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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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abschwächen.
    Isak hatte während des Winters die Chroniken im Tirah-Palast gelesen und herausgefunden, dass die schwere Farlan-Reiterei stets die letzte Waffe war, die im Kampf eingesetzt wurde. Die meisten Siege verdankten die Farlan der Tatsache, dass die Bogenschützen zu Pferd nicht nur hervorragend trafen, sondern zudem viel beweglicher als ihre Feinde waren. Die übliche Taktik der Farlan sah vor, die schwere Kavallerie ins Feld zu schicken, wenn der Feind durch die anderen Einheiten geschwächt worden war. Isak vermutete, dass ihnen dies ermöglichte, auszuschlafen und ein üppiges Frühstück zu sich zu nehmen, während das gemeine Volk alle Arbeit verrichtete.
    »Es freut mich zu sehen, dass sich Chalat Zeit lässt«, sagte Vesna und brach damit das nachdenkliche Schweigen. Sie konnten beinahe das ganze Schlachtfeld einsehen, bis zu dem uralten Grenzwall drei Meilen entfernt. Die Menin hatten sich hinter der Wand verschanzt.
    »Wenigstens hat er nicht vollends den Verstand verloren«, stimmte Lahk zu. »Er wartet darauf, dass die Plänkler einen Fehler machen, bevor er sich an den zweiten Fluss wagt.«
    Isak rang sich ein schwaches Lächeln ab. Die Palastaufzeichnungen hatten bei seiner Lektüre ein eindeutiges Bild in seinen Geist gezeichnet. Die meisten Schlachten wurden aus drei Gründen verloren: mangelhaftem Austausch zwischen Heerführern und Truppen, Pech oder Dummheit.

    Chalats Männer befanden sich auf halbem Weg zwischen Isak, der sich am hinteren Ende seiner eigenen Männer aufhielt, und den Menin. Es hatte sie mehrere Stunden gekostet, eine Meile Boden gut zu machen und den ersten Fluss zu überqueren. Die Brücken über den zweiten Fluss waren von den zurückweichenden Menin zerstört worden, die nun knapp außer Reichweite blieben und darauf warteten, dass sich jemand in Bogenschussweite begab. Das Problem war offensichtlich: Wie konnte man den Fluss überqueren, ohne Hunderte von Männern zu verlieren?
    »Mir ist langweilig«, verkündete Isak. Er wies auf die vor ihm aufgestellten Reiter. »Gebt den Befehl zum Vorrücken«, befahl er und wies auf Byora. Das Haupttor lag zwischen den Flüssen.
    Die linke Flanke bestand aus drei Divisionen schwerer Reiterei der Palastgarde, die das Regiment der Akademie der Magie umgaben. Die bunte gemischte Mitte bestand aus verschiedenen Lordprotektoren und ihrer Leibgarde, einigen anderen Adligen, allesamt in schwerer Rüstung, und zwei vollen Legionen leichter Reiterei in lockerer Aufstellung. Der Nachschub, die letzte Division der Geister und die verbleibenden beiden Kavallerielegionen, befanden sich weit rechts außen.
    General Lahk nickte. »Hornbläser, langsames Vorrücken«, rief er und hinter ihnen wurden drei lange Töne geblasen. Der Ruf wurde rasch aufgenommen, und Isaks Heer begann vorzurücken, wobei es wie ein riesiges, aufgedunsenes Biest wirkte, das sich vorwärtsschleppte.
    Graf Vesna warf ihm einen vielsagenden Blick zu, und Isak fragte sich, was er wohl vergessen haben mochte. Dann kam er darauf und sagte mit lauter Stimme: »Meine Herren, die Helme!«
    Als er sich Siulents über den Kopf zog, bemerkte er, dass Vesna mit den Fingern sein linkes Handgelenk berührte. Selbst unser Held braucht ein Glückszeichen , dachte er und seufzte. Alles, was
ich habe, ist ein Notfallplan, bei dem ich mir fast in die Hose mache vor Angst.
    In der Ferne sah er den schwarzen Punkt, der Lord Styrax’ riesige Heeresstandarte war. Fast wie zur Antwort auf seine sich verschlechternde Laune spürte er den Kristallschädel in seinem Brustpanzer an seinem Geist zerren. Die Schnitter regten sich, rochen den Tod in der Luft. Über ihm sammelten sich Wolken, als habe er sie herbeigerufen.
     
    »Gut, dass Ihr zurück seid, Herr.«
    Bernstein blickte auf und riss die Augen auf. »Ihr Götter, was habe ich dir darüber gesagt, den Helm abzunehmen?«
    Der alternde Sergeant grinste und zeigte dabei schiefe Zähne mit vielen Lücken. »Ich soll’s nicht tun, Herr. Ihr sagtet, dass Ihr stinkig werdet, wenn ich’s tu.«
    »Genau«, stimmte Bernstein zu und schlug dem Mann auf die gepanzerte Schulter. Sergeant Deebek war von seiner Einheit umgeben, allesamt junge Männer, die Bernstein nicht kannte. Und alle wirkten erleichtert.
    »Ich weiß, dass wir dir Rekruten übergeben, damit du sie mit dem harten Alltag eines Soldatenlebens vertraut machst, aber zwing sie doch um der Götter Gnade willen nicht auch noch dazu, die ganze Zeit dein Gesicht anzusehen«, sagte er

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