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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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skeptisch. »Und was wollen Sie jetzt von mir?
    Einen Kuss auf die Wange und einen Teller mit Keksen? Ich hatte Sie gewarnt, mich erst wieder zu behelligen, wenn …«
    »Betrachten Sie dieses erste versenkte Schiff als Anzahlung«, warf Locke ein. »Wir haben beschlossen, dass wir unseren Wein nicht nur präsentieren, sondern ihn auch trinken werden.«
    »Und was genau soll das heißen?«
    »Wir verlangen die Früchte unserer Arbeit, die wir in den Sündenturm investiert haben. Wir möchten das, wofür wir zwei Jahre lang geschuftet haben. Und zwar noch heute Nacht, ehe wir den nächsten Schritt machen.«
    »Heute Nacht werden Sie gar nichts bekommen. Dachten Sie, ich könnte Ihnen eine Art Schreiben mitgeben, in dem Requin höflich gebeten wird, Ihnen das zu überlassen, was Sie von ihm begehren?«
    »Nein, aber wir gehen jetzt gleich zu ihm, ziehen unsere Sache durch, und das war’s dann. Und erst wenn wir unsere Beute in Sicherheit gebracht haben, wird die Giftorchidee weitere Schiffe zerstören.«
    »Ich lasse mich von Ihnen doch nicht unter Druck setzen. Noch diktiere ich die Bedingungen …«
    »Jetzt nicht mehr. Selbst wenn wir Ihnen trauen und uns darauf verlassen würden, dass Sie uns das Gegengift geben, nachdem wir Ihre Bedingungen erfüllt haben, hätten wir doch keinerlei Sicherheiten, dass es uns danach noch möglich sein wird, unseren Plan mit dem Sündenturm in die Tat umzusetzen. Wenn das eintrifft, worauf Sie abzielen, Stragos, dann werden die Karten in dieser Stadt neu gemischt. Denken Sie doch mal nach. Wenn Sie die Priori endgültig unter Ihrer Fuchtel haben, könnte Chaos ausbrechen. Dann kommt es vielleicht zu einem Blutbad und zu Verhaftungen. Die Priori sind Requins Bettgenossen; sein Vermögen darf nicht angetastet werden, denn wir wollen es ihm ja abnehmen. Deshalb möchten wir das, was uns zusteht, in unseren Händen halten, bevor wir Ihre Angelegenheit zu Ende bringen.« »Sie arroganter …«
    »Ja klar doch!«, brüllte Locke. »Ich bin arrogant. Wir brauchen immer noch dieses verdammte Gegengift, Stragos. Und Sie sind der Einzige, der es uns geben kann. Wir verlangen eine neue Dosis, die uns Aufschub gewährt. Noch heute Nacht. Wenn wir in ein paar Stunden hierher zurückkommen, will ich Ihren Alchemisten neben Ihnen stehen sehen.«
    »Verflucht sollen Sie sein – was sagten Sie eben? Dass Sie hierher zurückkämen?«
    »Sobald Requin erfährt, dass wir ihn betrogen haben, gibt es für uns nur eine Möglichkeit, lebend aus dem Sündenturm herauszukommen«, erklärte Locke. »Wir müssen Ihren Allsehenden Augen in die Hände laufen, die darauf warten, uns zu verhaften.«
    »Warum, bei allen Göttern, sollte ich diesen Befehl geben?«
    »Weil Ihnen die Entwicklung der Dinge verdammt zugutekommt, Stragos. Wenn wir von Ihren Soldaten wohlbehalten hier abgeliefert werden, hauen wir klammheimlich wieder ab und kehren auf die Giftorchidee zurück. Später in dieser Nacht überfallen wir die Silber-Marina. Drakasha hat eine Besatzung von hundertfünfzig Mann, und am Nachmittag haben wir zwei Fischerboote aufgebracht, die wir als Brander benutzen wollen. Sie wollten doch, dass die rote Flagge in Sichtweite der Stadt gehisst wird, oder? Bei den Göttern, wir lassen sie im Hafen flattern. Wir zerschlagen und verbrennen, so viel wir können, und auf dem Rückweg richten wir auch noch jede Menge Schaden an. Die Priori werden mit Säcken voller Geld vor Ihren Toren stehen und um Hilfe bitten. In der Stadt wird es einen Aufstand geben, wenn Sie Ihre Unterstützung verweigern. Ist das für Sie früh genug? Wir führen doch nur das aus, was Sie sich vorgestellt haben. Und zwar noch in dieser Nacht.
    Planen Sie eine Strafexpedition in den Geisterwind-Archipel? Nun – wie schnell können Sie Ihre Seekiste packen, Protektor?«
    »Was wollen Sie von Requin stehlen?«, fragte Stragos, nachdem er eine Zeit lang schweigend gegrübelt hatte.
    »Etwas, das sich selbst in größter Eile leicht transportieren lässt.«
    »Requins Tresor ist nicht zu knacken.«
    »Das wissen wir«, räumte Locke ein. »Aber was wir ihm wegnehmen wollen, befindet sich nicht darin.«
    »Wie kann ich sicher sein, dass Sie dabei nicht getötet werden?«
    »Wir kommen mit absoluter Sicherheit ums Leben, wenn wir nicht sofort von Ihren Allsehenden Augen, den offiziellen Vertretern von Recht und Gesetz, in Gewahrsam genommen werden. Nur eine Verhaftung garantiert unser Überleben. Und danach verschwinden wir einfach, abgeurteilt

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