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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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er könnte umkippen.
    Als nichts dergleichen geschah, griff ich mir den Lappen und tauchte ihn in das Wasser. Es war ein herrliches Gefühl. Ich steckte meine andere Hand dazu und fuhr mit ihnen durch das warme Wasser.
    Mairis und Orena interessierten sich mit einem Mal sehr für ihre Schuhe und betrachteten den Boden und die Gegend, anstatt mich zu sehr anzustarren.
    Schon fühlte ich mich ein klein bisschen besser. Ich wrang den Lappen aus und begann ihn mir langsam über die Arme zu reiben. Es war eine Wohltat für meine erschöpften Muskeln.
    Ich arbeitete mich von oben nach unten vor. Sobald ich meinen Oberkörper erreichte, kam ich ins Stocken. Auf meiner linken Brust prangte ein violetter Halbmond an der Stelle, wo Degan mich gebissen hatte. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar noch die Abdrücke seiner Zähne erkennen.
    Obwohl das Wasser mich wärmte, überzog mich ein kaltes Grausen. Ich hatte Angst vor dem Tag, an dem Degan es erneut versuchte.
    Hastig wusch ich mich weiter. Je tiefer ich kam, desto grober fuhr ich mit dem Leinen über meine Haut. Ich wollte vergessen können, was heute passiert war. Vielleicht gelang es mir, wenn ich seinen Schweiß und den Schmutz nur kräftig genug abrieb.
    Bei meinen Füßen angekommen, begann ich dort von neuem und arbeitete mich wieder nach oben. Manchmal hielt doppelt eben doch besser. So konnte ich das Gefühl des Wassers auch noch ein wenig länger genießen.
    Ich war ganz in Gedanken versunken und rieb immer weiter bis mir ein stechender Schmerz durch den Brustkorb fuhr. Hastig biss ich mir auf die Unterlippe, um mein ansonsten gut hörbares Aufstöhnen zu unterdrücken.
    Mairis schaute auf und sah, wie ich mir die schmerzende Seite hielt und nach Luft rang. Ihre Augen weiteten sich und zum ersten Mal verdrehte auch ich den Hals, damit ich mich im flackernden Kerzenlicht besser sah.
    Meine linke Seite war ein einziger Bluterguss, der sich dunkel von meiner hellen Haut abhob. In der Mitte war die Färbung am tiefsten. Dort hatte mich Kemandras Stiefel getroffen.
    Ein paar Mal atmete ich tief ein und aus, um mich zu beruhigen und den Schmerz zu verdrängen, auch wenn er sich bei jedem zu weiten Dehnen meiner Lunge brüllend meldete.
    Orena betrachtete mich mürrisch. »Was ist denn da passiert?«
    Da sie, der Auseinandersetzung mit Kemandra nach zu schließen, nichts davon hielt, ihre Gefangenen zu schlagen, sagte ich ihr die Wahrheit. »Kemandra hat mich heute Morgen von den Füßen gerissen und mich getreten, sobald ich am Boden vor ihr lag. Danach war sie dabei mir den Schädel an den Fliesen einzuschlagen, aber Cato ging dazwischen und hielt sie zurück.«
    Ganz genau betrachtete ich Orenas Augen, während ich sprach. Ich wollte ihre Reaktion auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.
    »Brutale Närrin. Ich dachte mir, dass sie es gewesen sein muss.« Orena schüttelte missbilligend den Kopf.
    Ihre Augen logen nicht. Sie verachtete Kemandra wirklich. Vielleicht konnte ich das noch für mich nutzen.
    Orena streckte ihre Hand nach mir aus, hielt jedoch inne, bevor sie meine Haut berührte. »Darf ich?«
    Ich nickte verhalten.
    Orenas kühle Finger senkten sich auf die Rippe am oberen Rand des dunklen Flecks und tasteten sich langsam vorwärts. Sie wiederholte die Prozedur mit jeder weiteren Rippe.
    Je tiefer sie kam, desto schmerzhafter wurde es. Als sie die unterste meiner Rippen entlang tastete, war die Qual so überwältigend, dass ich es nicht länger aushielt. Zischend stieß ich die Luft aus und wich vor Orenas Hand zurück.
    »Diese dämliche Kuh!«, blaffte Orena erregt. Sie versuchte nicht einmal leise zu fluchen.
    »Was ist denn?«, fragte Mairis schüchtern.
    »Kemandra hat ihr die Rippe gebrochen. Ich konnte es spüren, als ich darüber tastete.«
    Mairis sah mich erschrocken an. »Hast du das Gefühl schlechter Luft zu bekommen?«
    »Es schmerzt, wenn ich atme«, gestand ich in der Hoffnung, man erteilte Kemandra eine Rüge für ihr Verhalten mir gegenüber.
    »Außerhalb der Lunge oder eher innerhalb?« Mairis wurde nervös.
    Was man ihnen wohl angedroht hatte, sollte ich die Folter nicht überleben?
    »Außerhalb denke ich. Es ist schlimmer je tiefer ich Luft hole.«
    Meine Antwort schien die beiden zu beruhigen. Orena sah nicht mehr so erschrocken aus, sondern war offensichtlich sauer.
    Beim besten Willen wusste ich nicht, was ich von ihrer Freundlichkeit halten sollte. Ich war mir so sicher gewesen, dass es sich um einen Trick handelte, nun zweifelte

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