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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Schnickschnack, und ein Metallteller landete scheppernd auf den Fliesen.
    Jean wollte losstürmen, aber die beiden stämmigen Wächter packten ihn bei den Armen, und mit einem gut geölten Klicken fuhr Selendri ihre verborgenen Messer aus, um ihn in Schach zu halten.
    »Was haben Sie angestellt, Kosta?«, brüllte Requin. Er trat Locke in den Bauch, sodass er ein zweites Mal gegen den Schreibtisch fiel. Von der Tischplatte kippte ein Glas herunter und zerschellte mit lautem Klirren.
    »Nichts«, keuchte Locke, »gar nichts. Er wusste einfach Bescheid, Requin, irgendwie hat er Wind davon bekommen, dass wir etwas gegen ihn aushecken. Wir mussten flüchten. Er hetzte uns die Allsehenden Augen auf den Hals.«
    »Die Allsehenden Augen kommen zu meinem Sündenturm!«, donnerte Requin.
    »Dadurch wird eine bedeutende Tradition der Goldenen Treppe verletzt. Sie haben mich in eine unmögliche Situation gebracht, Kosta. Sie haben alles vermasselt!«
    »Es tut mir leid«, ächzte Locke und zog sich auf alle viere hoch. »Es tut mir wirklich leid, aber ich wusste nicht, wohin ich sonst hätte gehen können. Wenn er … wenn er uns in die Finger gekriegt hätte …«
    »Ganz recht«, bestätigte Requin. »Ich gehe selbst hinunter und rede mit Ihren Verfolgern. Sie bleiben mit Selendri hier. Und wenn ich zurückkomme, führen wir ein ernstes Gespräch.«
    Wenn du zurückkommst, dachte Locke, bringst du einen Trupp deiner Wächter mit. Und Jean und ich schwingen uns aus dem Fenster.
    Jetzt war der entscheidende Zeitpunkt gekommen.

7
     
     
    Requins Stiefel polterten erst über die Kacheln, dann auf den Eisenstufen des kleinen Treppenhauses, als er sich ein Stockwerk tiefer begab. Die beiden Bediensteten, die Jean festgehalten hatten, ließen ihn jetzt los, behielten ihn jedoch wachsam im Auge; Selendri lehnte sich mit ausgefahrenen Klingen gegen Requins Schreibtisch. Kalt starrte sie Locke an, als er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Füße rappelte.
    »Heute keine Schmeicheleien, die Sie mir ins Ohr flüstern wollen, Kosta?«
    »Selendri, ich …«
    »Wussten Sie eigentlich, dass Ihr Partner vorhatte, Sie umzubringen, Meister de Ferra?
    Als er mit uns über eine mögliche Beschäftigung im Sündenturm verhandelte, stellte er die Bedingung, dass er Sie töten dürfe – eigenhändig!«
    »Selendri, ich bitte Sie – hören Sie mir zu …«
    »Ich wusste, dass Sie eine Fehlinvestition waren«, meinte sie verächtlich. »Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass Sie uns schon so schnell Schwierigkeiten machen würden.«
    »Jawohl, Sie hatten recht. Ich war eine Fehlinvestition, und vermutlich wird Requin in Zukunft mehr auf Sie hören. Denn in Wahrheit wollte ich Jerome de Ferra niemals töten. Jerome de Ferra ist keine reale Person. Genauso wenig wie Calo Callas.«
    Er grinste breit. »Aber Sie haben uns genau dahin gebracht, wo wir sein müssen, wenn wir unsere Belohnung für zwei Jahre harter Arbeit einkassieren wollen. Wir haben nämlich vor, Sie und Ihren verdammten Boss zu berauben – wir ziehen Sie aus, und zwar bis aufs Hemd!«
    Als Nächstes hörte man ein lautes Klatschen, und ein Bediensteter des Sündenturms prallte gegen die Wand; an einer Seite seines Gesichts tauchte deutlich sichtbar der rote Abdruck von Jeans Faust auf.
    Selendri reagierte mit verblüffender Geschwindigkeit, aber Locke hatte mit dem Angriff gerechnet; kämpfen hätte keinen Sinn gehabt, deshalb duckte er sich nur und wich den Klingen in ihrer Messinghand aus. Er hechtete über den Schreibtisch, wobei er die darauf liegenden Papiere in alle Richtungen verstreute, und lachte, als er und Selendri am Schreibtisch hin und her huschten, wie in einem absurden Tanz, bei dem jeder nur darauf wartete, dass der andere als Erster hinter dem schützenden Brocken hervorkam.
    »Jetzt wirst du sterben, Kosta!«, zischte Selendri heiser.
    »Als ob Sie je daran gedacht hätten, uns am Leben zu las sen. Übrigens – Leocanto Kosta ist auch nicht real. Es gibt so vieles, was Sie nicht wissen …«
    Hinter ihnen kümmerte sich Jean um den zweiten Wächter. Er knallte dem Mann seine Stirn ins Gesicht und brach ihm die Nase; blubbernd sackte der Kerl auf die Knie. Jean trat hinter seinen Rücken und rammte ihm mit dem gesamten Gewicht seines Oberkörpers den Ellbogen in den Nacken. Obwohl Locke emsig damit beschäftigt war, sich Selendri vom Leib zu halten, zuckte er zusammen, als er hörte, wie der Schädel des Mannes auf die Fliesen krachte.
    Im nächsten

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