Sturmbringerin
wieder auf den Wagen gesetzt und festgebunden. Zunächst ignorierte man sie und die Soldaten widmeten sich ihrem Abendessen. Allmählich kehrte Ruhe im Nachtlager ein. Letztlich hatten die Turonter Erbarmen mit ihren Gefangenen und warfen ihnen einige trockene Brotkanten, sowie zwei Wasserschläuche vor die Füße.
Gierig machten sie sich darüber her und teilten die karge Mahlzeit gerecht untereinander.
Die meisten Turonter legten sich schlafen. Nur wenige bezogen einen Wachtposten und behielten die Umgebung und ihre Gefangenen im Auge. Ein Mann war dabei, der keine turontische Uniform, sondern schlichte Kleidung trug. Das einzig Auffallende an ihm waren die purpurnen Bänder, die selbst im dämmrigen Licht des Lagerfeuers gut zu sehen waren.
Der Brecher trug sie ebenfalls, genauso wie die anderen beiden, die definitiv keine Soldaten waren. Es musste eine Art Erkennungsmerkmal sein.
Erneut versuchte Jase seine Gestalt zu wechseln. Da es ihm nicht gelang, war er sich sicher, dass der Mann ein Binder sein musste, der über Nacht Wache hielt und dafür sorgte, dass Jase und die anderen hilflos blieben.
»Wie schaffen sie es, mich von meiner Gabe zu trennen?« Gianna hatte scheinbar genau wie Jase immer wieder versucht, ihre Magie hervorzubringen und war ebenso gescheitert wie er selbst.
»Es ist eine Gabe, die heutzutage nicht mehr weit verbreitet ist. Diese Fähigkeit erlaubt es, andere Begabungen unschädlich zu machen«, erklärte Jase ihr.
»Soll das heißen, egal wie mächtig die eigene Gabe ist, sobald man einem solchen Begabten gegenüber steht, ist man handlungsunfähig und kann seine eigenen Fähigkeiten nicht mehr nutzen?«, fragte Van ungläubig.
»Genau das heißt es.« Kaj‘ Stimme klang äußerst frustriert. Zweifelsohne hatte auch er versucht, dieser Gabe zu entkommen und eine Lücke zu finden.
»Das heißt aber auch, dass man eure Gaben befreien könnte, wenn man den ausschaltet, der sie unterdrückt.« Ein Hoffnungsschimmer regte sich in Van.
Es tat Jase leid, ihm diese Hoffnung zu nehmen. »Solange der Brecher und die Soldaten den Begabten beschützen, kommen wir kaum dazu. Außerdem bin ich mir sicher, dass es einen zweiten Binder geben muss.«
»Binder?«
»So nennt man diese Begabten auch.«
Van gab sich mit der Erklärung des Wortes zufrieden, doch war er noch nicht bereit, einfach aufzugeben. »Wie kommst du darauf, dass es zwei sind?«
»Einer allein wäre nicht in der Lage, uns rund um die Uhr zu bewachen. Schließlich muss er sich auch mal erholen und schlafen.«
»Du hast von einem Brecher gesprochen«, setzte Gianna an. »Wer oder was ist das?«
»Die blonde Frau, die uns vorhin nicht aus den Augen gelassen hat und dafür sorgte, dass Vans Widerstand schnell brach«, antwortete Jase bitter.
»Demnach handelt es sich ebenfalls um eine Gabe solche Schmerzen in einem anderen hervorbringen zu können?« Vans Blick schweifte über die Schlafenden und verweilte auf besagter Frau.
»Eine solche Fähigkeit würde ich nicht unbedingt als Gabe bezeichnen«, schnaubte Gianna wütend.
»Und was jetzt? Geben wir uns einfach so geschlagen?« Ayasha ergriff zum ersten Mal an diesem Abend das Wort.
»Im Augenblick weiß ich wirklich nicht, was wir tun können. Wenigstens ist es mir trotz der Binder gelungen, mit Levi in Kontakt zu treten. Vielleicht finden er und Leandra eine Lösung.« Jase hatte seine Stimme noch weiter gesenkt, um ganz sicher zu gehen, nicht belauscht werden zu können.
»Sollte ich deshalb vorhin still sein?« fragte Ayasha.
»Exakt. Ich war mitten im Gespräch mit ihm und konnte es dir schließlich schlecht erzählen, wenn wir nicht sehen konnten, was sich um uns herum tat.«
»Hat man Leandra auch aufgelauert?«, wollte Kaj wissen.
Jase setzte ein Kopfschütteln an. »Nein, bei ihr gab es keine Komplikationen. Sie war bereits zurückgekehrt, als man uns gefangen nahm. Ich habe Levi aufgetragen, ihr und Elyn sofort zum Aufbruch zu raten, damit sie sich in Sicherheit bringen konnten, sollten auch Turonter zu ihnen unterwegs sein.«
»Konnten sie entkommen?« Ayasha sah sich nervös um.
»Kurz bevor wir anhielten, hat Levi wieder mit mir gesprochen. Sie sind ohne behelligt zu werden von der Lichtung aufgebrochen.«
»Dann war dieser Angriff ganz gezielt auf uns abgestimmt«, überlegte Kaj nachdenklich.
»Inzwischen glaube ich das auch«, begann Jase und zögerte einen Moment weiterzusprechen und spähte zu Van und Gianna herüber. »Ich glaube, sie haben
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