Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)
Pier. Evangeline trug einen sehr dünnen Rock, der an ihren nackten Beinen haftete, so dass deren Form genauestens zu erkennen war. Eine große blaue Seemannsjacke verhüllte ihren Oberkörper, aus der oben die Bänder ihres Hemdchens baumelten.
Austin stellte sich ihr in den Weg, so dass sie geradewegs in ihn hineinlief. Mit einem Arm fing er sie ab.
Ihre Diamantaugen blinzelten kurz, ehe sie vor Freude leuchteten. »Captain, Sie sind es!«
Sie fühlte sich warm und weich an, und Austin sehnte sich danach, sie zu küssen, all seinen Ärger und seine Angst in einem Kuss zu vergessen – auf der Stelle, wo ihn alle sehen konnten. Er wollte sie kosten, spüren, wie sie sich an ihn schmiegte, während er ihren Mund einnahm.
Stattdessen nahm er seinen Arm zurück. »Ich habe ein Boot an der Pier. Glauben Sie, dass Sie es schaffen, ohne weitere Missgeschicke einzusteigen?«
»Ja.«
Er wandte sich ab. »Begleiten Sie sie, Seward!«
»Sir.«
Sie umfasste Austins Arm. »Warten Sie! Sie müssen diesem Gentleman helfen. Er war im Gefängnis eingesperrt.«
Austin betrachtete den blonden Mann: groß, halb bekleidet, sein Haar schmutzig. Aber er erwiderte Austins Blick selbstbewusst.
»Verbrecher sind im Gefängnis eingesperrt. Warum sollte ich einem von ihnen helfen zu entkommen?«
»Weil ich ihn gerettet habe. Er ist Engländer. Und ein Lord.«
Der Mann grinste. »Was mich für einen Amerikaner nicht weniger zum Kriminellen macht. Ich bin Lord Rudolph Wittington, Sir.« Er reichte Austin die Hand.
Austin ignorierte sie. Der Name Wittington stand auf der Liste, die er in seiner Kajüte versteckte. George Wittington war der Cousin des Marquess of Blandesmere. Lord Rudolph mit seinem Erbtitel war zweifellos der Sohn des Marquess.
Seward sah ihn misstrauisch an, sein Messer fest umklammernd.
Wittington nahm seine Hand wieder herunter. »Gewiss kann ich den englischen Captain bitten, mich auf seiner Fregatte mitzunehmen, falls Sie keinen Platz mehr haben.«
»O nein, das dürfen Sie nicht!«, mischte Evangeline sich ein. »Captain Bainbridge ist Anna blind ergeben. Er ist in sie verliebt, der arme Narr, und tut alles, was sie ihm befiehlt.«
»Ist besagte Anna die rothaarige Furie, die wir am Strand trafen?«, fragte Wittington.
»Ja, die. Sie ist hergekommen, um ihren Piraten Sebastian zu befreien. Und ich dachte, Sie seien Sebastian. Doch auch wenn ich froh bin, dass Sie es nicht sind – selbst wenn Sie es gewesen wären, hätte ich Sie nicht angekettet dort lassen können, wo sie von Annas Bomben zerfetzt worden wären. Deshalb dürfen Sie nicht zu der Fregatte …«
Austin fiel ihr ins Wort: »Der englische Captain ist tot. Ich sah, wie sie ihn erschoss.«
Evangeline verzog unglücklich das Gesicht. »Ach, der arme Mann! Das hat er nicht verdient.«
Austin legte eine Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht ein wenig ins Licht. »Was ist das in Ihrem Gesicht?«
»Wahrscheinlich Schießpulver.«
»Verdammt!«
»Genaugenommen habe ich es überall auf mir.«
Auf einmal sah Austin sie in seiner Kabine vor sich. Er malte sich aus, wie er sie langsam entkleidete und ihr mit einem Schwamm all das tödliche Pulver abwusch. »Mein Gott!«
»Sie ist tapfer, meine Retterin«, sagte Wittington, der eine Hand auf Evangelines Schulter legte. »Ist das der Bursche, der Sie wegen Meuterei einsperrte, meine Teure?«
»Ja, das ist Captain Blackwell.«
»Aha?« Er sah Austin interessiert an. »Es wäre schön, wenn wir diese Angelegenheit in Ruhe besprechen könnten, Captain, von Gentleman zu Gentleman.«
Austin erwiderte seinen Blick. Ein Aristokratensohn, der weit weg von zu Hause in einem spanischen Gefängnis festgehalten wurde. Weshalb? »Es wäre mir ein Vergnügen … sobald wir Boston erreicht haben.«
»Hervorragend!« Der Mann drehte sich schwungvoll um und begann, auf das Boot zuzuschreiten. »Sie brauchen mir kein eigenes Quartier herzurichten, Captain. Eine Hängematte irgendwo wird mir vollauf genügen.«
Ein Gentleman seines Ranges und Vermögens würde normalerweise auf die Kabine eines hohen Offiziers pochen. Die Etikette schrieb sogar vor, dass Austin ihm seine eigene Kajüte oder die seines Ersten Offiziers anbot – oder eine der freien Passagierkabinen.
Letzteres jedoch hieße, dass er neben Evangeline untergebracht wäre.
»Ich kann gewiss einen Platz für Sie bei der Mannschaft im Vorschiff finden.«
Für einen winzigen Moment hielt Wittington inne, dann aber ging er grinsend
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