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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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waschen?«
    Ich beschreibe ihr den Weg zu Tanroses Zimmer im Erdgeschoss. Vermutlich findet Tinitis dort noch am ehesten etwas, das ihr sauber genug ist. Es ist zwar gerade mit einer kranken Heilerin belegt, aber im Moment stolpert man überall über irgendwelche Kranke. Nicht nur in der Rächenden Axt. Das Fieber hat bereits einen großen Teil der Bevölkerung infiziert. Es gibt schon nicht mehr genug Wachen auf den Mauern, weil viele Männer ihren Dienst nicht mehr antreten können.
    Tinitis verlässt das Zimmer mit dem wiegenden, hüftschwenkenden Gang einer Frau, die Absätze trägt, welche sich ausgezeichnet im Ballsaal des Palastes machen würden, aber für das raue Terrain von ZwölfSeen denkbar ungeeignet sind. In den letzten zwanzig Jahren sind die Absätze der Oberklassefrauen immer höher geworden, eine Mode, die zu schweren Bedenken seitens der Kirche und anderer Moralhüter der Nation geführt hat. In diesem einen Punkt stimme ich ausnahmsweise mit ihnen überein. Bischof Gabrielius hat zwar Unsinn geredet, als er das Glücksspiel eine Abkürzung zur Hölle schimpfte, aber er hat ins Schwarze getroffen, als er die Sündhaftigkeit von frivoler Fußbekleidung anprangerte. Tinitis’ Schuhe sind aus einem gelben Stoff gefertigt, der über ihren Zehen mit rosa Blümchen geschmückt ist. Der Absatz und die mit Blattgold verzierten Sohlen sind der Inbegriff gesellschaftlicher Dekadenz. Selbst ein Segelmacher dürfte in einem Jahr nicht genug verdienen, um sie sich für seine Gemahlin leisten zu können.
    Makri sieht Tinitis verächtlich nach.
    »Ich glaube nicht, dass sie die beste Wahl für Lisutaris’ Schutz ist. Außerdem passe ich auf sie auf.«
    Bevor Harrius geht, befragt er uns nach dem Zusammenstoß mit dem orkischen Attentäter. Ich kann ihm nicht viel mehr sagen, als was ich bereits in meiner Nachricht an den Vizekonsul geschrieben habe, obwohl ich Harrius nach bestem Wissen selbst die kleinste Einzelheit berichte. Turai wurde zwar schon häufiger von Spionen der Orks infiltriert, aber jetzt, in Kriegszeiten, wo unsere Verteidigungszauber in voller Stärke wirken, ist ein solcher Vorfall erheblich bedenklicher. Der alte Hasius Brillantinius, seines Zeichens Oberster Ermittlungszauberer im Justizdomizil, war im Hafen und hat den Schauplatz des Kampfes untersucht. Er hat sich bemüht, Hinweise aufzuspüren, die verraten können, wie dieser Ork Marizaz unbemerkt in die Stadt gelangen konnte.
    Mit einer letzten Ermahnung, unsere Sorgfaltspflicht für Lisutaris’ Sicherheit zu erfüllen, verschwindet Harrius endlich, und Makri dreht sich zu Sarin der Gnadenlosen um.
    »Dann bringe ich sie eben um, wenn sie wieder gesund ist.«
    »Wenigstens hast du dann etwas, worauf du dich freuen kannst.«
    Ich marschiere zu meiner Schlafzimmertür.
    »Wohin gehst du?«, fragt Makri.
    »Ich will nach Lisutaris sehen.«
    »Bleib da weg!«
    »Was soll das denn heißen? Es ist mein Schlafzimmer! «
    »Du willst sie nur um Geld anbetteln.«
    »Lächerlich! Ich habe wie du die Pflicht, mich um sie zu kümmern. Schon vergessen?«
    Ich betrete mein Schlafzimmer, verfolgt von Makri.
    »Ich werde nicht zulassen, dass du einer kranken Frau Geld aus dem Kreuz leierst.«
    »Ich will mir gar kein Geld leihen! Was geht dich das überhaupt an?«
    »Ich bin ihre Leibwächterin!«
    »Eben! Du sollst sie vor orkischen Attentätern schützen, nicht vor bedürftigen Detektiven. Außerdem muss ich ihr einige wichtige Fragen wegen des Ozeanischen Orkans stellen!« Ich starre Makri an. »Und zwar unter vier Augen!«
    »Vergiss es!«, meint Makri. »Sobald ich die Tür hinter mir geschlossen habe, wirst du sie um Geld angehen!«
    »Ich befehle dir, mein Schlafzimmer zu verlassen!«
    »Du hast der Leibwächterin einer Zauberin überhaupt nichts zu befehlen«, erwidert Makri störrisch. »Ich bleibe hier. «
    Lisutaris stöhnt.
    »Da hast du’s!«, sage ich zu Makri. »Du regst sie auf. Sie braucht Ruhe und Frieden.«
    »Sie wird keine Ruhe und keinen Frieden finden, solange du versuchst, sie um ihr Geld zu erleichtern!«
    »Was sind für Lisutaris schon ein paar hundert Gurans? Sie wälzt sich in Geld. Und außerdem geht sie ja nicht mal ein Risiko ein!«
    »Eben hast du noch behauptet, dass du dir kein Geld von ihr leihen wolltest.«
    »Das wollte ich auch nicht. Aber wenn ich es täte, würde ich Lisutaris nur einen Gefallen erweisen. Sie spielt gern.«
    »Sie hat eine Stadt zu verteidigen!«, schreit Makri mich an. »Wir sollen dafür

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