Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)
ihr heiß, und sie war verwirrt. Immer wieder musste sie an seine Küsse denken, an seine Hände, die unter ihre Kleidung geglitten waren und ihre Haut berührt hatten, an seine geflüsterten Worte der Begierde. Ihr Verlangen nach ihm brachte sie nachts um den Schlaf und ließ sie Tag für Tag nach ihm Ausschau halten.
Lord Rudolph leistete ihr unterdessen auf höchst angenehme Weise Gesellschaft. Oft stand er mit ihr und Seward an Deck oder spielte bei Regen mit ihr Karten in der Offiziersmesse. Er erzählte ihr Geschichten von seinen Reisen, von weit entfernten Ländern und exotischen Menschen. Er berichtete von chinesischen Damen, die an der Seite von Männern mit Händen und Füßen kämpften, von siamesischen Frauen, die ihre Körper auf beängstigende Weise verbiegen konnten, von Polynesierinnen, die sich die Gesichter tätowierten. Miss Pyne wäre schockiert gewesen, aber Evangeline war fasziniert und neugierig.
Über sein Leben in England sagte er sehr wenig. Und wenn sie ihm direkte Fragen stellte, wechselte er rasch das Thema.
Ihr fiel es leicht, mit ihm über sich zu sprechen. Sie beschrieb ihm ihr Leben in Gloucestershire, erzählte ihm vom Tod ihres Vaters, von Harley und ihrem Entschluss, von zu Hause fort und nach Amerika zu gehen. Seine Entrüstung über Harley und wie er ihren Mut rühmte, ihr Glück in einem neuen Land zu suchen, wärmten ihr das Herz.
Die Tage zogen dahin, aber Evangeline empfand die Monotonie als erholsam. Keine Meutereien mehr, keine Schurkinnen, keine Gefängniserstürmungen. Einzig drei Ereignisse gab es, welche die ansonsten ruhige Reise störten: die Ankunft eines amerikanischen Schiffes, um ihnen von Anna Adams zu berichten, ein Anschlag auf Austins Leben und das Problem mit Evangelines Gebetbuch.
Kapitel 11
D rei Tage nach Havanna holte sie das amerikanische Schiff ein. Morgens tauchte es achteraus auf, und da es schneller als die schwere Aurora segelte, war es am späten Nachmittag längsseits.
Evangeline und Lord Rudolph sahen von der Reling zu, wie zunächst Signale und freundschaftliche Rufe ausgetauscht wurden, bevor ein Boot von dem anderen Schiff heruntergelassen wurde und drei Männer zur Aurora gerudert kamen.
Captain Blackwell kam vom Kommandodeck, um seine Gäste zu begrüßen.
Ein kleinerer Mann mit wirrem rotem Haar, einem jungenhaften Grinsen und Kapitänsstreifen an seiner Jacke klopfte ihm auf die Schulter. »Blackwell! Schön, Sie zu sehen! Und vielen Dank für das hübsche Spielchen in Havanna. Ich hatte seit Jahren nicht mehr so viel Spaß.«
»Freut mich, dass ich Ihnen damit dienen konnte.«
»Von wegen! Ich will die ganze Geschichte. Wer war die Frau mit den Kanonenkugeln? Solch ein unbarmherziges Geschöpf ist mir mein Lebtag noch nicht begegnet! Sie hat sich eine blutige Schneise durch die armen spanischen Soldaten geschlagen und Unmengen Blut vergossen. Die Frau gehört an den Galgen.«
»Ist sie denn auf dem Weg zum Galgen?«
Der amerikanische Captain schüttelte unglücklich den Kopf. »Nein, sie konnte uns entkommen.«
Ein Flackern leuchtete in Austins Augen auf. »Eine Frau ist zwei Schiffen voller Kanonen entkommen?«
»Eine Frau und ihr mordender Pirat. Er ist ein riesiger, hässlicher Schurke, der wie ein Irrer lachte, während er rechts und links von sich Männer niederschoss. Sie schafften es zu der englischen Fregatte, und dort fingen sie an, die Männer über Bord zu werfen.«
Evangeline hielt sich an der Reling fest. Sie dachte an die englischen Matrosen in ihren vertrauten Uniformen, von denen einer im Gloucestershire-Dialekt gesprochen hatte.
»Wir haben sie aus dem Meer gefischt und an Land gebracht. Wie sie sagten, ließ sie den Männern, die sich ihrem Piraten nicht anschließen wollten, die Wahl zwischen einer Kugel in den Bauch und einem Sprung über Bord. Sie waren außer sich, weil wir sie retteten. Erst dachten wir daran, die englischen Bastarde zur Arbeit auf unseren Schiffen zu zwingen, aber wir haben sie doch lieber an Land geschickt.«
»Sehr anständig von Ihnen«, murmelte Lord Rudolph.
Der amerikanische Captain blickte in seine Richtung und zog die roten Brauen hoch. »Wer ist das, Blackwell?«
Lord Rudolph trat vor und reichte ihm die Hand. »Ein englischer Bastard.«
»Das ist Lord Rudolph Wittington«, sagte Austin knapp.
Der Captain schüttelte ihm die Hand und sah fragend zu Austin. »Ein Freund von Ihnen?«
»Ich bringe ihn nach Boston.«
»Wir können Sie schneller hinbringen«, bot der
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