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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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eine normale menschliche Trauernde unter einem Schleier. Deeziz ist dafür bekannt, dass er einen Schleier trägt. Deshalb überlege ich, ob er es vielleicht gewesen sein könnte.«
    »Aber Trauernde tragen oft Schleier«, wendet Makri nicht ganz unberechtigt ein.
    »Hast du Magie gespürt?«, fragt Lisutaris.
    »Nein, nicht die Spur.«
    »Hast du Orks gewittert?«, erkundigt sich Makri.
    Ich muss zugeben, dass ich davon ebenfalls nichts bemerkt habe.
    »Es ist nur so ein Gefühl«, erkläre ich.
    Lisutaris versucht, sich auf einen Ellbogen aufzustützen, doch vergeblich. Sie sinkt wieder zurück.
    »Deeziz der Schleierhafte hockt zurzeit auf einer Bergspitze, hunderte von Meilen entfernt. Wir hätten ihn aufgespürt, wenn er auch nur in die Nähe von Turai gekommen wäre. Zitzerius’ Geheimdienst hätte etwas davon erfahren.«
    »Vielleicht ja auch nicht«, gebe ich zu bedenken. »Es wäre nicht das erste Mal, dass ein orkischer Zauberer ungesehen in Turai eindringt. Makri ist vor wenigen Monaten auf einen gestoßen, als sie Herminis entführt hat«, ich werfe Makri einen bösen Blick zu, um ihr meine ungeminderte Missbilligung zu verdeutlichen, »und wir beide, Lisutaris, sind vor einem Jahr bei dem Gedächtnis-Rennen über einen gestolpert…«
    »Das stimmt«, gibt Lisutaris zu. »Aber jeder Zauberer in der Stadt ist seit Amrags Angriff in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Ich glaube, wir hätten einen feindlichen Eindringling wahrgenommen. Und General Pomadius glaubt nicht einmal, dass Deeziz sich Amrag überhaupt angeschlossen hat.«
    Lisutaris bedeutet Makri, ihr Wasser zu reichen, und Makri hebt den Becher an die Lippen unserer Oberhexenmeisterin.
    »Du hast keinen Grund anzunehmen, dass es Deeziz der Schleierhafte war, stimmt’s? Ich meine, abgesehen von deiner Intuition?«
    »Nein, das habe ich nicht. Aber ich konnte mich immer auf meine Intuition verlassen. Findet Ihr es übrigens nicht eigenartig, dass Euch das Fieber so schlimm erwischt hat? Ihr solltet Euch längst erholt haben. Wenn Deeziz Euch zum Beispiel mit einem Bann belegt hat? Zauberei kann eine Krankheit verlängern.«
    Lisutaris ist ebenfalls schon auf diese Idee gekommen.
    »Ich habe es überprüft. Ich bin von keinem Bann belegt.«
    »Das glaubt Ihr. Und wenn Ihr Euch nun irrt?«
    »Ich irre mich nicht.«
    »Ich glaube, Ihr irrt Euch wohl.«
    Endlich bekommen Lisutaris’ Wangen etwas Farbe. Die Herrin des Himmels hört offenbar nicht gern etwas, das man im weitesten Sinne als Kritik an ihrer Macht auslegen könnte.
    »Ich bin die Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung. «
    »Und ich bin ein Detektiv, der Euch schon mehr als einmal aus der Klemme geholfen hat. Wenn ich nun Recht habe? Wenn der mächtigste Hexer der Orks unerkannt in Turai herumspaziert? Wer weiß schon, welche neuen Hexereien er im Gepäck hat?«
    »Du weißt nicht, wovon du redest. Niemand kann mich überrumpeln.«
    Lisutaris ist verärgert.
    »Ich habe dir gerade dreihundertfünfzig Gurans gegeben, damit du mich in Frieden lässt, und jetzt belästigst du mich schon wieder mit diesem Schwachsinn. Makri, schmeiß ihn raus, damit ich schlafen kann.«
    »Nein«, sagt Makri.
    »Nein?« Lisutaris ist überrascht. »Aber du bist meine Leibwächterin.«
    »Und wenn Thraxas nun doch Recht hat?«, fragt Makri.
    Der Zorn verleiht Lisutaris die Kraft, sich in eine sitzende Position hochzustemmen.
    »Ich habe dich immer für die Klügere von euch beiden gehalten.«
    »Das bin ich auch«, bestätigt Makri. »Aber Thraxas hat meistens Erfolg bei seinen Ermittlungen. Ich finde, du solltest ihn nicht ignorieren. Vielleicht ist Deeziz tatsächlich hier. Vielleicht hat er dich verflucht, und du merkst es nicht.«
    »Wie oft soll ich noch sagen, dass niemand mich mittels Magie angreifen kann, ohne dass ich es merke?«, erklärt Lisutaris hartnäckig. »Ich habe allmählich die Nase voll. Was hat sich Zitzerius nur dabei gedacht, mich an einem solchen Ort zu lassen? Ich muss nach Hause, wo ich mich erholen kann, ohne die ganze Zeit von Idioten belästigt zu werden.«
    Lisutaris macht Anstalten aufzustehen. Makri legt ihre Hand auf die Schulter der Zauberin und hält sie sanft, aber entschlossen zurück. Lisutaris schaut sie verblüfft an.
    »Du kannst nicht gehen«, erklärt Makri. »Du musst dich ausruhen und gesund werden. In der Zwischenzeit kann Thraxas weiter ermitteln.«
    »Soll ich dich mit einem Bann in Flammen setzen?«
    »Das wäre nicht sehr klug«, entgegnet Makri

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