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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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wissen, dass es ihm mit jedem Tag schwerer fiel, aufzustehen. Die Feststellung, dass die Heilerin, die sie so dringend gesucht hatten, vor ein paar Tagen ihr Haus verlassen hatte, war ein herber Rückschlag für sie gewesen. Sie hatten lediglich erfahren, dass sie nach Norden aufgebrochen war.
    Irgendwie musste er es schaffen, noch etwas durchzuhalten, sonst würde seine Erschöpfung Gianna dazu verleiten Hias‘ Forderungen nachzugeben. Was sollte nur aus ihr werden, wenn er sie nicht mehr beschützen konnte? Natürlich war sie auf eine Art stärker als er, aber sie war so schrecklich zerbrechlich. Sie hielt schon kaum seinen derzeitigen Zustand aus, wie sollte sie so seinen Verlust verkraften.
    Vans dunkle Gedanken wurden von der sich öffnenden Tür unterbrochen. Gemeinsam mit den anderen Anwesenden besah er sich den Neuankömmling. Die Nacht war mittlerweile hereingebrochen. Der Regen war noch stärker geworden und hatte sich zu einem Sturm ausgewachsen. Ein Blitz erhellte die Gestalt, die langsam den Schankraum betrat und vorsichtig die Tür schloss. Sie zog sich die nasse Kapuze vom Kopf und zum Vorschein kam ein feuchter roter Haarschopf.
    Es war das Mädchen, das sie auf dem Weg hierher vor kurzem überholt hatten. Sie war etwas älter als er sie im Vorbeireiten geschätzt hatte. Unsicher musterte sie die Männer im Raum. Sie hielt augenscheinlich kaum mehr von ihnen als Van es tat. Dann straffte sie ihre Haltung und ging geradewegs zu der Theke, hinter der der Wirt stand. Die Blicke folgten ihr durch den Raum und sie gab sich allen Anschein sie nicht zu bemerken. Obwohl die Gespräche mit ihrem Eintreten verstummt waren, konnte man die leisen Worte, die sie mit dem Wirt wechselte, nicht verstehen.
    Sie setzte sich an den kleinen Tisch zu ihrer Linken. Kurz sah sie auf und kreuzte Vans Blick. Sie hatte seltsam helle Augen und anmutig geschwungene Wangenknochen. Dann war der Moment vorbei und sie starrte konzentriert auf die Tischplatte. Sie war schlicht gekleidet, ihren grauen Wollumhang hatte sie über den Stuhl gehängt und nun kam ihr enggeschnittenes grünes Kleid zum Vorschein. Das Mädchen gehörte ebenso wenig hierher wie sie selbst.
    Vans Blick schweifte durch den Raum. Anstatt Gianna wurde nun die junge Frau lüstern begafft. Sie reiste offensichtlich allein und war somit ein leichteres Opfer als eine Frau in Begleitung. Egal ob es die Frau betraf, die er liebte oder eine ihm völlig Fremde, hasste Van es, wenn man sie anstarrte als wären sie lediglich ein Stück Fleisch. Es rief die Erinnerung an einige seiner schlimmsten Stunden wach. Van strich sich die feuchten Haare aus der Stirn. Er war so müde, dass er augenblicklich hätte einschlafen können. Aber er durfte sich vor diesen Männern keine Blöße geben, das brächte sie nur auf dumme Ideen.
    Ein Junge, beladen mit einigen Tellern, stieß die Schwingtür von der Küche auf und stellte seine Last auf dem Tresen vorm Wirt ab. Dieser machte sich daran, seinen Gästen das Abendessen zu servieren.
    Der Eintopf schmeckte nicht so furchtbar wie befürchtet. Dennoch wollte Van lieber nicht wissen, von welchem Tier die Fleischeinlage stammte. Auch Gianna begann zögerlich zu essen.
    Während Van aß, behielt er seine Umgebung genau im Auge, um vorbereitet zu sein, sollte es nötig werden. Der plumpe Hirnlos stürzte gerade seinen halbvollen Bierkrug herunter und Schaum blieb in seinem ungepflegten Bart kleben. Nachlässig wischte er seinen Mund am Arm ab. Leicht wankend marschierte er zu der jungen Frau herüber. An ihrem Tisch angekommen, stütze er sich auf der Tischplatte ab und beugte sich ein wenig zu ihr herunter.
    Flüchtig sah sie zu ihm auf, widmete sich dann jedoch wieder ihrer Mahlzeit.
    »Ganz allein unterwegs, wie?«, fragte er laut und sah sich feixend im Raum um.
    Sie ignorierte ihn auch weiterhin und schob sich einen Löffel Eintopf in den Mund.
    »Hättest doch bestimmt gern etwas Gesellschaft«, versuchte Hirnlos es nun.
    Keine Reaktion.
    »Denkst wohl, du wärst was Besseres.« Allmählich bekam seine Stimme einen gereizten Klang.
    Das Mädchen funkelte nur kalt zu ihm hoch.
    »Bist eben einfach nicht ihr Typ«, schaltete sich Zahnlos ein, der ebenfalls aufstand und zu ihr ging.
    Jetzt wurde sie schon von zweien belästigt, verbarg ihr Unwohlsein aber so gut sie konnte.
    »Aber du oder was?«, fragte Hirnlos seinen Kameraden lachend.
    »Eher als du. Na Schätzchen, wie wäre es mit uns beiden?«, fragte er und ließ sein zahnloses

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