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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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mein Büro. In der Mitte des Raums steht Harm der Mörderische, als könnte er kein Wässerchen trüben. Er ist einer der mächtigsten Hexer der ganzen bekannten Welt und einer der erbittertsten Feinde von Turai.
    »Wenn ich mich nicht irre, gibt es hier möglicherweise ein kleines Problem«, erkläre ich und ziehe mein Schwert.

17 KAPITEL
    Im Lauf der Jahre haben sich viele interessante Gestalten die Klinke meiner Bürotür in die Hand gegeben. Zauberer, Senatoren, Diebe, Mörder, Meuchelmörder, Demagogen, Orks, Elfen und einige Figuren, die man besser nicht näher beschreibt, sind durch meine Tür getreten. Es waren sogar Blaublüter unter ihnen. Prinzessin Du-Lackei hat auch schon meinen Rat gesucht. Dennoch würde ich sagen, dass die gegenwärtige Versammlung alles in den Schatten stellt, was an unterschiedlichen Charakteren bisher da gewesen ist. Wenn ich vorstellen darf: In der Mitte des Büros sehen wir Harm den Mörderischen, orkischer Hexer und Lord des Königreiches von Yall. Zuletzt gesehen, als er auf einem Drachen über unseren Dächern kreiste und versuchte, Turai mit einem Stadtvernichtungszauber zu zerstören. Was ihm auch beinahe gelungen wäre. Er hat Turai eine Menge Scherereien gemacht, und dass er bei seinem letzten Aufenthalt Makri Blumen schickte, hat ihn uns keineswegs sympathischer gemacht.
    Auf der Couch sitzt Marihana, Meuchelmörderin, eiskalt und rücksichtslos, die sich offenbar auf dem Weg der Besserung befindet. Sie hat Makri ebenfalls Blumen geschenkt, aber das ist so pervers, dass ich darüber nicht weiter nachdenken möchte.
    An der Tür zum Schlafzimmer sehen wir Chomeinus den Fleischwolf, den grimmigsten und jähzornigsten Zauberer, den Turai aufbieten kann, was einiges heißen will. Hinter ihm verschönt die nach wie vor betörende Tinitis Schlangenstricker mein Boudoir, und hinter ihr versteckt sich Anemari Donnerschlag, eine junge, intelligente Zauberin, die allerdings ganz froh zu sein scheint, dass sich zwischen ihr und Harm eine Pufferzone aus ein paar anderen Zauberern befindet.
    Sermonatius, der Philosoph, steht neben meinem Schreibtisch. Er ist grauhaarig, nicht mehr ganz in der Blüte seiner Jahre, hält sich jedoch kerzengerade. Und als wäre dieser Kreis nicht erlesen genug, trampelt in diesem Moment noch Vizekonsul Zitzerius, wie üblich gefolgt von seinem Assistenten Harrius, die Treppe hinauf und durch die Tür. Sie werden von zwei bis an die Zähne bewaffneten Gardisten eskortiert. Als diese Harm den Mörderischen sehen, werfen sie sich sofort vor Zitzerius, um ihn zu schützen.
    Harm der Mörderische begrüßt alle sehr höflich.
    »Ihr habt meine Nachricht also erhalten?«, fragt er.
    Zitzerius nickt, sagt aber kein Wort. Er ist ein bisschen außer Atem, weil er die Treppe heraufgerast ist, was seine Kondition ziemlich beansprucht hat. Harms Worten folgt eine längere Pause, die ich mir zunutze mache.
    »Ich gehe davon aus, dass es wenig Sinn hat, euch alle zu bitten, gefälligst aus meinem Büro zu verschwinden?«
    »Ah, Thraxas!«, sagt Harm. »Wir begegnen uns recht häufig, stimmt’s?«
    »Das liegt ausschließlich an Euch«, erwidere ich. »Offenbar treibt Euch die Sehnsucht hierher.«
    »Tut sie das?« Harm denkt nach. »Vielleicht habt Ihr Recht. «
    Harm trägt einen glänzenden schwarzen Mantel. Sein langes schwarzes Haar fällt ihm dramatisch in sein für einen Halb-Ork auffallend blasses Gesicht. Seine Haut ist so blass, dass es dem allgemein verbreiteten Gerücht reichlich Nahrung bietet, er wäre bei einem Ritual, das seine magischen Kräfte stärken sollte, gestorben und wieder auferstanden. Das mag stimmen oder auch nicht, doch unbestreitbar besitzt er ungeheure Macht. Die Stadt hat ihn bisher in Schach halten können, aber es spricht für seine Stärke, dass es ihm erneut gelungen zu sein scheint, unentdeckt durch Turai zu flanieren. Er gibt sich ziemlich lässig, fast schon träge, als würde ihn alles um ihn herum nur langweilen, aber ich weiß, dass dies nur aufgesetzt ist. Was auch immer ihn hergeführt hat, es war bestimmt keine Langeweile.
    »Ich habe Eure Ermittlungen verfolgt. Verzeiht mir, dass ich das so unverblümt ausdrücke, aber ich bin enttäuscht von Euch.«
    »Wie das?«
    »Ich glaube, Ihr verliert Eure Gabe«, erklärt Harm. »Ich kann mich noch daran erinnern, wie Ihr meine größten Bemühungen sabotiert habt, was das Grüne Juwel anging. Und davor habt Ihr meine Geschäftsbeziehungen zu Prinz Frisen-Lackel unterbunden. Wo

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