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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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noch Spuren der Menschlichkeit zurück. Die Überheblichkeit, der Neid, das närrische Verlangen – Flüche der Götter, die sie in den Gesichtern derer um sie herum nicht erkennen. Oh, wie sie sich von ihren Schwächen beherrschen lassen.
    Die Gruppe wurde langsamer, während sie näher kam. Der Hund, der Rojak stützte, knurrte wütend. Noch ließ er den Arm des Barden nicht los, aber er spannte sich, machte sich zum Kampf bereit. Rojak blickte den großen Mann an, forderte den Schuft mit dem irren Blick heraus, heranzukommen. Und überraschenderweise tat er es, schob sich vor, bis Rojak seinen fauligen Atem riechen konnte.
    Der Blick des Mannes zuckte zwischen Rojaks Gesicht und seiner Brust hin und her. Die Omenkette , erkannte Rojak. Er achtete darauf, den Blick des Mannes nicht zu stören. Sein Körper war mittlerweile zu schwach, um etwas zu riskieren. Ein schneller Schlag könnte ihn ein für alle Mal zu Boden schicken. Bald, bald würde ihm dies vergönnt sein, aber so weit zu kommen, nur um dann von einem mutigen Tier besiegt zu werden … Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Das durfte nicht sein.
    Der Anführer schnüffelte nervös, als machte ihn der Verwesungsgeruch nervös, der seinen eigenen Gestank übertünchte, und streckte langsam die Hand aus. Die Fingernägel waren blutig und eingerissen, einer fehlte ganz, und die Finger des Mannes zuckten und zitterten vor Unsicherheit. Der Barde nahm seine Kraft zusammen, um den Arm des Hundes zu drücken, damit das Wesen ruhig blieb.
    Schließlich löste er seinen Blick von dem des Mannes und sah hinab. Der Mann strich mit einem Finger über die Münze Tods, dann schloss sich seine Hand langsam darum. Er bemerkte den Schatten nicht, der über sie glitt, die zunehmende Dunkelheit der Nacht, die Rojak umhüllte. Er kicherte und der Mann erstarrte,
den Arm erhoben, um die Münze zu packen und ihm die Kette vom Hals zu reißen.
    »Wenn du den Tod haben willst«, setzte er an.
    »Dann sollst du den Tod bekommen «, vollendete eine grausame Stimme, die überall um sie herum erklang.
    Der Mann ließ die Münze los und taumelte erst rückwärts, um dann furchtsam auf die Knie zu fallen.
    »Wer meinen Herold berührt, der bittet darum, seinen Segen zu teilen «, fuhr der Schatten fort und Freude klang in seiner Stimme mit. »So sei es .«
    Der Mann keuchte erschrocken auf und fiel hin, streckte die Beine von sich und blickte sich entsetzt um. Er hob die Hand und ein verzweifeltes Wimmern löste sich aus seiner Kehle. Rojak roch die vertraute Verderbnis in der Luft, als die Finger des Mannes langsam verfaulten. Dicke Eiterbeulen wuchsen auf seiner Hand und platzten auf. Der Mann jaulte und schlug panisch auf seine Hand ein, während sich die Beulen den Weg zu seinem dunkler werdenden Ellbogen suchten. Aber damit erreichte er nur, dass die Pest auch seine linke Hand ergriff.
    Er fiel auf den Rücken zurück, seine Glieder tanzten in Krämpfen, während Pocken auf seiner Haut knallend und zischend aufsprangen. Stinkender, blutiger Eiter tropfte auf seinen Bauch, und wo er landete, verfärbte und spannte sich die Haut. Seine Gefährten schrien vor Angst und flohen in die Seitenstraßen, überließen den Mann seinem unnatürlichen Schicksal.
    Rojak bemerkte es kaum, denn er hielt den Blick der hellen Augen auf die zerfallende Gestalt vor sich gerichtet. Deren Finger krümmten sich wie fette Maden, die man ins Feuer warf, und fielen zu Boden. Der Mann gurgelte voller Entsetzen und wand sich zu Rojaks Füßen. Undeutlich nahm er wahr, wie sich Flitter auf die Straße übergab, und dieses Geräusch entlockte ihm ein Lachen.

    Endlich hörte die zerfallende Gestalt vor ihm auf, sich zu winden, als der klägliche Rest seines Lebens unter Azaers Berührung verging. Er betrachtete die Überreste noch einen Augenblick lang, dann wandte er sich mit einem geringschätzigen Schnauben um und ließ sich von dem Hund auf dem Weg zu seiner letzten Aufgabe stützen.
    Vor ihnen spürte Rojak irgendwo in den Straßen, auf die sie zuhielten, eine gewaltige Entladung von Magie durch die Luft zucken. Sie ließ den Boden zu seinen Füßen beben – es folgte ein gleißend weißer Blitz und lauter Donner, als wütete ein Riese – dann herrschte eine plötzliche, schreckliche Stille.
    Rojak schlurfte weiter, die Augen halb geschlossen, und spürte das Vibrieren schrecklichen Leids von der Stadt ausgehen, die so sehr mit seinem Körper verbunden war.
    »Abt Doren, kleiner Vogel mit

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