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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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würde. Über dem Boot wurden die Sterne zuweilen von Wolkenfetzen verdeckt, die vor dem unnatürlich kalten Wind dahinströmten. Gischt sprühte ihm ins Gesicht und kribbelte an tausend Stellen, doch er achtete nicht darauf. Er hatte Mondmatt nicht geantwortet, spürte er doch selbst Zweifel an seiner Fähigkeit, die Welt vor dem Chaos zu bewahren.
    Mondmatt hatte es gelernt, die Stimmungen seines Freundes zu deuten. Vor einigen Jahren waren sie gemeinsam durch die Welt gereist und hatten dabei gelernt, den anderen zu respektieren. Danach hatte Elric beinahe ständig in Karlaak gewohnt, der Heimatstadt seiner Frau, während Mondmatt seine Reisen fortgesetzt und schließlich eine kleine Söldnerarmee geführt hatte, die die südlichen Sümpfe von Pikarayd abpatrouillierte und die Barbaren vertrieb, die im Hinterland jener Gegend hausten. Dieses Kommando hatte er sofort abgegeben, als Erics Nachricht ihn erreichte, und während das winzige Schiff ihn nun einem unbestimmten und gefahrvollen Ziel entgegentrug, kostete er wieder einmal die vertraute Mischung aus Erregung und Unruhe aus, die er schon ein Dutzendmal erlebt hatte, wenn ihre Eskapaden sie mit den unbekannten und übernatürlichen Kräften, die mit Elrics Geschick so eng verbunden waren, in Konflikt brachten. Er nahm es inzwischen als gegeben hin, daß sein Schicksal mit dem von Elric verbunden war, und spürte im tiefsten Inneren seines Seins, daß sie, wenn der Augenblick schließlich gekommen war, in einem gewaltigen Abenteuer gemeinsam sterben würden.
    Stand dieser Tod ihm nun bevor? überlegte er, während er sich auf das Segel konzentrierte und im starken Wind erschauderte. Vielleicht noch nicht, doch er spürte auf fatalistische Weise, daß das Ende nicht mehr fern war, denn es zog eine Zeit herauf, da die Taten der Menschen nur düster, verzweifelt und gewaltig sein konnten und selbst dies nicht ausreichen mochte, eine Bastion gegen den Ansturm der Kreaturen des Chaos zu bilden.
    Elric ließ unterdessen seine Gedanken nicht wandern, er hielt sich den Kopf frei und entspannte sich, so gut es ging. Sein Bemühen um die Unterstützung der Weißen Lords mochte sich durchaus als sinnlos erweisen, doch er zog es vor, sich erst dann damit zu befassen, wenn er wußte, ob sich diese Unterstützung gewinnen ließ oder nicht.
    Die Morgendämmerung schwamm über den Horizont und zeigte eine bewegte graue Wasserwüste ohne Landsicht. Der Wind hatte nachgelassen, und die Luft war wärmer geworden. Purpurne Wolkenbänke mit safrangelben und roten Streifen strömten wie der Rauch eines ungeheuren Scheiterhaufens in den Himmel. Nach kurzer Zeit begannen die Männer unter der drückenden Sonne zu schwitzen. Es war völlig windstill, so daß sich das Segel kaum bewegte, während die See zugleich wogte, als würde sie von einem Sturm aufgewühlt.
    Der Ozean bewegte sich wie ein Lebewesen, das sich in einem von Alpträumen heimgesuchten Schlaf wälzte. Mondmatt, der im Bug des Bootes lag, blickte zu Elric hinüber. Elric erwiderte den Blick, schüttelte den Kopf und löste seinen halb bewußten Griff um die Pinne. Es war sinnlos, das Boot bei solchen Wetterverhältnissen steuern zu wollen. Es wurde von heftigen Wogen herumgeworfen, dennoch schien kein Wasser einzudringen, keine Gischt sie zu durchnässen. Alles war traumhaft unwirklich geworden, und eine Zeitlang hatte Elric das Gefühl, daß er kein Wort hätte sprechen können, selbst wenn er es gewollt hätte.
    Dann vernahmen sie ein leises Dröhnen, zuerst nur aus der Ferne, ein Geräusch, das jedoch zu einem schrillen Kreischen anschwoll, und plötzlich flog das Boot beinahe über die aufsteigenden Wogen und wurde in ein Wellental getrieben. Das blausilberne Wasser über ihnen schien einen Augenblick lang eine Metallwand zu bilden - dann raste es auf sie zu.
    Elrics Erstarrung war gebrochen, und er klammerte sich an die Pinne und brüllte: »Halt dich am Boot fest, Mondmatt! Halt dich fest, sonst bist du verloren!«
    Warmes Wasser senkte sich ächzend, und sie wurden davon plattgedrückt, als hätte eine riesige Handfläche nach ihnen geschlagen. Das Boot sank immer tiefer, bis es sich anfühlte, als würde es vor dem wogenden Schlag in den Meeresboden getrieben. Im nächsten Augenblick stürmten sie wieder empor und dann erneut hinab, und als er sich auf der brodelnden Wasserfläche umsah, erblickte Elric drei Berge, die Flammen und Lava speiend emporstiegen. Das Boot schwankte heftig, halb mit Wasser

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