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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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nicht anerkannten, und nur Lesarls schnelles Eingreifen hatte
bisher verhindert, dass nichts Schlimmeres als ein bisschen Blutvergießen auf Tirahs Straßen geschehen war.
    Dazu kam, dass Schwertmeister Kerin der Wunde erlegen war, die er im Tempel des Rechts erlitten hatte. Darum schreckten die Geister vor keinem Streit zurück. Außerdem waren die Gerichte mit fünfzehn Klagen gegen die neuen religiösen Beschlüsse beschäftigt, und er musste Isaks Krönung nachbereiten, bei der er mehr Abkommen unter den Adligen vermittelt und mit ihnen geschlossen hatte als in den zwei Jahren zuvor.
    »Ihr habt Neuigkeiten zu vermelden?«, fragte Isak und bedeutete dem Mann, beim Feuer Platz zu nehmen.
    Lesarl sank dankbar in den Lehnstuhl. »Leider ja.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Mein Lord, ich weiß nicht, wie lange wir noch auf diese Weise weitermachen können«, gestand Lesarl ein. »Banden von Pönitenten versuchen das bisschen Essen zu rationieren, das in die Stadt gelangt, und täglich kommt es zu Scharmützeln. Ich musste Soldaten einsetzen, um die Gerichtssäle zu räumen und die Anstandstribunale davon abzuhalten, Verbrechen und Klagen zu verhandeln …« Er seufzte, presste zwei Finger gegen seine Nasenwurzel und kniff für einen Augenblick die Augen zusammen. »Erst heute hat eine Priesterin Vales ein unabhängiges Gericht gegründet und verhängt das Ertränken als Strafe. Außerdem wurde mir gerade bestätigt, dass ein Lagerhaus des Kultes von Tod als Kerker für Menschen missbraucht wird, die sich den Truppen des Kultes öffentlich widersetzt haben. Und das ist erst der Anfang …«
    »Kann ich etwas unternehmen?«
    Lesarl schüttelte den Kopf. »Ich möchte keinem die Genugtuung bereiten, dass Ihr Euch höchstselbst um ihn kümmert, und wenn es zu Kämpfen kommt, besteht auch immer die Gefahr, dass jemand versucht, Euch zu meucheln.« Er seufzte und hielt
die Hände vor das Feuer. »Wenn Ihr sterbt, kommt es zu Bürgerkrieg  – und wenn Ihr verletzt werdet, müssen wir die Säuberungen, die wir seit Wochen zu vermeiden suchen, doch noch durchführen.«
    »Also geht es bei Euren Neuigkeiten um etwas anderes?«
    »Ja, mein Lord. Euer Gast in Lomin ist wohl mit Ausfl ügen in den Großen Wald nicht mehr zufriedenzustellen. Nach dem Fall von Scree hat er angefangen, religiöse Fragen ernst zu nehmen.«
    »Oh, ihr Götter«, stöhnte Isak. »Ich glaube, ich ahne, was jetzt kommt.«
    Lesarl blickte ernst drein. »Die Kulte haben ihn nach Tirah eingeladen. Sie suchen nach einem Anführer, und meine Spione in Lomin berichten mir, dass er von der Idee besessen sei, sein Volk zu befreien. Seine körperlichen Gelüste sind seit dem Hochsommer offensichtlich von ihm abgefallen, vermutlich vom Fall Screes ausgelöst. Stattdessen hält er sich für eine Art Mystiker, für einen geistigen Führer ebenso wie für einen Soldaten. Gerade Euch muss ich nicht erklären, was für eine gefährliche Mischung das ist.«
    »Können wir verhindern, dass er herkommt?«
    Lesarl schüttelte den Kopf. »Ich müsste noch mehr – zu viele  – Priester töten, um Certinse die nötige Zahl an Gemäßigten zur Seite zu stellen, die er in der Synode bräuchte. Wir dürfen nicht erwarten, dass wir ihn umstimmen können, ebenso wenig, wie wir ihn unterwegs umbringen werden. Wenn Sir Kelet und ein Trupp Waldläufer bereitstünden, hätte ich diesen Weg gewählt  – ein vergifteter Pfeil wäre sogar für ihn tödlich genug. Aber nach der augenblicklichen Lage können sie die Patrouillen der Kulte nicht schnell genug umgehen.«
    Isak dachte nach und zupfte dabei an dem Stuhl herum. »Welches sind die Wahlmöglichkeiten?«

    »Ihn herkommen zu lassen, was gewaltiges Blutvergießen auf unseren Straßen nach sich zieht, oder ihn umleiten.«
    »Hat man ihn darum gebeten, eine Revolte anzuführen?«, fragte Isak überrascht.
    »Nein, mein Lord, aber Ihr seid Weißaugen, und es sind schwierige Zeiten. Wenn Ihr beide in der Stadt seid, wird es zum Kampf kommen, das ist sicher. Und wenn Euch Armeen zur Seite stehen, wird die Stadt einen erheblichen Schaden erleiden.«
    »Aus Eurem Gesichtsausdruck schließe ich, dass Ihr auch die andere Möglichkeit nicht sonderlich erfreulich findet.«
    »Nein«, sagte Lesarl, dann starrte er einen Moment lang schweigend ins Feuer.
    Isak spürte, wie sich Beklemmung in ihm ausbreitete.
    »Mein Lord«, setzte Lesarl zögerlich an, »dies ist der einzige gangbare Weg, den ich empfehlen kann. Ich möchte aber nicht,

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