Sturmbringerin
sondern besah sich die zahlreichen Schlüssel, die Gianna in ihren Händen hielt.
Unsicher schaute sie auf die großen und kleineren Schlüssel und schien nicht zu wissen, wo sie anfangen sollte.
»Es muss ein kleiner sein, versuch als erstes die kleinen«, sagte Van.
Außer dem Klimpern der Schlüssel war nichts zu hören, auch nicht aus den anderen Zellen. Kaj und Jase mussten ungeduldig ihre Befreiung erwarten, schoss es Van durch den Kopf. Er hatte es plötzlich sehr eilig mit allen hier raus zu kommen, bevor die Turonter merkten, dass etwas nicht stimmte.
Gianna probierte derweil einige der kleinsten Schlüssel an seiner Fessel aus, hatte bisher aber noch keinen Erfolg gehabt. Frustriert schnaubend zog sie den Schlüssel wieder heraus und versuchte den nächsten. Er ließ sich drehen und das leise Klicken bestätigte Vans Hoffnung, dass das Schloss aufgesprungen war.
Schnell öffnete er den Eisenring mit der anderen Hand und genoss für einen winzigen Augenblick die Tatsache, dass er wieder beide Hände bewegen konnte, wie er es wollte.
»Bitte verzeih, dass ich dir so ein Theater vorspielen musste«, bat Gianna leise.
Das erste Mal seit Wochen huschte ein Lächeln über Vans Gesicht. »Es gibt nichts zu verzeihen, denn es hat uns beide befreit«, sagte Van aufrichtig. »Komm her.«
Er wollte Gianna noch einmal fest in die Arme schließen, bevor sie vermutlich in einen Kampf gerieten. Es würde nicht leicht werden, aus diesem gigantischen Bauwerk hinauszufinden, ohne auf allerhand Schwierigkeiten zu stoßen.
Aber Giannas Berührung gab Van Kraft und schenkte ihm neue Hoffnung.
Als er sich für seinen Geschmack viel zu schnell von ihr löste, sagte er: »Lass uns Jase und Kaj befreien. Sie werden es kaum noch erwarten können.«
Gianna nickte und sie machten sich daran, über die Überreste ihrer Wärter zu steigen. Van hoffte, dass die Schlüssel für die anderen Zellen und Fesseln dieselben waren und sie nicht noch lange nach den richtigen suchen mussten.
Als erstes kam Kaj an die Reihe, da seine Zelle direkt neben Vans lag. Sobald Kaj die beiden vor seiner Zellentür auftauchen sah, musste er breit grinsen. »Es freut mich, dich wiederzusehen, Gianna«, sagte er fröhlich.
Gianna lächelte zurück. »Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.«
Jetzt ertönte Kaj‘ tiefes Lachen. Es bedurfte tatsächlich einiges, um ihrem Freund die Laune zu verderben.
»Versuch dieselben Schlüssel wie bei mir«, sagte Van zu Gianna und ging einige Schritte weiter zur nächsten Zelle in der Jase sitzen musste.
Jase gab dasselbe Bild ab wie Van und Kaj zuvor. Er saß wartend auf seiner Pritsche, die Hand mit einem breiten Ring gefesselt.
»Du bist auch gleich an der Reihe«, versicherte Van ihm. Nun musste auch Van schmunzeln, er wäre tatsächlich bald wieder frei mit Gianna an seiner Seite.
»Beeilt euch, damit wir hier raus sind, bevor jemandem auffällt, dass ein paar Drecksäcke abhandengekommen sind«, antwortete Jase mit schiefem Lächeln.
Van nickte ihm aufmunternd zu. »Wir sind gleich bei dir«, sagte er und schritt den Gang weiter entlang. Wie er vermutet hatte, waren die anderen Zellen leer. Dennoch hatte er sich versichern wollen, dass sie niemanden vergessen zurückließen.
Van ging zurück und sah, dass Kaj‘ Zellentür offenstand. Jetzt mussten sie nur noch Ayasha finden. Hoffentlich wusste Gianna, wo sie Kaj‘ Frau gefangen hielten.
Nur zu gut konnte Van sich ausmalen, wie diese Ungewissheit Kaj quälen musste.
Van betrat die geöffnete Zelle und sah, wie Gianna gerade die Fessel von Kaj‘ Handgelenk löste.
»Wir haben Glück, es sind wirklich dieselben Schlüssel«, sagte Gianna, als sie Vans Schritte hinter sich hörte.
»Das ist immerhin etwas«, stellte Van fest.
Der befreite Kaj stand auf und umfasste Giannas Schultern. Ernst sah er auf sie herab. »Weißt du, wo sie Ayasha haben?«, fragte er mühsam beherrscht.
Gianna hielt inne und schüttelte traurig den Kopf. »Nicht genau«, flüsterte sie entschuldigend.
»Dann werden wir sie eben suchen müssen«, sagte Van entschlossen. Sie würden nicht ohne sie von hier fliehen. Vermutlich hielten die Turonter Ayasha ganz in der Nähe von Giannas Gefängnis. Blieb nur die Aufgabe unauffällig dorthin zu kommen.
Kaj nickte Van dankbar zu.
Sobald auch Jase befreit war, machten sie sich daran, ihren Gefängnistrakt zu verlassen. An der Tür hielt Gianna Kaj, der voran gegangen war, zurück. »Lass mich vorgehen, sie glauben, sie
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