4
     
     
    »Der Protektor empfängt Sie nicht. Das Gleiche gilt für die diensthabende Dame. Wir haben den Befehl, Sie nicht vorzulassen.«
    Locke glaubte, den verächtlichen Blick des Offiziers selbst durch die Maske zu spüren.
    »Er wird den Befehl widerrufen«, behauptete Locke, während er und Jean in einem kleinen, wendigen Boot, das sie dem älteren Cordo abgeschwatzt hatten, am Kai des Archonten längsseits gingen. »Sag ihm, wir hätten die Forderungen erfüllt, die er bei unserem letzten Besuch an uns gestellt hat, und nun müssten wir dringend darüber sprechen.«
    Der Offizier brauchte ein paar Sekunden Bedenkzeit, dann ging er, um an der Signalkette zu ziehen. Während sie auf eine Entscheidung warteten, entledigten sich Locke und Jean ihrer sämtlichen Waffen und Werkzeuge und stopften alles in ihre Taschen, die sie auf den Boden des Kahns stellten. Nach einer Weile erschien Merrain oben an der Anlegertreppe und gab den Soldaten einen Wink; Locke und Jean wurden mit der üblichen Gründlichkeit abgeklopft und dann in das Arbeitszimmer des Archonten geführt.
    Jean zitterte, als er Stragos sah, der hinter seinem Schreibtisch stand. Locke bemerkte, dass sein Freund unentwegt die Fäuste ballte und wieder öffnete, und er drückte fest seinen Arm.
    »Bringen Sie mir gute Nachrichten?«, wollte der Archont ohne Vorrede wissen.
    »Sind Meldungen eingetroffen, dass gestern um die Mittagsstunde auf See ein großes Feuer gesichtet wurde?«, fragte Locke. »Westlich von Tal Verrar?«
    »Zwei Handelsschiffe berichteten von einer großen Rauchsäule am westlichen Horizont«, entgegnete Stragos. »Mehr weiß ich auch nicht, und keines der Handelssyndikate hat einen Verlust gemeldet.«
    »Das wird schon bald geschehen«, behauptete Locke. »Ein Schiff wurde verbrannt und ist gesunken. Keine Überlebenden. Es wollte die Stadt anlaufen und war voll beladen mit wertvoller Fracht, deshalb wird man es irgendwann vermissen.«
    »Irgendwann«, wiederholte Stragos

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