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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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vollgeschlagen, und verzweifelt machten sie sich ans Ausschöpfen, während sie hin und her geworfen wurden und dabei den neu gebildeten Vulkanen immer näher kamen.
    Elric legte die Schöpfkelle fort, warf sich mit vollem Gewicht gegen die Ruderpinne und zwang damit das Boot von den Feuerbergen fort. Es gehorchte seinem Kommando nur widerwillig, begann dann aber in die entgegengesetzte Richtung zu treiben.
    Elric sah, wie Mondmatt mit bleichem Gesicht den Versuch machte, das durchnäßte Segel wieder vor den Wind zu bringen. Er blickte nach oben, um sich einen Eindruck von ihrer Position zu verschaffen, doch die Sonne wirkte angeschwollen oder zerbrochen, denn er sah nur eine Million Flammenfragmente.
    »Dies ist das Werk des Chaos, Mondmatt!« rief er. »Und nur ein Vorgeschmack dessen, was es vollbringen kann, würde ich sagen!«
    »Die Wesen des Chaos müssen unseren Plan kennen und uns aufhalten wollen!« Und Mondmatt wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß aus den Augen.
    »Mag sein - aber ich nehme es nicht an.« Wieder blickte er empor, und die Sonne sah beinahe normal aus. Er nahm eine Positionsbestimmung vor und stellte fest, daß sie sich viele Meilen vom ursprünglichen Kurs entfernt hatten.
    Er hatte in den Süden Melnibones, der Insel der Drachen segeln wollen. Dabei sollte das im Norden liegende Drachenmeer umfahren werden, war doch allgemein bekannt, daß in dieser Zone noch die letzten großen See-Ungeheuer

    lauerten. Doch nun stand fest, daß sie sich sogar nördlich von Melnibone befanden und die ganze Zeit weiter nach Norden getrieben wurden - auf Pan Tang zu!
    Es gab keine Chance, auf Melnibone selbst zuzuhalten - Elric fragte sich, ob die Insel der Drachen diese ungeheuren Erschütterungen überhaupt überstanden hatte. Er würde direkten Kurs auf die Zaubererinsel nehmen müssen, wenn ihm das überhaupt möglich war.
    Der Ozean zeigte sich nun ruhiger, doch das Wasser hatte beinahe den Siedepunkt erreicht, und jeder Tropfen, der seine Haut berührte, verbrühte ihn.
    Blasen bildeten sich an der Oberfläche, und es war, als führen sie durch einen riesigen Hexenkessel. Tote Fische und reptilische Kadaver trieben dick wie See-Tang herum und drohten das Vorankommen des Bootes zu behindern. Der Wind begann jedoch kräftig zu wehen, und Mondmatt grinste erleichtert, als sich das Segel wieder füllte.
    Langsam bahnten sie sich einen Weg durch das vom Tode überfrachtete Wasser und konnten dabei auf Nordwestkurs in Richtung Zaubererinsel bleiben, während sich Dampfwolken auf dem Ozean bildeten und ihnen den Blick versperrten.
    Stunden später hatten sie das erhitzte Wasser verlassen und segelten auf ruhigem Meer unter klarem Himmel dahin. Nun gönnten sich die Männer einen ersten Schlummer. In weniger als einem Tag würden sie die Zaubererinsel erreichen, doch inzwischen machte sich die Reaktion auf das Erlebnis bemerkbar, und sie fragten sich betäubt, wie sie das schreckliche Unwetter hatten überleben können.
    Zusammenfahrend riß Elric die Augen auf. Er war sicher, daß er nicht lange geschlafen hatte, trotzdem war der Himmel dunkel, und kalter Nieselregen fiel. Die Tropfen, die ihn an Kopf und Gesicht berührten, liefen ihm wie zähflüssiges Gelee über die Haut. Ein paar Tropfen gerieten ihm in den Mund, und hastig spuckte er das bitter schmeckende Zeug wieder aus.
    »Mondmatt!« rief er durch das Dämmerlicht. »Weißt du, wie spät es ist?«
    Die schläfrige Stimme des Ostländers antwortete verwirrt: »Keine Ahnung. Ich würde schwören, daß es noch nicht Nacht sein kann!«
    Elric bewegte versuchsweise die Ruderpinne -doch das Boot reagierte nicht. Er blickte über die Bordwand und gewann den Eindruck, daß sie durch den Himmel segelten. Ein matt scheinendes Gas schien den Schiffskörper zu umwirbeln, doch Wasser war nicht zu erkennen.
    Er erschauderte. Hatten sie die Grenzen der Erde verlassen? Segelten sie durch ein beängstigend übernatürliches Meer?
    Er verwünschte sich, daß er eingeschlafen war, und kam sich sehr hilflos vor - hilfloser als in den Augenblicken seines Kampfes gegen den Sturm.
    Der schwere Gelatineregen verdichtete sich noch mehr, und er zog sich die Kapuze über das weiße Haar. Aus dem Gürtelbeutel nahm er Feuerstein und Zunder, und das winzige Licht reichte eben aus, um ihm Mondmatts halb wahnsinnigen Blick zu offenbaren.
    Das Gesicht des kleinen Ostländers war starr vor Angst. Nie zuvor hatte Elric solche Angst auf dem Gesicht des Freundes bemerkt,

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