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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Bemerkung sofort; er hatte keine Lust, sein Leben einer Laune des Höllenschwertes anzuvertrauen - oder seines Freundes.
    Als er fort war, entblößte Elric die mächtige Klinge und spürte sofort ein schwaches Kribbeln, als die übernatürliche Vitalität in seine Nerven strömte. Doch genügte diese Stärkung kaum, und er wußte, daß das Schwert die Seelen seiner beiden verbleibenden Freunde erstreben würde, wenn es nicht bald die Lebenskraft eines anderen Wesens verschlingen durfte. Nachdenklich schob er die Klinge wieder in die Scheide, gürtete sie um und trat zu Mondmatt in den hohen Korridor hinaus.
    Stumm wanderten sie die gewundenen Marmorstufen des Turms hinab, bis sie die mittlere Ebene erreichten, wo der Hauptsaal lag. Hier saß Dyvim Slorm, eine Flasche alten melniboneischen Weins vor sich auf dem Tisch, in den Händen eine große Silberschale. Sein Schwert Trauerklinge lag auf dem Tisch neben der Flasche. Die Männer hatten den Weinvorrat im Geheimkeller des Palasts gefunden; die Piraten, die Elric gegen Imrryr geführt hatte, wobei er und sein Cousin auf entgegengesetzten Seiten kämpften, waren auf diesen Schatz nicht gestoßen. Die Schale war gefüllt mit einer erstarrten Masse aus Kräutern, Honig und Gerste, wie sie seine Vorfahren verzehrt hatten, um sich in Notzeiten bei Kräften zu erhalten. Dyvim Slorm saß über die Schale gebeugt und hing offensichtlich düsteren Gedanken nach; er hob jedoch den Kopf, als die beiden in seine Nähe kamen und ihm gegenüber Platz nahmen. Er lächelte freudlos.
    »Elric, ich fürchte, ich habe alles getan, was in meiner Macht steht, um unsere schlafenden Freunde zu wecken. Mehr vermag ich nicht zu tun - und sie schlummern immer noch.«
    Elric erinnerte sich an die Einzelheiten seiner Vision. Etwas besorgt, daß es sich nur um eine Einbildung handelte, eine Einbildung der Hoffnung, wo es in Wirklichkeit gar keine Hoffnung gab, sagte er: »Vergiß die Drachen, wenigstens eine Weile. Gestern nacht verließ ich meinen Körper, es schien mir jedenfalls so, und begab mich an Orte außerhalb der Erde, und erreichte schließlich die Ebene der Weißen Lords, die mir sagten, wie ich die Drachen wecken könnte, indem ich auf einem Horn bliese. Ich habe nun vor, ihrer Anleitung zu folgen und das Horn zu suchen.«
    Dyvim Slorm stellte die Schale auf den Tisch. »Wir begleiten dich natürlich.«
    »Das ist nicht nötig und ohnehin unmöglich -ich muß allein gehen. Wartet auf mich - und wenn ich nicht zurückkehre, nun, dann müßt ihr tun, wozu ihr euch entschließt - , entweder verbringt ihr eure restlichen Jahre als Gefangene hier auf dieser Insel, oder ihr zieht in die Schlacht gegen das Chaos.«
    »Ich habe so eine Ahnung, als hätte die Zeit wirklich angehalten, als würden wir ewig leben, wenn wir hierblieben, und müßten dann mit der sich daraus ergebenden Langeweile fertig werden«, warf Mondmatt ein. »Wenn du nicht zurückkommst, werde ich zumindest in die eroberten Gebiete reiten, um einige von unseren Feinden ins Nirgendwo mitzunehmen.«
    »Wie du willst«, sagte Elric. »Doch wartet auf mich, bis eure Geduld sich wirklich erschöpft hat, denn ich weiß nicht, wie lange ich ausbleiben werde.«
    Er stand auf, und sie schienen ein wenig verblüfft zu sein, als würde ihnen die volle Bedeutung seiner Worte erst jetzt bewußt.
    »Nun denn, leb wohl, mein Freund«, sagte Mondmatt.
    »Wie wohl ich lebe, hängt davon ab, was mir an meinem Ziel begegnet«, sagte Elric lächelnd. »Aber vielen Dank, Mondmatt. Leb du ebenfalls wohl. Guter Cousin, sei unbesorgt. Vielleicht wecken wir die Drachen noch!«
    »Ja«, sagte Dyvim Slorm in einem plötzlichen Aufwallen der Energie. »Das werden wir! Und ihr feuriger Atem wird sich über den Schmutz ausbreiten, den das Chaos bringt, und ihn sauberbrennen. Dieser Tag muß kommen, sonst bin ich kein rechter Prophet!«
    Von dieser überraschenden Begeisterung angesteckt, fühlte Elric seine Zuversicht steigen. Er grüßte lächelnd seine Freunde, ging aufrecht aus dem Saal und erstieg die Marmortreppe, um den Chaos-Schild von seinem Platz zu nehmen. Dann schritt er zum Tor des Turms hinab und trat hinaus, wanderte durch die verschütteten Straßen auf die von Zauberkräften zerrissene Ruine zu, die einmal der Schauplatz seiner fürchterlichen Rache und ungewollten Mordtat gewesen war - zum Turm von B'all'nezbett.
3
    Elric stand vor dem zerstörten Turmeingang, doch sein Geist war geplagt von störenden Gedanken, die durch seinen

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