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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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zugehen. Ich schlage vor, ihr bleibt in Sicherheit und verhaltet euch ruhig. Schafft ihr das?«
    »Ja, Herr.«
    »Dann nicke erneut, wenn ich nur diese Haupttreppe hinaufgehen muss, um die Räumlichkeiten des Generals zu erreichen, und danach geh wieder in dein Zimmer.« Styrax beobachtete, wie der Junge einmal rasch nickte und dann davoneilte. Er richtete sich auf und setzte den Helm wieder auf.
    »Gut, wir wollen keinen unnötigen Tumult verursachen. Kohrad, nimm Gaurs Armbrust an dich und geh vor. Kannst du genug sehen, um beide Wachen zu erwischen?«
    Kohrad nickte und steckte sein Schwert weg, wobei die Flammen der Klinge noch einen Augenblick über das Goldband an der Scheide leckten, bevor sie vergingen. Dann nahm er eine von Gaurs Armbrüsten entgegen, lud sie ohne Mühe, während der General das Gleiche mit der anderen tat, wandte sich um und ging langsam die Treppe hinauf, die Armbrüste angelegt und schussbereit. Styrax folgte dichtauf und wirkte einen einfachen Zauber, der die Dunkelheit des Ganges um seinen Sohn herum legte.
    Die finster schimmernde Rüstung verschwamm mit der dunklen Umgebung und Kohrad trat ohne zu zögern in den nächsten Gang. Zwei schläfrige, gelangweilte Wachen kamen über die Schulter seines Sohnes hinweg in Sicht, dann sanken sie auch schon in rascher Folge zu Boden, von Kohrad erschossen. Alles
passierte so schnell, dass der zweite Mann nicht einmal die Zeit hatte, sich zu seinem Kameraden umzudrehen und zu sehen, warum dieser grunzte, bevor ihm ein Bolzen die Kehle durchbohrte. Styrax stieg über die Leichen hinweg und trat zur verschlossenen, mit Eisen beschlagenen Tür.
    Noch mehr Nachlässigkeit , dachte er, denn die Tür war so dick, dass sie alle Geräusche abhalten würde. Von meiner eigenen Armee hätte ich mehr erwartet. Es war doch hoffentlich nicht so, dass der alte Mann ihnen vorgemacht hatte, er vertrüge keinen Zug und sie sich daraufhin aufgeteilt hatten – in der Nacht vor seiner Hinrichtung? Sind sie nicht einmal auf die Idee gekommen, dass jemand versuchen könnte, ihn zu retten?
    Er atmete tief durch und wog Kobra in der Hand. Die seltsam geflammte Klinge war pechschwarz. Nur wenn sie ein Leben genommen hatte, nahm sie einen tiefroten Glanz an. Styrax hatte sie schon immer als hasserfüllte Waffe betrachtet, zu sehr darauf erpicht, das Blut derer zu saufen, die er tötete. Leider war sie zugleich das mächtigste Schwert, das er bisher gefunden hatte, mit Ausnahme desjenigen, das Koezh Vukotic führte. Diese Waffe war die letzte, die der Elfenkönig Aryn Bwr geschmiedet hatte – und sie war von der Trauer des Königs über den Mord an seinem Sohn erfüllt.
    Styrax hätte das Schwert aufnehmen können, während Koezh Vukotics Körper zu seinen Füßen vertrocknete und zerfiel. Aber die Waffe hatte ihn nicht akzeptiert. Vermutlich war das Gefühl des Verlustes nicht stark genug in seiner Seele vertreten. Nachdem er die Klinge mit seiner versehrten Hand berührt hatte, wollte er sie auch nicht mehr – so viel Leid würde sich in die Seele eines Mannes eingraben, und die Macht war einen so hohen Preis nicht wert. Vor einer langen Zeit hatte man ihm gesagt, er würde alles geben müssen, was in ihm steckte, und dass dem Heiland, zu dem er werden würde, nichts geschenkt wurde. Das
war Styrax recht, auch wenn er diese zweifelhafte Ehrung abgelehnt hatte. Er hatte sich seine »Gaben« erarbeitet und stand dafür nicht in der Schuld der Götter.
    Er trat die Tür aus den Angeln und stürmte in den Raum, wo er beinahe mit der Wache zusammenstieß, die von einem Stuhl aufgesprungen war und versuchte, das Schwert aus der Scheide zu bekommen. Styrax sah sich kurz um und schwang dann Kobra, um den auf seine Hüfte gezielten Axthieb eines zweiten Soldaten abzuwehren. Der Mann taumelte unter der Wucht des Schlages nach hinten und Styrax trat zurück, um genug Platz für einen Schlag mit dem Breitschwert zu haben. Der Treffer trennte den Kopf des Mannes in einem Regen aus Blut und Knochensplittern ab. Die andere Wache hatte nun sicheren Stand gefunden, brachte aber die Waffe nicht rechtzeitig hoch und wurde von Styrax’ Schwert aufgespießt. Die magische Klinge durchdrang die Mitte des Brustpanzers und nagelte den wimmernden Mann an die Wand. Styrax trat zu ihm hin und brach ihm mit einer schnellen Bewegung das Genick. Das gierig saufende Schwert ließ er im Stein stecken.
    Dann zählte er die Lebenden im Raum. Zwei Frauen kauerten verschreckt neben dem Bett und ein

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