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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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darunter.
    »Beim dunklen Ort«, flüsterte Emin heiser. »Was haben wir getan?«

17

    Mihn bemerkte, dass er sich vor dem Arbeitszimmer des Haushofmeisters herumdrückte. Er hielt sich im Schatten und beachtete die vorbeieilenden Männer und Frauen nicht weiter. Er wartete zwar nicht gerade auf etwas, zögerte aber auch nicht …
    Er war froh, dass seine Handflächen nicht mehr stachen. Seine Füße waren vielleicht eine andere Angelegenheit, aber er hatte seine Stiefel bereits mit Wolle ausgestopft, und viel mehr konnte er nicht tun, außer gelegentlich von einem Fuß auf den anderen zu treten, um die Qual ein wenig zu mildern.
    Zum zwanzigsten Mal an diesem Tag betrachtete er seine Hände, wobei er die Augen im schwachen Licht zusammenkniff. Es war nun bereits später Abend geworden und ein Großteil der Bediensteten war bereits über die vereisten Straßen nach Hause gegangen. Mihn hatte fast den gesamten Tag in Lord Isaks Kammer verbracht, um der zunehmend frustrierter werdenden Xeliath Gesellschaft zu leisten oder mit Isak zusammenzusitzen.
    Das Weißauge war schon in guten Zeiten kein schwatzhafter Mann, aber während der letzten Woche schien er noch verschlossener geworden zu sein. Jetzt verbrachte er Stunden damit, auf einem Vorsprung über seinen herzoglichen Räumen zu sitzen, die Beine über die Kante baumeln zu lassen und das Land unter sich zu betrachten, während der eisige Wind an ihm zerrte. Wegen
des rutschigen Steins und der gefährlichen Böen war er dort allein gewesen, bis Mihn zu ihm hinaufgeklettert war.
    Daraus war eine seltsame Gewohnheit geworden, über die sogar die Dame Tila und Carel verständnislos den Kopf schüttelten. Mihn pflegte nun kurz vor der Abenddämmerung dort hinaufzuklettern. Sein Lord saß dann bereits wie ein merkwürdiger Wasserspeier da am Rand des Vorsprungs und rauchte eine Pfeife. Wortlos setzte sich Mihn neben ihn und blieb so lange dort wie sein Lord. Isak schwieg weiterhin, während Mihn jedes Lied sang, das ihm in den Sinn kam, von der Totenklage bis zum Schlaflied.
    Nur das kurze Gebet, das den Sonnenuntergang begleitete, rief bei Isak eine Reaktion hervor. Jeden Tag verzog Isak bei diesen Worten das Gesicht, doch Mihn sprach sie trotzdem – er würde doch nicht von seinen eigenen Gewohnheiten abweichen, nur weil unter den Kulten Aufruhr herrschte.
    Plötzlich flog die Tür zum Arbeitszimmer auf. Mihn sah ertappt auf und versteckte seine Hände rasch hinter dem Rücken. Tila kam durch die Tür und stieß einen Laut der Überraschung aus, als sie ihn bemerkte.
    »Gnädige Götter, was lauerst du denn hier draußen?«
    Mihn ließ ihren herrischen Blick an sich abgleiten, dann sagte er: »Ich warte natürlich auf den Haushofmeister.«
    »Wenn er nach so einer aufgehübschten Dame geschickt hat, dann könntest du eine herbe Enttäuschung sein«, sagte sie im Versuch, ein Lächeln hervorzulocken. Am größten Dock des Flusshafens standen zwei Statuen nebeneinander, die von den Stadtbewohnern als der Fischer und die aufgehübschte Dame bezeichnet wurden. Jemand hatte am vorherigen Tag auf dem Übungsplatz einen entsprechenden Spruch gemacht, nachdem er Mihns Hände gesehen hatte. Und bis zum nächsten Morgen hatte es sich im ganzen Palast verbreitet.

    »Oder etwas Schlimmeres, wenn ich deinen Gesichtsausdruck richtig deute«, fügte sie noch hinzu und gab dann auf.
    »Etwas Schlimmeres«, stimmte Mihn zu. Er wusste, dass er für Tila ein Ärgernis war. Sie konnte sehr liebenswert sein, wenn sie es darauf anlegte, und zusammen mit ihrem guten Aussehen sorgte dies dafür, dass die meisten Männer des Palastes taten, was sie wollte. Neben Isak war Mihn der einzige Mann, den sie nicht so bezaubern konnte, und das machte sie offensichtlich wütend.
    »Du weißt schon, dass du mir eines Tages wirst vertrauen müssen«, sagte sie spitz. »Ich vertrete Lord Isak den ganzen Tag über, während Lesarl das Reich führt. Mir sind Staatsgeheimnisse bekannt und doch verrätst du mir nicht einmal, was du zum Frühstück hattest.«
    Mihn lächelte ihr aufmunternd zu. »Also gut. Als Geste der Versöhnung werde ich Euch dies nun an jedem Tag neu melden. Heute Morgen war es Griesbrei. Auch gestern war es …«
    »Ach, halt die Klappe«, sagte sie, schien aber eher belustigt als verärgert. »Verrate mir doch lieber etwas Wichtigeres.«
    Mihn verzog sein Gesicht zu einem Bild des angestrengten Grübelns. »Wichtiger als Greisbrei?«
    »Neuigkeiten! Versuch nicht, mich mit deinen

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