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Sturm über Sylt

Sturm über Sylt

Titel: Sturm über Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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du es getan hast. Heute habe ich eingesehen, dass du nicht anders konntest.«
    Das waren genau die Worte, die Aletta von ihrer Familie hatte hören wollen. »Danke«, sagte sie leise.
    »Ich weiß nicht, wie lange du bleiben wirst«, fuhr Jorit fort. »Wird noch Zeit sein? Für uns beide ...?«
    »Natürlich«, gab Aletta zurück. »Ich melde mich.«
    Jorit griff in die Innentasche seines Jacketts und holte eine Visitenkarte hervor. »Hier kannst du mich erreichen.«
    »Hotel Lauritzen«, las sie und sah ihn erstaunt an. »Du bist Hotelier geworden?«
    Er lächelte leicht und fuhr sich durch die Haare, wie er es früher getan hatte, wenn er verlegen war. Und noch immer waren seine kurzen blonden Locken so fest und drahtig, dass es seiner Frisur nichts ausmachte. Und noch immer standen der Schalk und das Lachen in seinen Augen, selbst dann, wenn er ernst war. »Das Hotel Lauritzen lässt sich nicht mit dem ›Miramar‹ vergleichen«, entgegnete er bescheiden. Dann verbeugte er sich galant und betonte, wie sehr er sich auf eine Nachricht freue. »Natürlich habe ich viel über dich gelesen und weiß von deiner Karriere beinahe alles. Aber was hinter diesen Erfolgen steckt, davon weiß ich wenig.« Nun lächelte er, und sie sah, dass seinLächeln vielfältiger geworden war. Er verfügte nun über das Lächeln des Geschäftsmannes, die Konzilianz des Hoteliers, über ein höfliches Lächeln, ein ehrerbietiges und heischendes, aber auch immer noch über das jungenhafte Lächeln, das sie vor zehn Jahren geliebt hatte. »Billigst du mir das Recht zu, mehr davon zu erfahren?«
    Aletta erhob sich und machte einen Schritt auf Jorit zu. »Ich möchte auch mehr von dir erfahren. Du musst mir erzählen, wie es dir in den vergangenen zehn Jahren ergangen ist. Ich habe gesehen, dass du ohne Begleitung bist ...«
    Jorit nickte. »Ich lebe allein.«
    In diesem Augenblick beschloss Ludwig, dass es Zeit sei, sich von den Musikern zu verabschieden, denen er sagen wolle, dass Aletta Lornsen Grüße ausrichten ließ. Anscheinend wollte er sie mit Jorit und den gemeinsamen Erinnerungen allein lassen. Aletta hätte ihn gern zurückgehalten, weil sie Ludwig auf keinen Fall von ihren Erinnerungen und den Menschen, die ihr früher mal etwas bedeutet hatten, ausschließen wollte, aber er lächelte nur, als sie protestieren wollte, küsste ihre Stirn und ging.
    Jorit fragte, kaum dass sich die Tür hinter Ludwig geschlossen hatte: »Dein Mann?«
    »Mein Lebensgefährte. Und mein Impresario! Ihm verdanke ich viel. Wir sind nicht verheiratet, aber wir leben zusammen.«
    »Ich gehe wohl besser.« Jorit drehte seinen Hut zwischen den Händen. »Du brauchst deine Ruhe. Ich wollte auch nur ...«
    Aletta unterbrach ihn. »Was ist mit meiner Familie? Du musst es wissen, Jorit! Warum sind sie nicht zum Konzert gekommen?«
    Jorit sah sie verblüfft an. »Du weißt nichts von ihnen? Hast du auch zu deinen Eltern keinen Kontakt gehalten?«
    Aletta spürte den Vorwurf, beinahe trotzig schüttelte sie den Kopf. »Ich habe ihnen oft geschrieben, aber nie eine Antwort erhalten. Jetzt bin ich gekommen, um mich endlich mit ihnen zu versöhnen. Vorausgesetzt, sie können auch einsehen, dass ich damals nicht anders konnte. So wie du ...« Sie stockte, weil JoritsGesicht nun sehr ernst war und er um eine Antwort zu ringen schien. »Ist was mit meinen Eltern? Mit Insa?«
    »Zehn Jahre sind eine lange Zeit ...«, begann Jorit vorsichtig.
    Ludwig begleitete sie, um sie vor zudringlichen Syltern zu schützen, die mit einem Mal glaubten, durch gemeinsame Erinnerungen mit Aletta Lornsen verbunden zu sein. Höflich, aber bestimmt wies er jeden ab, der auf sie zugehen wollte, um sie zu begrüßen. So hatte er es auch am frühen Morgen gehalten, als sie beide gemeinsam Ella zum Zug gebracht hatten.
    »Hoffentlich sehen wir uns wieder«, hatte Alettas langjährige Garderobiere bedrückt gesagt. »Wenn es Krieg gibt ...«
    Aletta hatte dafür gesorgt, dass sie den Satz nicht zu Ende sprach, und so lange von ihren Zukunftsplänen geredet, in die sie Ella selbstverständlich einschloss, bis ihre Garderobiere vergessen hatte, dass ein Krieg drohte.
    Erst an der Stelle, an dem das Grundstück des Nachbarn endete und der Zaun der Lornsens begann, blieb Ludwig stehen und klopfte auf die Tasche seines Jacketts, aus der die Tageszeitung herausschaute, die er sich im Hotel hatte geben lassen.
    »Ich gehe zum Kurhaus. Dort kann ich in Ruhe lesen.« Er zögerte. »Die politische

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