Sturmauge
achtundzwanzigmal der Unschicklichkeit und Gottlosigkeit angeklagt hat? Die Kardinäle haben uns den Krieg erklärt.«
»Teil dem Erzmagier mit, er solle sich zügeln und nicht sofort zurückschlagen«, sagte Lesarl eindringlich. »Wir können jetzt keine Kampfmagier brauchen, die sich herausfordern lassen –
oder andere, weniger offensichtliche Arten der Rache. Einige deiner Brüder haben ebenfalls Larats verdrehten Sinn für Humor.«
»Und es schadet dem Reich nicht, wenn die Priester sich auch noch über etwas anderes beschweren können«, stimmte Tänzer zu. »Es wird lange dauern, bevor sich die Menschen gegen die Magier wenden, dafür ist ihre Angst vor ihnen zu groß. Die Akademie soll ihre Mitglieder anweisen, sich für den Augenblick zurückzuhalten.«
»Lesarl, wann kann die Verhandlung frühestens beginnen?«
Der Haushofmeister zuckte die Achseln. »In vier oder fünf Tagen. Man muss bestimmten Förmlichkeiten Genüge tun, aber die Beweise sind gesammelt, also ist der Richter bereit. Es gibt für die Verteidigung verschiedene Möglichkeiten, die Sache hinauszuzögern, aber auch das hat seine Grenzen.«
»Gut, dann verkünde den Tag des Prozesses und arrangiere ein geheimes Treffen mit den Herzogen von Merlat und Perlir.«
»Werdet Ihr dort auch Eure Wahl für Lomin offenbaren?«
»Ja, ich möchte, dass Lokan und Sempes gegebenenfalls Widerspruch einlegen können. Ich mache mir auch so schon genug Feinde, da sollte ich lieber mit den beiden mächtigsten Leuten ver…« Da flammte ein Funke in Isaks Geist auf und brachte ihn mitten im Wort zum Verstummen. Magie sickerte durch den Raum, tanzte prickelnd und suchend über seine Haut. Er blickte zu Beschwörer hinüber, aber die Frau zeigte keine Regung. Ein Schauder lief wie bei der Berührung eines Mädchens über seinen Rücken, und eine Stimme flüsterte in sein Ohr: Isak.
Instinktiv wandte er sich wieder dem Fenster zu. Xeliath, das junge, dunkelhäutige Mädchen, das mit seinem zerschlagenen Schicksal verbunden worden war, befand sich dort draußen. Offenbar hatten Morghien und Mihn Erfolg gehabt und sie nach Tirah gebracht, bevor ein anderer Spieler dieses Mächtereigens sie finden und töten konnte. Lesarl bemerkte die Bewegung
seines Lords und warf ihm einen fragenden Blick zu. Isak nickte.
»Sie ist hier, kurz vor der Stadt«, murmelte er.
Die Gesichter der Anwesenden legten Zeugnis darüber ab, dass ihnen Lesarl von dieser Angelegenheit noch nicht berichtet hatte. Isak stellte sich ihre Reaktion vor und brachte auf diese Weise etwas Ähnliches wie ein Lächeln zustande.
Er ging zur Tür und sagte dabei: »Diejenigen von euch, die Interesse daran haben zu erfahren, wie meine Außenpolitik aussehen wird, hören sicher gern, dass ich soeben eine weitere Schwierigkeit eingebaut habe.« Er blieb an der Tür stehen, Lesarl auf dem Fuße, und wandte sich an das Gefolge. »Heute Nacht trifft ein neuer Gast im Palast ein, eine junge Weißaugenfrau.«
»Und warum hat das Auswirkungen auf die Außenpolitik des Reiches?«, fragte Tänzer und sprach damit die Frage aus, die auch den anderen sichtlich auf den Lippen lag.
»Ihr Vater hat ihren Aufbruch nicht eben gebilligt … und er ist ein Lord – einer von unseren nicht so freundlichen Nachbarn, namentlich von den Yeetatchen.«
Er ließ ihre Einsprüche und Fragen im Raum hinter sich zurück. Die schmale Treppe, auf die er trat, wurde nur von dem spärlichen Licht erhellt, das von unten heraufschien. Es stammte von einer einzigen Lampe, die den Gang im ersten Stock und die drei Türen darin kaum aus der Dunkelheit befreite. Die Türen der beiden Schlafsäle standen offen. Im Vorbeigehen warf er einen Blick hinein und sah den üblichen Plunder der Arbeiter, Tuchbeutel sowie einen Öltuchmantel, und roch den durchdringenden Gestank nach Schweiß und Dreck.
Am Ende des Flurs führte eine zweite Treppe ins Erdgeschoss hinab. Sie war etwas zu schmal für seine breiten Schultern, darum musste er sich seitwärts wenden, um sie hinabzusteigen. Am Fuß der Treppe hielt Bürgers älteste Tochter Wache. Das Mädchen,
das ähnlich gebaut war wie ihre Mutter, hörte seine Schritte und öffnete die Hintertür, die etwas verzogen war und wegen der seltenen Nutzung klemmte, so dass sie ihr einen Stoß mit der Schulter geben musste.
Isak wusste, dass sie ein langes Messer im Ärmel verbarg, und zwar kein einfaches Küchenmesser, aber die Klinge kam nicht zum Einsatz, als er hinaustrat und die Straße
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