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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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nehmen, was längst nicht in jeder Stadt geboten wird. Kaum jemand ist so sauber wie die Turaner. Dafür sind wir bekannt.
    Ich entspanne mich zum ersten Mal seit langer Zeit. Als ich das Badehaus verlasse, fühle ich mich wieder etwas wohler. Ich mache einen Abstecher in Morixas’ Bäckerei und leiste mir vier Hefeteilchen. Ich esse sie noch auf der Straße. Ein Straßenjunge baut sich vor mir auf und hält seine Hand hin. Wohlwollend breche ich eines der Gebäckstücke in zwei Hälften und gebe ihm eine. Er bedankt sich und läuft davon. In dem Moment küsst mich die Muse der Inspiration. Vielleicht wollen die Götter mich belohnen, weil ich mildtätig war. Möglicherweise ist es auch die Entspannung durch das Bad. Der wahrscheinlichste Grund jedoch dürften die Hefeteilchen sein. Ich denke meist besser mit einem gefüllten Magen.
    Makri übt gerade im Hof der Rächenden Axt mit ihren Waffen.
    »Sankt Quaxinius hat einst mit einem Wal geplaudert«, erkläre ich.
    »Was?«
    »Sankt Quaxinius, der Schutzpatron dieser Stadt. Einer unserer berühmtesten Heiligen. Er hat einmal zu einem Wal gesprochen.«
    »Warum das denn?«, erkundigt sich Makri.
    »Der Wal steckte voll religiösen Wissens. Jedenfalls wird das behauptet.«
    Makri betrachtet mich.
    »Und das ist dir erst jetzt eingefallen?«
    »Meine Gedanken schweifen selten in die Reiche religiöser Mysterien ab. Jedenfalls steht auf einem kleinen Platz hinter dem Quintessenzweg ein Brunnen. Die Statue in der Mitte zeigt Sankt Quaxinius, wie er mit dem Wal spricht.«
    »Und darauf konntest du nicht früher kommen?«
    »Willst du mich jetzt begleiten oder dich weiter an sarkastischen Wiederholungen ergötzen?«
    Makri schiebt ihre Schwerter in die Scheiden zurück.
    »Die Nummer eins, was Ermittlungen angeht«, knurrt sie. »Und dann fällt ihm jetzt erst ein, dass es einen Walbrunnen in ZwölfSeen gibt.«
    Wir marschieren über den Quintessenzweg.
    »Ich kann einfach nicht fassen, dass du nicht früher darauf gekommen bist.« Makri lässt nicht locker. »Zum Beispiel, bevor wir durch die ganze Stadt gelatscht sind und nach etwas gesucht haben, das wie ein Wal aussieht.«
    »Übertreib nicht. Außerdem sagte ich ja bereits, dass ich Aussetzer habe, wenn es um Religion geht.«
    »Es ist ein Brunnen. Mit einer Walstatue. Wie offenkundiger könnte das noch sein?«
    Mittlerweile sind wir fast an dem Platz mit dem Brunnen angelangt. Als wir um die letzte Ecke biegen, platzen wir in einen Aufstand hinein. Ein Mob versucht, zu dem Brunnen zu gelangen, und die Zivilgarde bemüht sich, ihn davon abzuhalten. Der Pöbel besteht hauptsächlich aus Bettlern, aber ich erkenne auch einige Ladeninhaber und ein paar Handwerker unter ihnen. Wir bleiben an der Ecke stehen und beobachten das Gewühl.
    »Sieht so aus, als wären auch andere Leute auf diese Idee gekommen«, bemerkt Makri.
    Ich nicke. Offenbar wollen alle herausfinden, ob das Gold unter der Statue liegt. Der Pöbel rückt langsam vor. Die Zivilgardisten legen ihre Prügel weg und ziehen die Schwerter. Die Menge zögert, weicht jedoch nicht zurück. Viele Bewohner von ZwölfSeen würden für vierzehntausend Gurans in Gold einen Ritzer von einer Schwertklinge in Kauf nehmen.
    Bevor es blutige Nasen setzt, biegt eine Kutsche donnernd auf den Platz ein, eskortiert von einer Kohorte Kavallerie. Die Tür der Kutsche fliegt auf, und Präfekt Drinius tritt heraus. Sein schneeweißer Umhang steht ihm wirklich gut. Er hebt die Hand, und die Menge verstummt. Die Sitten in Turai haben sich in den letzten Jahren vielleicht verschlechtert, aber das Auftauchen des örtlichen Präfekten genügt nach wie vor, um den Pöbel einzuschüchtern. Drinius sieht sich verächtlich um und hebt an, den Mob zu tadeln. Er ist kein schlechter Redner, im Gegenteil, er spricht sogar ausgesprochen gewählt. Jedenfalls verglichen mit seiner Unfähigkeit, was die anderen Ansprüche seines Amtes angeht. Selbst der unfähigste unserer aristokratischen Senatoren kann gute Reden halten. Sie lernen diese Kunst in der Schule und später von Rhetorikern. Keiner hat in der politischen Kaste von Turai Erfolg, wenn er nicht Geschick als Redner besitzt.
    Der Präfekt maßregelt die Leute für ihr ungebührliches Verhalten. Er weist nachdrücklich darauf hin, dass in Zeiten einer Krise jeder Mann in der Stadt seine Pflicht erfüllen sollte, statt nach Gold herumzuwühlen. Er führt einige Beispiele heroischen Verhaltens aus Turais ruhmreicher Vergangenheit an. Dann macht

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