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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Welt - jedenfalls nicht genau. Ich habe keine Existenz in der Zeit, wie du sie kennst, sondern bewege mich in den Schattenwelten, die die Götter erschaffen, frei hin und her. Das entspricht meiner Natur. Als Gegenleistung dafür, daß ich existieren darf, setzen mich die Götter manchmal als Boten ein. Ich bin Jermays der Raffinierte, so unvollendet wie diese Welten selbst.« Er kletterte den Stein herab und blickte zu Elric empor.
    »Was sind deine Absichten hier?« fragte der Albino.
    »Mich deucht, du suchst das Horn des Schicksals?«
    »Richtig. Weißt du, wo es liegt?«
    »Ja«, sagte der Zwerg mit sarkastischem Lächeln. »Es ist vergraben mit der noch lebenden Leiche eines Helden dieses Reiches - ein Krieger, der Roland genannt wird. Womöglich eine weitere Inkarnation des Ewigen Helden.«
    »Ein ungewöhnlicher Name.«
    »Nicht ungewöhnlicher, als sich der deine für manche Ohren anhört. Roland ist dein Gegenstück in diesem Reich, nur war sein Leben nicht so von düsterem Schicksal bedrängt. Er fand den Tod in einem Tal unweit von hier; er wurde von einem Kameraden in die Falle gelockt und verraten. Zu der Zeit hatte er das Horn bei sich, und er blies einmal hinein, ehe er starb. Manche behaupten, die Echos hallen noch immer durch das Tal und werden es bis in alle Ewigkeit tun, obwohl Roland schon vor vielen Jahren umkam. Der eigentliche Zweck des Horns ist hier unbekannt - und war selbst Roland nicht offenbart worden. Es heißt Olifant und wurde zusammen mit seinem Zauberschwert Durandana unter dem riesigen Grabhügel zur Ruhe gebettet, den du dort siehst.«
    Der Zwerg deutete in die Ferne, und Elric sah, daß er eine Erhebung meinte, die er bis jetzt für einen Hügel gehalten hatte.
    »Und was muß ich tun, um das Horn an mich zu bringen?« fragte er.
    Der Zwerg lächelte, und in seiner Stimme lag ein Anflug von Bosheit: »Du mußt dein Schwert dort gegen Rolands Durandana ins Feld führen. Die Kräfte des Lichts standen bei ihm Pate, während deine Waffe von den Kräften der Dunkelheit geschmiedet wurde. Es dürfte ein interessanter Konflikt werden.«
    »Du sagst, er sei tot - wie soll er dann mit mir kämpfen?«
    »Er trägt das Horn an einer Kette um den Hals. Wenn du den Versuch machst, es zu nehmen, wird er seinen Besitzstand verteidigen: er wird aus seinem untoten Schlaf erwachen, der das Schicksal der meisten Helden auf dieser Welt zu sein scheint.«
    Elric lächelte. »Es will mir scheinen, hier herrscht ein gewisser Mangel an Helden, wenn man sie auf diese Weise erhalten muß.«
    »Mag sein«, antwortete der Zwerg desinteressiert, »denn allein in diesem Land schläft ein Dutzend oder mehr auf diese Weise. Angeblich erwachen sie nur, wenn sie dringend gebraucht werden, doch weiß ich, daß zuweilen unangenehme Dinge geschehen sind und sie trotzdem weitergeschlafen haben. Durchaus möglich, daß sie das Ende ihrer Welt erwarten, welche die Götter vernichten könnten, wenn sie sich als unpassend erweist. Dann kämpfen sie vielleicht, um so etwas zu verhindern. Das ist aber nur eine zurechtgebogene Theorie von mir, ohne Bedeutung.
    Vielleicht entstammen die Legenden einer vagen Vorahnung des Schicksals des Ewigen Helden.«
    Der Zwerg verbeugte sich spöttisch, hob sein Schwert und grüßte Elric. »Leb wohl, Elric von Melnibone. Wenn du zurückkehren möchtest -ich bin hier, um dich zu führen. Und zurückkehren mußt du, ob nun lebendig oder tot, denn du spürst wahrscheinlich selbst, daß deine bloße Gegenwart, deine physische Erscheinung dieser Umgebung widerspricht. Nur eins paßt hierher...«
    »Und das wäre?«
    »Dein Schwert.«
    »Mein Schwert! Seltsam, ich hätte angenommen, das wäre das letzte, was sich in diese Welt fügt.« Kopfschüttelnd wehrte er eine aufsteigende Idee ab. Für Mutmaßungen blieb ihm keine Zeit. »Es gefällt mir nicht, hier zu sein«, bemerkte er, als der Zwerg bereits über die Felsen davonhuschte. Er blickte zu dem großen Grabhügel hinüber und begann sich ihm zu nähern. Der Bach, das fiel ihm jetzt auf, bewegte sich neben ihm ganz natürlich, und er hatte den Eindruck, daß hier zwar die Ordnung vorherrschte, daß diese Welt aber in gewissem Maße noch immer gezwungen war, sich mit den störenden Einflüssen des Chaos auseinanderzusetzen.
    Der Grabhügel, das war nun deutlich zu erkennen, war von kahlen Felsbrocken gesäumt. Hinter den Steinen erhoben sich Olivenbäume, an deren Ästen matte Juwelen hingen, dahinter machte Elric durch die Lücken

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