Sturm und Drang
Zauberspruch.
»Thraxas, bitte lass diese Nachricht sofort zu Zitzerius bringen. Wir benötigen ihn hier.«
»Ihr macht ja eine Menge Aufhebens wegen ein paar Delfinen.«
»Tu, was Lisutaris dir befiehlt!«, schnarrt Chomeinus.
Ich baue mich vor dem Zauberer auf und schiebe mein Gesicht dicht vor seine Nase.
»Niemand schubst mich in meinen eigenen Gemächern herum, und wenn Ihr noch mal so einen Ton mir gegenüber anschlagt, werfe ich Euch eigenhändig die Treppe hinunter! «
Chomeinus knurrt: »Willst du sterben?«
»Nein. Ich verlange nur, dass Ihr Euch gefälligst benehmt, und wenn Ihr einen Zauberspruch wirken wollt, reiße ich Euch Euren hässlichen Kopf ab, bevor Ihr auch nur eine Silbe herausbekommt!«
Anscheinend muss ich meinen Worten wirklich die Tat folgen lassen, denn Chomeinus ist nicht gerade dafür bekannt, dass er klein beigibt, aber bevor er etwas erwidern kann, mischt Lisutaris sich ein.
»Chomeinus, lass es! Thraxas hat ganz Recht. Wir sind seine Gäste, und ich belege bereits seit einer Woche sein Schlafzimmer. Wir sind ihm zu Dank verpflichtet. Thraxas, bitte schicke diese Nachricht los. Sie ist sehr wichtig!«
Ich nicke Lisutaris zu und stampfe dann aus dem Zimmer. Ich bin immer noch wütend. Hinter mir beklagt sich Tinitis Schlangenstricker, dass ihre Schühchen schmutzig sind, weil in meiner Wohnung nie ordentlich sauber gemacht wird. Zauberer! Ich verabscheue sie. Bis auf Lisutaris. Vielleicht.
Bevor ich Lisutaris’ Nachricht zu dem nächsten Posten der Botenzunft bringen kann, klopft Moolifi an die Tür. Ich öffne. Die niojanische Sängerin wirkt etwas weniger glamourös als üblich. Ihr Haar ist zerzaust, und sie trägt keinen Schmuck. Stattdessen hält sie ein Tablett mit einer Schüssel in den Händen, aus der es dampft.
»Ich komme gerade aus der Küche. Dandelion hat mich gebeten, dies hier Lisutaris zu bringen.«
Ich nicke. Dandelion sorgt für sehr viele Patienten, und es ist anständig von Moolifi, die immerhin zahlender Gast in dieser Taverne ist, ihr zu helfen. Ich führe sie ins Schlafzimmer. Dabei bemerke ich, dass sie unter ihrem blauen, handgeschneiderten Kleid, das erheblich teurer ist, als es sich ein Bewohner von ZwölfSeen leisten könnte, hochhackige Schuhe trägt. Sie sind gelb und mit rosa Stickereien besetzt. Sie ähneln denen von Tinitis und auch denen von Anemari Donnerschlag. Die rosa Stofffäden, die ich gefunden habe, sind wirklich eine großartige Spur. Sie schränken die Suche nur auf die modebewusstesten Damen der Stadt ein.
Als ich über den Quintessenzweg gehe, ertappe ich mich dabei, wie ich »Liebe mich durch den Winter« summe, Moolifis populärstes Lied. Sie hat es noch ein paar Mal in der Taverne zum Besten gegeben, und es ist immer noch ein Schlager. Sie ist eine gute Sängerin, ganz gleich, was Makri sagt. Ich schüttele den Kopf, als ich an Hauptmann Rallig denke, der durch den Hafen schleicht und Kapitän Maxius’ vergrabenen Schatz sucht. Kein Wunder, dass er hinter dem Gold her ist. Er braucht erheblich mehr Geld, als er jemals verdienen kann, wenn er Moolifi halten will.
Nachdem ich die Nachricht an Zitzerius abgegeben habe, überlege ich, was ich als Nächstes tun soll. Heute Abend werden Georgius Drachentöter, General Akarius und Prätor Raffius in der Rächenden Axt zum Kartenspiel erwartet. Ich habe kaum genug Geld, um mich mit ihnen an einen Tisch setzen zu können, und trotz all meiner Bemühungen sieht es nicht so aus, als würde ich noch etwas auftreiben können. Mit dem Geld, das ich mir von Lisutaris und Dandelion geborgt habe, und meinen eigenen spärlichen Ersparnissen komme ich gerade auf vierhundertvierzig Gurans. Angesichts des Vermögens meiner Widersacher reicht das bei weitem nicht.
Ich schüttele den Kopf. Schätze und magische Artefakte! Ich verplempere meine Zeit damit, Phantomen hinterherzujagen. Ich hätte mich auf ehrliche Ermittlungen beschränken sollen. Normale Verbrechen, Männer, die ihre Frauen betrügen, kleine Diebe, solche Fälle. Die liegen mir mehr, und ich hätte mehr Geld verdienen können.
Ich gehe in die öffentlichen Bäder, entrichte meinen Obolus und lege mich lange in das Becken. Trotz der Armut von ZwölfSeen sind wir mit öffentlichen Bädern ganz gut versorgt. Der König hatte vor einigen Jahren einen unerwarteten Anfall von Großzügigkeit und hat Gold gespendet, um einige der alten Badehäuser des Viertels zu renovieren. Selbst der ärmste Einwohner kann ab und zu ein warmes Bad
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