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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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geben, sind für unsereins immer eine potenzielle Gefahr. Das gilt nicht nur für mich, sondern gleichfalls für Sie, denn auch Ihr Beruf birgt jede Menge Risiken. Ich möchte nicht länger in der Unterwelt und für Unterweltbosse arbeiten. Mein künftiges Leben soll in ruhigeren, vorhersehbaren Bahnen verlaufen. Ich habe Ihnen offen und ehrlich gesagt, was ich anzubieten habe und was ich verlange. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Und wenn ich auf Ihre Forderung eingehe, erhalte ich als Gegenleistung vielleicht eine Information, wer angeblich meinen Tresor knacken will, den ich selbst konstruiert habe und für absolut sicher halte.«
    »Noch vor wenigen Minuten waren Sie genauso zuversichtlich, was die Fähigkeit Ihrer Kasinoangestellten betrifft, Falschspieler zu erkennen.«
    »Ist es Ihnen bereits gelungen, die Sicherheitsvorrichtungen meines Tresors zu ergründen, Meister Kosta? Haben Sie auch nur eine entfernte Ahnung, wie Sie vorgehen würden, um diesen Mechanismus zu manipulieren?«
    »Es ist lediglich eine Frage der Zeit«, beschied ihm Locke. »Lassen Sie mich nur lange genug tüfteln, und früher oder später knacke ich jedes Schloss. Ich gebe nicht auf, weil es zu schwierig ist; ich gebe auf, weil ich es will. Und verlassen Sie sich nicht auf mein Wort allein; nehmen Sie Jerome und mich unter die Lupe. Stellen Sie Nachforschungen über die Aktivitäten an, die wir während der letzten zwei Jahre in dieser Stadt entwickelt haben. Wir haben einiges bewirkt, das Ihnen die Augen öffnen dürfte.«
    »Genau das hatte ich vor«, gab Requin zurück. »Und was soll ich in der Zwischenzeit mit Ihnen anstellen?«
    »Am besten gar nichts«, antwortete Locke. »Ziehen Sie Erkundigungen ein. Behalten Sie Jerome und mich im Auge. Lassen Sie uns weiter im Sündenturm spielen – ich verspreche Ihnen, dass wir ein bisschen weniger tricksen werden, zumindest in den nächsten Tagen. Erlauben Sie mir, über meine Pläne nachzudenken und möglichst viele Informationen über meinen anonymen Auftraggeber zu sammeln.«
    »Ich soll Sie einfach hier rausspazieren lassen, als sei nichts gewesen? Wäre es für mich nicht günstiger, Sie so lange einzusperren, bis ich meine Neugier befriedigt habe und in Ihnen lesen kann wie in einem offenen Buch?«
    »Wenn Sie mich ernst genug nehmen, um auch nur einen Teil meiner Geschichte zu glauben«, erwiderte Locke, »dann müssen Sie auch die mögliche Bedrohung seitens meines Auftraggebers als Realität ansehen. Sowie diese Person davon Wind kriegt, dass meine Tarnung aufgeflogen ist oder ich eine undichte Stelle sein könnte, sind Jerome und ich so gut wie tot. Dann wäre ich Ihnen kaum mehr von Nutzen.«
    »Und wenn schon … Ausgerechnet Sie verlangen von mir, dass ich Ihnen vertraue?
    Einem Mann, der bereit ist, seinen Partner zu verraten und umzubringen?«
    »Mein gesamtes Vermögen ist bei Ihnen angelegt; Sie halten es so fest, wie dieser Schreibtisch meine Hand festgehalten hat. Sie können bei jeder Bank in dieser Stadt nachfragen, und jedes Mal wird man Ihnen die Auskunft geben, dass man meinen Namen nicht kennt, weil ich außer im Sündenturm nirgendwo ein Konto unterhalte.
    Dieses Druckmittel gebe ich Ihnen aus freien Stücken in die Hand.«
    »Ein Mann, der einen Groll hegt, einen wirklich tief sitzenden Groll, scheißt auf das gesamte Weiße Eisen dieser Welt, wenn er nur die Chance bekommt, sein wahres Ziel zu erreichen, Meister Kosta. Ich war selbst schon viel zu oft die Zielscheibe von irgendwelchen Leuten, die mir übel mitspielen wollten, um das zu vergessen.«
    »Ich bin nicht krankhaft rachsüchtig«, entgegnete Locke und nahm eines der Kartenspiele von Requins Schreibtisch.
    Er mischte es einige Male, ohne hinzusehen. »Jerome hat mich auf heimtückische Weise hintergangen, ohne dass ich ihm je einen Anlass dazu gegeben hätte. Bezahlen Sie mich gut und behandeln Sie mich gut, und Sie werden mit mir zufrieden sein.«
    Mit einer flinken Bewegung hob Locke die oberste Karte des Spiels ab und warf sie mit der Bildseite nach oben neben die Überreste von Requins Abendessen. Es war der Herr der Türme.
    »Ich habe mich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, mich mit Ihnen zusammenzutun, falls Sie mich haben wollen. Gehen Sie eine Wette ein. Setzen Sie auf Risiko, Meister Requin. Für Sie stehen die Chancen günstig.«
    Requin zog seine Brille aus der Rocktasche und schob sie wieder auf die Nase. Mit finsterer Miene starrte er auf die Spielkarte; eine Weile sagte

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