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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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wiedersehen, nachdem eure Bastionen gefallen sind.«
    Chomeinus wirft Lisutaris einen unsicheren Blick zu. Sie runzelt die Stirn und schweigt, vermutlich ein Signal, dass Harm ihrer Meinung nach die Wahrheit spricht.
    »Wie habt Ihr es in Eure Gewalt gebracht?«, erkundigt sich die Herrin des Himmels.
    »Ich habe es seit dem Augenblick verfolgt, als es in Turai eingetroffen ist. Es ging durch verschiedene kriminelle Hände und ist dann eine Weile meiner Suche verborgen geblieben. Ich hatte es mit einigen sehr gerissenen Geistern zu tun. Dennoch fand ich es schließlich im Hause eines gewissen Borinbax und konnte es an mich bringen, bevor eine Kriminelle, die ihr vermutlich kennt, mir zuvorkommen konnte. Soweit ich weiß, hat sie sich hinreißen lassen, Borinbax zu töten, weil er so unachtsam war, es sich wegnehmen zu lassen.«
    »Und warum habt Ihr es hergebracht?«, will Zitzerius wissen.
    »Um zu verhandeln, natürlich.«
    »Wir verhandeln nicht mit Orks!«, erwidert Zitzerius.
    Harm hebt seine Brauen. »Tatsächlich nicht? Ich meine mich erinnern zu können, dass Ihr genau das tatet, als Ihr Lord Rezaz gestattet habt, einen Wagen beim Turai-Gedächtnis-Rennen starten zu lassen. Es hat damals euer beider Interessen gedient.«
    Er wendet sich zu Makri um.
    »Ihr erinnert Euch selbstverständlich an dieses Ereignis. Ihr habt bei dem Rennen sehr große Gewinne erzielt.«
    Makri kneift die Augen zusammen. Es stimmt. Sie hat eine Menge gewonnen, aber es gefällt ihr nicht, wenn Leute wie Harm damit herumprahlen, vor allem, weil ihre Gewinne auf einen ungeheuren Betrug zurückgehen, den die Vereinigung der Frauenzimmer mit Hilfe von Melis der Reinen, der Stadionzauberin des Superbius, begangen hat.
    »So viel hab ich gar nicht gewonnen.« Makri klingt so schuldbewusst, dass alle sie abschätzend ansehen.
    »Jedenfalls nicht genug, um der Vereinigung der Frauenzimmer eine große Spende zu gewähren«, reitet sie sich weiter hinein. »Selbst wenn ich das hätte tun wollen.«
    Verlegen hält sie inne und setzt dann noch einen drauf.
    »Die Vereinigung der Frauenzimmer hat beim Rennen nicht betrogen«, erklärt sie ungefragt. »Und Melis die Reine ist keine heimliche Anhängerin der Vereinigung. Eine solche Beschuldigung entbehrt jeglicher Grundlage.«
    »Bin ich Euch etwa zu nahe getreten?«, fragt Harm. »Verzeiht. Ich habe Euren Erfolg auf der Rennbahn nur als einen weiteren Beweis für Eure außerordentlichen, weit gestreuten Fähigkeiten gesehen. Wirklich, Makri, Ihr seid eine bemerkenswerte Person. Die beste Schwert-kämpferin weit und breit, die klügste Studentin der Stadt und die schönste Frau im Osten und Westen.« Er hält inne und lächelt. »Und dennoch verdingt Ihr Euch als Barmädchen in einer billigen Kaschemme, umgeben von Schwachsinnigen der untersten Kategorie. Warum seht Ihr nicht der Wahrheit ins Auge? Turai wird Eure Talente niemals honorieren!«
    »Habt Ihr mich herbestellt, um Makris Talente anzupreisen?«, erkundigt sich Zitzerius verärgert.
    »Ja«, sagt Harm. »Genau das habe ich getan. Und um Euch in diesem Zusammenhang einen Handel vorzuschlagen. Genauer, eine Wette. Heute Abend wird Thraxas an einem Kartenspiel teilnehmen, bei dem er es mit Widersachern zu tun bekommt, die in dem Ruf stehen, die besten Spieler der Stadt zu sein. Thraxas hat mich in der Vergangenheit häufiger frustriert, und ich würde die Gelegenheit gern nutzen, ihn bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen zu besiegen.«
    Jetzt schnaube ich verächtlich. Ich werde mich nicht mit einem Ork an einen Tisch setzen und Karten spielen, der uneingeladen in meinem Büro auftaucht und vor allen Leuten meine Intelligenz beleidigt.
    »Und warum sollten wir Euch spielen lassen? Bei dem Spiel sind nur Menschen zugelassen. Orks sind nicht willkommen!«
    »Seht Ihr?« Harm dreht sich zu Makri herum. »Hört Ihr, wie sehr sie orkisches Blut hassen? Ihr gehört nicht hierher!«
    »Das tut sie wohl.« Sermonatius meldet sich zum ersten Mal zu Wort. »Makri ist in dieser Stadt immer willkommen.«
    »Vielleicht heißt Ihr sie willkommen, Philosoph.« Harm wendet sich an den alten Mann. Sein Ton klingt erheblich respektvoller als im Gespräch mit mir. »Aber Ihr seid ein Mann von ungewöhnlicher Weisheit und Kultiviertheit. Was die anderen angeht… Fühlt sich der Vizekonsul wirklich wohl in einem Raum mit einer Frau von orkischem Geblüt? Hat er protestiert, als ihr untersagt wurde, Lisutaris in den Palast zu begleiten? Und Ihr, Lisutaris?

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