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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Gesundheit«, sagte er. »Sie werden eine Menge Glück brauchen, um dieses Treffen unbeschadet zu überstehen.«
    Locke trank einen großen Schluck von dem warmen Wein und gönnte sich ein paar Sekunden der Meditation. Staunend bemerkte er, wie der Aprikosengeschmack sich während des Schluckens in das pikantere Aroma eines leicht säuerlichen Apfels verwandelte. Dieser Schluck hatte ungefähr zwanzig Volani gekostet, falls sein Wissen über den Spirituosenmarkt noch aktuell war. In ungespielter Anerkennung nickte er Requin zu, der lässig abwinkte.
    »Es kann Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, Meister Kosta, dass mein Tresor der sicherste in ganz Tal Verrar ist – wenn man so will, handelt es sich um den bestgeschützten Raum der Stadt, er ist sogar noch abgeschirmter als die Privatgemächer des Archonten höchstselbst.« Mit den Fingern seiner linken Hand zupfte Requin an dem hautengen Lederhandschuh, in dem seine Rechte steckte. »Natürlich wissen Sie, dass er sich innerhalb einer Struktur aus urtümlichem Elderglas befindet, und der Zugang wird durch eine Anzahl von raffinierten Mechanismen gesichert, die – bei aller Bescheidenheit – einzigartig sind. Gewiss haben Sie auch längst erfahren, dass die Hälfte der Pnon-Mitglieder so viel Vertrauen in die Zuverlässigkeit dieses Tresors setzen, dass sie mir einen großen Teil ihres Privatvermögens zur Aufbewahrung gegeben haben.«
    »All das ist mir bekannt«, bestätigte Locke. »Ich gratuliere Ihnen zu dieser illustren Klientel. Aber die Türen Ihres Tresors sind durch Mechanismen gesichert, und jeder Mechanismus wird von Menschen angefertigt. Was der eine abschließt, wird ein anderer früher oder später aufschließen.«
    »Ich sage es noch einmal – das ist völlig unmöglich.«
    »Und ich korrigiere Sie wieder. Es ist schwierig, nicht unmöglich. ›Schwierig‹ und ›unmöglich‹ sind Begriffe, die oft verwechselt werden, jedoch nur sehr wenig gemeinsam haben.«
    »Selbst der beste Dieb der Welt schafft es nicht, den Kordon zu durchbrechen, den ich um meinen Tresor gezogen habe«, widersprach Requin. »Aber diese Diskussion ist sinnlos -ebenso gut könnten wir die ganze Nacht hier sitzen und die Länge unserer Pimmel vergleichen. Ich behaupte, meiner ist fünf Fuß lang, und Sie entgegnen, Ihrer misst sechs Fuß und kann auf Kommando Feuer spucken. Wir sollten schleunigst zu einer ernsthaften Unterredung zurückkehren. Sie geben zu, dass die Mechanik meiner Spiele nicht zu manipulieren ist. Mein Tresor ist der sicherste Mechanismus, der überhaupt existiert; muss ich daraus schließen, dass ich die Schwachstelle bin, an der Sie versuchen werden, den Hebel anzusetzen? Immerhin sagten Sie, Sie benötigten einen Menschen aus Fleisch und Blut, den Sie übers Ohr hauen können.«
    »Vielleicht führe ich dieses Gespräch ja nur, weil ich die Hoffnung aufgegeben habe, Sie auszutricksen.«
    »Was hat Ihre Falschspielerei mit Ihrem Plan zu tun, sich Zugang zu meinem Tresor zu verschaffen?«
    »Ursprünglich«, erklärte Locke, »haben wir nur gespielt, um in den Sündenturm hineinzukommen und Ihre Operationen zu beobachten. Unsere Teilnahme an den Glücksspielen diente sozusagen als Tarnung. Doch immer mehr Zeit verging, ohne dass wir weitergekommen wären. Das Mogeln brachte uns den nötigen Nervenkitzel, um die Spiele spannender zu machen.«
    »Mein Haus langweilt Sie also?«
    »Jerome und ich sind Diebe. Jahrelang haben wir von Osten nach Westen, von hier nach Camorr und wieder zurück mit gezinkten Karten gespielt und Wertsachen geklaut. Uns mit der Hautevolee beim Schwips-Vabanque zu messen verliert ziemlich schnell seinen Reiz. Mit unserem eigentlichen Auftrag ging es nicht voran, und irgendwie mussten wir uns ja amüsieren.«
    »Auftrag! Ach ja, Sie sagten, Sie seien angeheuert worden, um mich auszurauben.
    Einzelheiten, bitte!«
    »Mein Partner und ich wurden als Speerspitze eines ausgeklügelten Manövers hierhergeschickt. Irgendwer da draußen will an den Inhalt Ihres Tresors heran. Es geht nicht nur darum, das Ding zu knacken, nein, es soll geleert werden – bis absolut nichts mehr drin ist.«
    »Und wer ist diese Person?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer. Jerome und ich werden nur über Strohmänner kontaktiert. All unsere Bemühungen, herauszufinden, wer hinter dem geplanten Coup steckt, führten zu nichts. Vor circa zwei Jahren trat jemand über Vermittler an uns heran, und bis heute wissen wir nicht, wer unser Auftraggeber

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