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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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übermittelt hatten.
    Er schob sich weiter vor, stets bereit zurückzuspringen und zuzuschlagen. Doch dann sah er, dass dort nur ein junger Mann stand. Er blickte offenbar auf das gleiche alte, verfallene Haus, das auch Isak beobachtete. Was für eine Rolle spielst du in dieser Angelegenheit? , fragte sich Isak. Arbeitest du für Emin? Falls nicht, was hast du dann im Namen des Finsteren Ortes hier zu suchen?
    Doranei und sein Gefährte, der ihm als Sebe vorgestellt worden war, hatten ihm mitgeteilt, der König habe mit einem der Männer, die man in das Haus hatte gehen sehen, etwas Persönliches zu regeln. Isaks Scherz darüber, dass er mal wieder den Ärger anzog – immerhin war er erst ein paar Stunden in der Stadt gewesen, als er auf Doranei traf, der mit den Neuigkeiten auf dem Weg zu seinem Herrn gewesen war – hatte den Brüdern nicht einmal ein Schmunzeln abgerungen. Das sagte mehr als tausend Worte. Doranei und Isak hatten über eine Woche miteinander verbracht. Isak betrachtete ihn als Freund. Aber an diesem Nachmittag war er zu sehr mit seinen Aufgaben befasst gewesen, und so hatten sie nur schnell die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht und auch das war zu jenem Zeitpunkt beendet gewesen, als Ilumene erwähnt worden war.
    Isak musterte den Jungen, der an der Wand lehnte. Jung, dürr, die richtige Größe für einen Burschen von rund fünfzehn Sommern. Keine Waffen.

    »Nicht unbedingt die richtige Nacht, um Luft zu schnappen«, sagte Isak leise. Der Junge wirbelte erschrocken herum, konnte Isaks Gesicht nicht gleich erkennen und schnappte nach Luft, als er es dann tat. »Willst du ein wenig Ruhe vor deiner Familie haben?« Isak beherrschte die Sprache nicht vollkommen, aber gut genug, um sich verständlich zu machen.
    »Nein, Herr«, antwortete der Junge grimmig. »Aber ich glaube, dass ich auf diesen Straßen sicher bin. Sicherer als Ihr zumindest.«
    Isak grinste. »Ach wirklich? Ich habe mir sagen lassen, dass dieses Viertel voller Verbrecher steckt.«
    »Hier ist man nur arm, nicht verbrecherisch – es sei denn, Ihr haltet Armut für ein Verbrechen.« Der Junge warf ihm einen trotzigen Blick zu. »Aber heute Nacht sind Verbrecher unterwegs, und auf die warte ich. Sie mögen Weißaugen nicht sonderlich, also solltet Ihr besser verschwinden.«
    Isak dachte nach. Der Junge hatte eindeutig das Haus beobachtet, aber soweit Isak sagen konnte, war es ein verlassenes Haus – sicherlich nichts, was gewöhnliche Verbrecher anlocken könnte.
    »Wie heißt du?«
    »Wie heißt Ihr?«
    »Ich? Äh, Hormann«, antwortete Isak. Warum habe ich das jetzt gesagt? Das ist nicht der Name, den ich mit Vesna ausgemacht habe. Warum habe ich jetzt an meinen Vater gedacht?
    »Gut, wenn Ihr das sagt. Ich hieße Mayel.«
    Isak streckte ihm die Hand hin. »Gut, Mayel, wie wäre es, wenn du raufkommst und mir mehr über diese Verbrecher erzählst.« Mayel wich vor Isaks großem Arm etwas zurück. »Komm schon. Rauch eine Pfeife mit mir.«
    Der versprochene Tabak schien für den jungen Mann den Ausschlag zu geben, denn er trat vor und ergriff Isaks Hand. Das
Weißauge zog ihn mühelos hinauf und setzte ihn auf dem Übergang ab.
    »O Götter, bist du ein Riese«, rief Mayel, als Isak sich aufrichtete.
    »Immer vorsichtig, vor einigen Augenblicken hast du mich noch ›Herr‹ genannt.«
    »Entschuldigung, schlechte Angewohnheit«, entschuldigte sich Mayel und ging nicht näher darauf ein, was genau die schlechte Angewohnheit war. »Es hat mich nur überrascht. Du bist größer als jedes andere Weißauge, das ich bisher getroffen habe.«
    Isak ging darüber hinweg. »Was hast du für einen Akzent? Kommst du aus dieser Gegend? Klingt, als wärst du gebildet, aber du siehst mir nicht nach dem Sohn eines Händlers aus.«
    Mayel zupfte an seiner heruntergekommenen Kleidung. »Ich war ein Novize in einem Kloster und habe dort so einiges gelernt. Was geht dich das an?«
    »Ich will nur wissen, mit wem ich es zu tun habe«, antwortete Isak gut gelaunt. »Ich finde so was gerne früh heraus. Hier, bedien dich.« Er bot Mayel die Pfeife und den Tabak an, der sie erfreut entgegennahm.
    »Also, was tust du hier draußen?«, fragte Mayel, nachdem er die Pfeife gestopft und entzündet hatte. »Hast du dich bei der edlen Dame Ostia verdingt?«
    »Nein, wir sind die Eskorte für die Dame irgendeines Lords.« Tila hatte darauf bestanden, sie zu begleiten und Isak hatte es ihr nicht ausreden können. Er wusste, dass sie es ihm nie verzeihen

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